KZ Mauthausen
Neben dem Morden spielten sie Fußball

Die SS-Mannschaft dominierte die Oberdonauliga und trug bis Anfang April 1945 Spiele aus.  | Foto: Vojenský historický archiv, Prag, Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen
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  • Die SS-Mannschaft dominierte die Oberdonauliga und trug bis Anfang April 1945 Spiele aus.
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Es klingt ungeheuerlich, aber im Konzentrationslager Mauthausen wurde begeistert Fußball gespielt. Sterben und einem Ball nachjagen, scheinbar kein Widerspruch. In der Gedenkstätte gibt es in Abständen die Führung "Fußball im KZ Mauthausen".

MAUTHAUSEN. Nicht nur das SS-Wachpersonal hatte ein Team, das seine Spiele auf einem Fußballplatz vor den KZ-Toren austrug – höchst erfolgreich und unter dem Beifall des Publikums. Auch Häftlinge trugen auf dem Appellplatz Spiele aus. Bernhard Kolbe arbeitet in der Gedenkstätte Mauthausen und recherchiert zum Thema "Fußball im KZ Mauthausen" und macht dazu Führungen.

Häftlings-Fußball

KZ Mauthausen, März 1945: "Das letzte Spiel zwischen ´Vienna’ und der spanischen Meisterelf wurde wieder zu einem großen sportlichen Ereignis." Das Zitat stammt aus einem Häftlingsspielbericht. Die Vienna, die hier erwähnt wurde, ist nicht der gleichnamige Verein aus Wien, sondern es dürften vermutlich österreichische Häftlinge gewesen sein. Unter den spanischen Häftlingen war jedenfalls Saturnino Navazo, ein Profifußballer und begnadeter Kicker. Das hatte vermutlich dem brutalen SS-Aufseher und Mörder Hauptsturmführer Georg Bachmayer gefallen. Bachmayer soll ein Fußball-Fan gewesen sein und hatte den Lagerfußball gefördert.

Die Häftlinge fertigten sogar Holzpokale für ihre Fußballmeisterschaft an. | Foto: Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen (AMM)
  • Die Häftlinge fertigten sogar Holzpokale für ihre Fußballmeisterschaft an.
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Häftlinge trugen sogar eine Meisterschaft aus, mit Holzpokalen für die Sieger. Diese privilegierten Häftlinge konnten zwar genauso getötet werden, aber viel seltener. Meist wurden sie Funktionshäftlinge, zum Beispiel Küchengehilfen. Jüdische und sowjetische Häftlinge waren vom Fußball ausgeschlossen.

SS in der Oberdonauliga

Die Mauthausener SS-Männer hatten ein gutes Team. Ihr Fußballplatz befand sich direkt neben dem "Russenlager", das die längste Zeit als "Kranken- oder Sanitäts-Lager" benutzt worden ist – und somit von 1943-1945 einer der tödlichsten Lagerbereiche war. Vermutlich starben viele Menschen auch während der sonntäglichen "Kickerl". Die SS-Mauthausen spielte ab 1944 in der Oberdonauliga und wurde im selben Jahr noch Herbstmeister. "Die SS wollte gut vor dem Publikum spielen, das aus der Umgebung, aber zum Teil auch aus Linz oder Steyr kam", sagt Kolbe von der Gedenkstätte. "Ein ehemaliger Spieler aus Steyr erinnerte sich, dass ausgehungerte Häftlinge beim Bankett nach dem Spiel servieren mussten."

Die SS-Mannschaft dominierte die Oberdonauliga und trug bis Anfang April 1945 Spiele aus.  | Foto: Vojenský historický archiv, Prag, Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen
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Unglaublich, bis Anfang April 1945, einen Monat vor Kriegsende, fanden hier Spiele statt. Männer, die Tag für Tag Häftlinge quälten, folterten, erschlugen, zogen am Sonntag Dressen an und kickten gegen den LASK, die SV Urfahr, Hertha Wels, gegen die Steyrer Kicker von Vorwärts und Amateure, gegen Reichsbahn Linz und SK Enns.

Zur Sache:

Die nächste Führung "Fußball im KZ Mauthausen" gibt es wieder während der Fußball-EM im Sommer 2024. Die Gedenkstätte ist auf der Suche nach Archivmaterial, z. B. Fotos, Spielberichte, etc. im Zusammenhang mit Fußball im KZ.
Infos: mauthausen-memorial.org/de

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