"Bin für Kürzung der Sommerferien"
Nach langem Homeschooling fordern Eltern in NÖ laut Studie eine Kürzung der Sommerferien.
STEINFELD. Das Thema Homeschooling hat im vergangenen Jahr tausende Eltern in Niederösterreich begleitet. Wie sie diese Zeit erlebt haben, spiegelt nun eine exklusive repräsentative Umfrage wider. Durchgeführt wurde sie vom Marktforschungsinstitut Karmasin, im Auftrag der Bezirksblätter NÖ und der RMA-Medien (mehr dazu im NÖ-Blick auf S. 17). Demnach sagten 75,7 % der Niederösterreicher, dass ihre Kinder die Schule und sozialen Kontakte sehr vermisst hätten. Zwei Drittel fanden die ständigen Veränderungen und neuen Regeln zu Schule und Homeschooling belastend. Und 56,8 % sagten, dass sie nicht den Platz für ungestörtes Lernen hätten. Zudem forderten knapp 50 % der Befragten eine Verkürzung der Sommerferien, um in der Schule Stoff nachzuholen.
Drei Kinder, drei Schulen
Es sind Ergebnisse, die Sandra Sobhian gut nachvollziehen, teilweise auch selbst bestätigen kann. Ihr drei Kinder besuchen unterschiedliche Schulen und alle drei betreute die Ebreichsdorferin im Homeschooling. "Grundsätzlich hat es gut bei uns funktioniert", sagt sie. "Da sich die Kinder gegenseitig hatten, haben sie auch die Kontakte sicher nicht so vermisst wie andere." Zudem sei ihre Familie in der privilegierten Situation, dass alle Kinder ein eigenes Zimmer hätten. "Das hat es erleichtert", sagt sie. "Und wenn ein Computer gefehlt hat, dann gab es den dann zum Geburtstag oder zu Weihnachten." Auch das sei etwas, was in vielen Familien schwieriger wäre. Was die ständigen Veränderungen betrifft: "Das Homeschooling hat von Mal zu Mal besser funktioniert. Man hat dazugelernt, zuletzt war alles gut eingespielt." Schwieriger sei gewesen, dass bis kurz vor Schulöffnung noch ein Schichtunterricht in der Volksschule geplant gewesen sei und dann plötzlich doch nicht. "Da muss man als Eltern flexibel bleiben, was aber nicht bei allen möglich ist", so Sobhian. Die Forderung nach kürzeren Sommerferien könne sie auch unterschreiben: "Unabhängig von Corona sind neun Wochen einfach zu lange. Für viele berufstätige Eltern ist das eine Wahnsinnsherausforderung. Man muss ja nicht um die Hälfte kürzen, es würden schon zwei Wochen reichen."
"Bin gegen Kürzung"
Die Trumauer VS-Direktorin Alexandra Kropf hält von einer Kürzung der Sommerferien hingegen wenig: "Meine Kollegen waren im vergangenen Jahr doppelt- und dreifach-belastet: Sie kümmerten sich um Präsenzunterricht, Homeschooling, erledigten Korrekturarbeiten und hatten eigene Kinder im Homeschooling." Die Lehrer benötigten im Sommer selbst Zeit zu Erholung. Abgesehen davon, dass die Ferien für die Fortbildung genutzt werden müssen. "Mit der Sommerschule in den letzten zwei Wochen der Sommerferien ist hier eine gute Lösung gefunden worden - da können sich die Lehrer auch freiwillig melden, das hat im letzten Sommer auch super geklappt." Ansonsten kann auch die Direktorin die Studien-Ergebnisse bestätigen: "Die Schule ist ein sozialer Ort, wo soziales Lernen einen großen Teil einnimmt. Es ist ganz verständlich, dass die Kontakte fehlen." Das beginnt bereits beim Schulweg, wo die Schulkinder Freunde treffen und miteinander lachen. "Das zieht sich in die Pausen, wo sie dann zusammensitzen", so Kropf. "Und die ständigen Veränderungen und neuen Regeln haben uns ein hohes Maß an Flexibilität abgefordert - wobei ich da der Regierung keinen Vorwurf mache, die reagieren halt auf die verändernden Bedingungen wie die Virusvarianten."
Zur Sache - So sehen es die Schüler:
EBREICHSDORF. Der neunjährige Rafael Sobhian lernte mit seiner Schwester Shirin und seinem Bruder im Homeschooling. Zwar vermisste er seine Freunde, aber er konnte dafür im eigenen Tempo arbeiten, sagt er. "Und auch etwas länger schlafen." Zur Länge der Sommerferien: "Neun Wochen sind schon sehr lange und es wird dann auch langweilig." Die 13-jährige Shirin möchte keine kürzeren Sommerferien, denn: "Im Sommer ist es heiß und man kann so viel draußen unternehmen!" Im Homeschooling hat sie zwar ihre Freunde vermisst, aber: "(...) es war auch chillig, weil man in der Früh länger schlafen konnte."
Hier gehts's zur Umfrage der Woche: Sollen die Sommerferien verkürzt werden?
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