Trauriger Zeuge der Klimakrise
Fischa in Siegersdorf droht Klima-Tod
Trockener Zeuge der Klimakrise: Der Fischa geht das Wasser aus. Und den Fischen der Lebensraum. Die BezirksBlätter waren in Siegerdorf unterwegs, um sich ein Bild zu machen.
SIEGERSDORF. Traurig blickt Gerd Kiefl, Ortsvorsteher von Siegersdorf und Vizebürgermeister der Großgemeinde Pottendorf, in das Flussbett. Wo einst sogar Regatten stattfanden, ist heute nur mehr ein paar Zentimeter tief Wasser. Fische? Fehlanzeige!
Ein Juwel verdurstet
Einst Naturjuwel des Industrieviertels, Lebensader und -raum. Heute staubtrockene Wüste oder seichtes Rinnsal. Die Fischa-Dagnitz zwischen Haschendorf und Siegersdorf ist ein Schatten ihrer selbst. In Siegersdorf fließt zwar noch Wasser, aber nicht genug.
Gewässerverantwortlicher Ernst Lenz vom Sportfischerverein für Wien und Niederösterreich erklärt:
"Der Teil des Ursprungs führt noch Wasser, da sind zwei kleine Quellen. Aber nach 100 bis 150 Metern ist es aus"
, bedauert er. Zwischen Haschendorf und Siegersdorf ist es überhaupt trocken, in Siegersdorf gibt es noch zwei kleine Quellen, die die einst stolze Fischa mit Wasser speisen.
Fischa ohne Fische
Die Wassertiefe beträgt zwischen Haschendorf und Siegersdorf nur noch zehn bis 20 cm. Die Fische sind so gut wie weg, am Restbestand erfreuen sich Fischotter, Reiher und der neu zugezogene Gänsesäger, ein Vertreter der Entenvögel. Der isst am liebsten ganz kleine Baby-Fische. "Der Gänsesäger ist erst seit zwei, drei Jahren da", sagt Lenz. "Er ist der Tod der Fische." Früher gab es eine Fischzucht, die Tiere wurden soweit möglich gerettet. Wo es einst bis zu 75 cm tief war, sind jetzt Lacken. Wenn überhaupt.
"Es ist 2 nach 12. Ein Bach ist gestorben. Wasser wird noch unser Gold. Der Mensch glaubt es nur noch nicht. Ich schon. Ich bin geprüft worden mit der Dagnitz.",
ist Gewässerverantworlicher vom Fischereiverein Ernst Lenz traurig.
Niederschlag und Bewässerung
Gründe für die Trockenheit sieht Lenz einerseits im mangelnden Niederschlag und dem dadurch gesunkenen Grundwasserspiegel. Aber auch die Bewässerung sei schuld: Wenn genug Wasser da ist, sei ein Teilen mit Industrie und Landwirtschaft kein Problem. Doch bei Wassermangel fehlt jeder Tropfen weniger.
Früher eine Konstante
"Die Fischa war früher immer konstant", sagt Ortsvorsteher Gerd Kiefl beim Lokalaugenschein mit den BezirksBlättern. Bis vor wenigen Jahren habe es sogar eine Regatta bis zur Siegersdorfer Kirche gegeben. Jetzt schwimmen in dem Teil, der noch genügend Wasser führt, zahme Enten. Kiefl ist 51 Jahre alt, einen Zustand wie jetzt hat er noch nicht erlebt. Trotzdem hofft er, dass die Fischa wieder ein stolzer Fluss wird: "Vor 100 Jahren soll es auch schon so gewesen sein.", erzählt er. Ernst Lenz ist pessimistisch: "Ein Bach ist gestorben. Wasser wird noch unser Gold." Und er ergänzt.
"Wenn wir Wasser machen könnten, wären wir jetzt Götter!".
Trotzdem würde er die Rückkehr des Wassers gerne erleben. Damit die Fischa wieder zum Juwel wird.
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