"Wurden einfach rausgestrichen"
Empörung bei der Feuerwehr: Laut neuem nationalen Covid-Impfplan ist sie nicht mehr kritische Infrastruktur.
STEINFELD. Es herrscht Ärger und Unverständnis bei den heimischen Feuerwehren. Denn bislang galt die Feuerwehr laut nationalem Covid-Impfplan als kritische Infrastruktur und hätte daher in der kürzlich gestarteten "Impfphase Zwei" gegen das Corona-Virus geimpft werden sollen. Doch offensichtlich wurde die Feuerwehr still und heimlich aus dem nationalen Covid-Impfplan gestrichen - so heißt es vonseiten des österreichischen Bundesfeuerwehrverbands (ÖBFV). "Wir sind nicht einmal in einer spätere Phase versetzt worden, wir sind einfach gänzlich rausgestrichen worden - ohne uns vorher in Kenntnis darüber zu setzen", sagt Andreas Rieger vom ÖBFV. Der Grund für das Vorgehen laut Regierung: die Knappheit der Impfdosen.
Wegen Knappheit
"Natürlich soll für die Feuerwehr nicht der gesamte Impfvorrat verwendet werden - aber warum werden andere Blaulichtorganisationen explizit im Plan erwähnt und wir nicht", sagt allerdings Rieger. Zudem müssten nicht alle der 250.000 Feuerwehrleute geimpft werden - viele seien nicht aktiv, zu jung, bereits geimpft oder wollen es gar nicht: "Sprich: die Zahl wäre deutlich geringer." Es sei ärgerlich, dass die Feuerwehr noch zu zehntausendst bei den Massentests im Einsatz war und das freiwillig und unbezahlt. "Und wenn es dann um einen Impfschutz geht, werden wir unter den Tisch fallen gelassen", sagt er. "Wir sind täglich einsatzbereit, helfen bei Feuer, Unfällen, Sturmschäden und vielem mehr - da sollte man uns schon als relevante Infrastruktur deklarieren." Wenn der Plan so bleibt wie er ist, hätte die Feuerwehr theoretisch erst nach einem Amateursportklub ein Anrecht auf die Impfung.
Erhöhtes Ansteckungsrisiko
Ähnlich sieht es auch der Günselsdorfer Feuerwehrkommandant Franz Zöchling: "Wir sind in letzter Zeit verstärkt zur Unterstützung der Massentestungen herangezogen worden, auch sonst besteht ein erhöhtes Risiko für uns, dass wir uns bei einem Einsatz mit Corona anstecken - gleichzeitig werden wir nicht ausreichend geschützt!" Er selbst habe sich bereits für eine Impfung registriert und auch bei seinem Team erwarte er eine entsprechende Impfbereitschaft. "Wobei jetzt nicht alle total euphorisch sind, da für uns nur der AstraZeneca Imfpstoff infrage kommt und der weist ja bekanntlich eine schlechte Wirkung bei der südafrikanischen Virus-Variante auf."
Fehlende Wertschätzung
Für den Ebreichsdorfer Ortschef Wolfgang Kocevar zeige das Vorgehen die fehlende Wertschätzung für die Einsatzkräfte: "Geklatscht wird immer, aber wenn es darum geht Wertschätzung zu zeigen, hält sich die Regierung zurück. Die Feuerwehrleute setzen sich täglich und unbezahlt für unsere Sicherheit ein, es ist das Mindeste, dass man sie entsprechend schützt", so Kocevar. "Hätte man nicht verabsäumt genügend Impfstoffe zu beschaffen, hätten wir jetzt keine Knappheit." Eine klare Kritik schickt Kocevar auch an die Europäische Union: "Letztendlich wurde die EU für solche Krisenzeiten gegründet, hier hat sie aber eindeutig versagt." Jedenfalls seien hier jetzt alle Landeshauptleute gefordert ein Machtwort zu sprechen. Ein offizielles Machtwort gab es indes vonseiten der NÖ Landesregierung nicht, man verwies die BEZIRKSBLÄTTER aber auf eine kürzlich stattgefundene Pressekonferenz zur Jahresbilanz der Freiwilligen Feuerwehren in Niederösterreich. Demnach sei dort vom Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner bestätigt worden, dass es seitens der Landespolitik eine klare Zusage gebe, "dass die Freiwillige Feuerwehr in Phase zwei bei der Impfung dabei ist."
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