Blinde Kuh oder Kafkas Labyrinth
Am 16., 17., 18. November findet jeweils um 19.30 Uhr die Wiederaufnahme von "Blinde Kuh oder Kafkas Labyrinth" im theaterObjekt statt. Die Vorführung am 18. November ist zudem Teil der Europäischen Theaternacht.
Die Neuen sind da. Aber sie sind noch nicht angekommen. Der Weg bis hierher war lang, die Wege hier sind es auch. Umwege, Sackgassen, verschlungene Pfade.
Und dann kommt das Warten dazu. Warten auf den Bescheid, warten auf den Deutschkurs, warten auf eine Wohnung, warten auf einen Job. Dazwischen Behördenwege, Formulare, Unverständliches.
Grundthema des Stücks ist die Frage, wie Integration und Identität sich vereinbaren lassen. Was macht Integration aus? Woran ist sie erkennbar? Was wird von der Gesellschaft erwartet? Was macht Identität aus? Was hat Identität mit Familiengeschichte zu tun? Muss man etwas von seiner Identität aufgeben, wenn man sich integrieren will?
Im Zentrum des Geschehens steht der Beamte Josef M., eine kafkaeske Figur, er führt die standardisierten Befragungen durch und entscheidet, wer bleiben darf und wer das Land verlassen muss. Ein kleiner Gott. Er tut seine Arbeit gewissenhaft, aber freudlos, manchmal zynisch. Seine Sekretärin, eine gebürtige Bosnierin, gut integriert und assimiliert, ist ihrem Chef stets zu Diensten. Die blinde Justitia würfelt darum, wer bleiben darf und wer nicht.
Drei Flüchtlinge befinden sich im Wartezimmer des Amtes. Sie warten und während dessen triften sie immer wieder ab in ihre Erinnerungen: Da ist Said, der von seiner jungen Ehefrau träumt, mit der er vor der Rache der Eltern aus Afgahnistan geflohen ist und die jetzt im Iran festsitzt. Oder Karim, der bereits einen Pass hat, aber nach Frankreich übersiedeln möchte und nicht versteht, dass das nicht möglich sein soll. Der kommunikationsfreudige Ali wiederum nimmt mit Einheimischen zum ersten Mal Kontakt auf und scheitert kläglich beim Versuch Tabak zu kaufen, weil er den Mann von der Trafik nicht versteht.
Außerhalb des Geschehens stehen zwei Figuren. Der Warner und der Erzähler. Immer wieder tauchen sie auf, lassen sich nicht abschütteln, wenn sie wie eine Kassandra über Populismus, Entstehung des Faschismus und Gefahren für die Demokratien sprechen und singen und so das Geschehen kommentieren.
Die drei syrischen Schauspieler stammen aus Aleppo und haben vor ihrer Flucht unter der Regie von Bashir Khordaji in der feien Theaterszene gearbeitet. Alaaeldin Dyab und Bashir Khordaji wirkten zudem an der Produktion „Kasimir und Karoline“ der Salzburger Festspiele 2017 mit. Diese Produktion wurde für den Nestroy-Preis 2017 nominiert.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.