"Mit kriminalistischem Spürsinn"
Stadtarchivarin Anne Holzner ist der Vergangenheit auf der Spur
HALLEIN (kra). Wenn Anne Holzner in den alten Pergamentbänden im Stadtarchiv blättert, entfaltet sich vor ihren Augen das Leben der Menschen in früheren Zeiten. Und wenn sie über ihre Arbeit als Stadtarchivarin erzählt, werden aus den kleinen Mosaikstückchen der Daten und Fakten, ganze Gewebe von Geschichten über die Vergangenheit.
Seit 1978 bei Dürrnberggrabungen dabei
Die gebürtige Halleinerin ist die wissenschaftliche Leiterin des Stadtarchivs und des Stille- Nacht-Museums. Und eigentlich ist Anne Holzner Archäologin. Schon früh war sie von diesem Beruf fasziniert. Seit 1978, damals noch als Schülerin, ist sie bei allen Grabungen auf dem Dürrnberg im Einsatz gewesen. Ist demgegenüber die Tätigkeit in einem Archiv nicht sehr trocken? Nein, als fad und staubig empfindet die gebürtige Halleinerin ihre Arbeit ganz und gar nicht. "Man braucht allerdings ein bißchen kriminalistisches Gespür und das Wissen, in welchen Dokumenten man die Spuren von Ereignissen oder Familiengeschichten weiterverfolgen kann", erklärt sie. Dass sie außerdem Juristin ist, hilft ihr bei der Arbeit mit der Materie.
Dokumente erzählen spannende Geschichten
Im Archiv lagern durchaus eindrucksvolle Dokumente: Die älteste Urkunde des Archivs stammt aus 1325 und ist ein Pergament, versehen mit üppigen Siegeln. Es belegt eine Stiftung von Wachs für die Kirche am Georgenberg. "Wir haben hier die ganzen alten Salinenpläne, die mittelalterlichen Halleiner Kassa- und Schiffahrtsbücher der Saline und alte Ratsprotokolle." Mit so einem alten Kassabuch begann zum Beispiel Anne Holzners jüngste Recherche zu Jospeh Mohr, dessen familiären Verbindungen in Hallein die Wissenschaftlerin derzeit auf der Spur ist. "Ich wusste, dass der Großvater von Mohr in der Saline angestellt war, und da er vor seiner Frau verstorben ist, machte ich mich auf die Suche nach einem Beleg über eine Salinenpension. Und tatsächlich wurde sie in den Kassabüchern fündig: Die Pension war allerdings erst nach einem Gesuch der Witwe bewilligt worden. Die Kassabücher gaben nebenbei eine weiteres spannendes Detail preis: Der Großvater Mohrs hatte sieben Mal den Halleiner Theatersaal zur Aufführung von Komödien angemietet. "So kann ich mir mit diesen Dokumenten stückweise die Lebensgeschichten erarbeiten und bekomme dann auf einmal ein ganzes Netzwerk von Beziehungen und Begebenheiten heraus."
Alte Bücher sind heute noch interessant
Der Bestand des Stadtarchivs ist aber auch abseits von historischen Jubiläen oder der wissneschaftlichen Forschung ganz praktisch und aktuell interessant:
"Die alten Hauschroniken der Altstadthäuser werden zum Beispiel für Fragen des Denkmalschutzes herangezogen interessant. Oder die Leute suchen Informationen aus den alten Grundbüchern, die Auskunft geben über Wasser- oder Wegerechte und andere eingetragene Dienstbarkeiten." Die Grundbücher selbst liegen zwar im Salzburger Landesarchiv, aber wer sich dafür interessiert, erfährt von Anne Holzner, ob im jeweiligen Fall überhaupt Dokumente vorliegen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.