Öffentlicher Verkehr
VOR-Bus in Furth darf Fahrgäste nicht mitnehmen
Der öffentliche Verkehr ist sicher in Städten einfacher zu regeln, als in entlegenen ländlichen Regionen.
TRIESTINGTAL. Manche Maßnahmen des Verkehrsverbundes muten jedoch wie ein Narrenstreich an: Da steht ein auf Öffis angewiesener junger Jahreskarteninhaber in Furth bei der Bushaltestelle, der Bus fährt vorbei, ohne ihn mitzunehmen. Wie das? Weil es sich um eine von täglich sechs planmäßigen Leerfahrten (drei taleinwärts, drei talauswärts) zum späteren Abfahrtspunkt handelt!
Fahrgäste verärgert
"Das ist natürlich ein Schildbürgerstreich. Ich habe bereits beim Verkehrsverbund Ostregion (VOR) interveniert, bisher vergeblich", ärgert sich auch Bürgermeister Alois Riegler. VOR-Pressesprecher Georg Huemer dazu: "Leerfahrten sind organisatorisch leider oft notwendig, besonders in Sacktälern. Dabei dürfen aus versicherungsrechtlichen Gründen keine Fahrgäste transportiert werden. Die Fahrpläne werden aber - auch in diesem Fall - laufend evaluiert und optimiert." Ortschef Riegler will demnächst auch den zuständigen Landesrat Ludwig Schleritzko um Unterstützung bitten.
Ältere Personen benachteiligt
Der Bustransfer Furth/Mittelschule Weissenbach funktioniert relativ reibungslos, problematisch wird's oft beim Umsteigen am Bahnhof Weissenbach. Dazu die führerscheinlose Renate Benes: "Vor meiner Pensionierung bin ich problemlos mit Bahn und Bus zwischen Wien und Furth gependelt, heute ist alles auf den Schulverkehr eingeschränkt. Bei einem Spitalsaufenthalt meines Mannes war ich auf die Hilfe der Nachbarn oder ein teures Taxi angewiesen."
Radweg statt Schiene
Dass sich die regionalen Politiker zu wenig gegen die Einstellung der Bahnlinie zwischen Weissenbach und Hainfeld gestemmt hätten, lässt Altenmarkts Bürgermeister Josef Balber nicht gelten: "Die Bundesbahnen haben die Fahrgastzahlen analysiert und sich anstelle des unrentablen Schienenverkehrs für den Ausbau der Buslinie entschieden." Das war bereits 2004, schlägt aber bis heute Wellen bei der Bevölkerung. Die Schienen sind längst abgebaut, die Trasse wurde von der Gemeinde zur teilweisen Nutzung als Triestingtal-Radweg erworben.
Weltreise Klein Mariazell
Während die Taktung der Linienbusse entlang der B18 zum Bahnhof Weissenbach zufriedenstellend läuft, sind die Ortsteile in den Seitentälern in der sonst so gepriesenen idyllischen Einsamkeit punkto Öffentlicher Verkehr benachteiligt. Wichtige Arzt- oder Apothekenbesuche werden für Personen ohne Führerschein oft zum Tagesausflug. Eine Dame, die auch im örtlichen Kulturleben integriert ist, schildert: "Mariazell im Wienerwald ist mit seiner berühmten Wallfahrtskirche und vielen Kulturveranstaltungen ein Tourismus-Magnet. Für Tagestouristen aus anderen Regionen oder aus Wien ist eine Anreise und zeitgerechte Heimfahrt mit Öffis nahezu unmöglich. Speziell Schulklassen oder Seniorengruppen müssen sich dazu einen Reisebus mieten."
Bürgermeister Josef Balber: "In Altenmarkt gibt es auch ein von Gemeinde und Land gefördertes Anruf-Sammeltaxi."
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