Vorbereitungszeit- mehr Einkehr als Umkehr?
Wenn die Priester Violett tragen- Der Advent zwischen Fasten und Feiern.

Foto: Fotos: "Weihnachten, wie es früher war" (privat)
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Der Advent ist eine besondere Zeit - und eine besondere Mischung aus Freude und Vorbereitung. Das sieht man heute sehr schön an den liturgischen Farben des Advents: Am ersten, zweiten und vierten Sonntag wird die Farbe des Verzichtes, violett getragen. Doch am dritten Adventsonntag, der "Gaudete" heißt (dt. freut euch), sind die Messgewänder rosa - das Weiß des Festtages scheint quasi schon durch das Violett hindurch. Die Parallele zum vierten Fastensonntag vor Ostern "Laetare" (dt. freue dich) ist dabei ganz bewusst gewählt.

Die Grundordnung des Kirchenjahres betont den doppelten Charakter des Advents: Er ist einerseits Vorbereitungszeit auf das weihnachtliche Hochfest mit seinem Gedächtnis des ersten Kommens des Gottessohnes zu den Menschen und andererseits soll durch dieses Gedenken zur Erwartung der zweiten Ankunft Christi am Ende der Zeiten gelenkt werden. In einer Stimmung vorweihnachtlicher Freude und Erwartung will man sich auf den besinnen, dessen Ankunft (lat. adventus) diese besondere Zeit vorbereiten soll, nämlich auf Jesus Christus.
Wann genau die Adventszeit in der Kirche eingeführt wurde, lässt sich heute nicht mehr genau klären. Da sie der Vorbereitung auf das Geburtsfest Jesu Christi dient, kann sie frühestens ab dem vierten Jahrhundert begangen worden sein. Denn erst ab dieser Zeit hatte sich die Feier des Weihnachtsfestes in der Gesamtkirche weitestgehend durchgesetzt.
Genau wie das Osterfest sollte es auch auf das Geburtsfest hin eine Vorbereitungszeit in Form von Mäßigung und vermehrtem Gebet geben. Und wie bei der österlichen Bußzeit diente dafür ein ganz bestimmtes Ereignis als Vorbild:  das 40 tägige Fasten Jesu in der Wüste. Vom Weihnachtsfest am 25. Dezember rechnete man dementsprechend sechs Wochen zurück, sodass die vorweihnachtliche Fastenzeit nach dem 11. November begann. Allerdings wurde diese Fastenzeit in der Kirche nicht einheitlich begangen: So schwankte die Anzahl der Adventsonntage zwischen vier und sechs.

Papst Gregor der Große (590 bis 604) legte die Zahl auf vier Sonntage fest - symbolisch für viertausend Jahre, die nach damaliger Auffassung zwischen Sündenfall und der Ankunft des Erlösers lagen. Auf einer später einberufenen Synode (1038) wurde festgelegt, dass der erste Adventsonntag stets in der Zeit zwischen 27. November und dem 3. Dezember liegt. So können also der 4. Adventsonntag und Heilige Abend zusammenfallen.
Auch wenn das Adventsfasten heute nicht mehr ausdrücklich verlangt wird, hat die Adventszeit prinzipiell ihren Bußcharakter nicht verloren. Oft stand sogar, beeinflusst durch irische Mönche, die endzeitliche Erwartung einer baldigen Wiederkehr des Gottessohnes im Vordergrund, was den Advent zu einer Zeit der Umkehr und Buße macht.
War also früher die Adventszeit eine strikte Fastenzeit, ist sie heute eher für Glühwein, Kekse und Gemütlichkeit bekannt. Weihnachtsmärkte öffnen teilweise schon Mitte November. Die Kirche lehnt diese Kommerzialisierung der Weihnachtszeit ab.
Für Christen ist die Adventszeit traditionell eine Zeit, in der besinnliche Lieder (Adventsingen) gesungen, Weihnachtskrippen aufgestellt und Adventkränze mit den 4 Kerzen geschmückt werden, die das wachsende Licht symbolisieren, das Jesus mit seiner Geburt in die Welt gebracht hat. Dieser Brauch stammt vom Theologen Johann Hinrich Wichern aus Hamburg (1839). Ein weiterer Brauch, besonders für Kinder ist der Adventkalender: Er hat 24 Türen und hinter jeder Tür befindet sich ein kleines Bild oder ein Impuls, wodurch das Warten auf Weihnachten verkürzt werden soll. Nicht unerwähnt werden soll das beliebte Fest des Hl. Bischofs Nikolaus mit seinen Gaben für die Kinder. Gelegentlich kann man auch noch Krippenspiele erleben. Immer beliebter, auch bei Jugendlichen, ist der Besuch der sogenannten "Roratemessen" am frühen Morgen. Selbstgemachte Weihnachtsdekoration macht beim Christbaumschmücken besondere Freude ebenso wie eine selbstgestaltete Krippe mit dem Jesuskind, die unter dem Christbaum aufgestellt wird.

So ist die Adventszeit zwar nicht mehr die "stillste Zeit" im Jahr, aber doch eine besinnliche Vorbereitung auf das schönste Fest im Jahreskreis, das mit seiner Botschaft "GLORIA ET PAX" selbst nicht religiöse Menschen immer mehr berührt.

Foto: Fotos: "Weihnachten, wie es früher war" (privat)
Foto: Fotos: "Weihnachten, wie es früher war" (privat)
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