Systemtheoretiker mit 30 Kühen ist manchmal Clown
Josef Lummerstorfer war in den 80er-Jahren schon ein Biobauer
GRAMASTETTEN (fog). Schöner könnte das Haus Knollmayr, ein Bauernhof, der 1380 erstmals erwähnt wurde, nicht liegen. 1982 schmiss Josef Lummerstorfer sein Informatikstudium und wurde Mühlviertler Biobauer in Wieshof in Gramastetten.
„Jetzt wäre es zum Heugen“, dachte sich Josef „Pepi“ Lummerstorfer eines Tages beim Computer-Programmieren während eines Ferialjobs, als er bei Schönwetter aus dem Fenster schaute. Ab diesem Moment hatte er begriffen, dass er in der Landwirtschaft zu Hause ist. Der Rückkoppelungs-Gedanke bei der Systemtheorie, der sich gegen das kausale Input-Output-Denken stellt, ließ ihm aber auch als Bauer keine Ruhe.
Biomilch und Clownerie
Als Lummerstorfers Vater an Krebs erkrankte und „Pepi“ den Bauernhof übernahm, zog es ihn zwangsläufig auf die Bio-Schiene.Nur da war sein ganzheitliches Denken mit Rückkoppelung umsetzbar. Wer etwas Neues ausprobiert, der macht am Anfang Fehler. Und es wäre nicht Lummerstorfer gewesen, wenn er sich nicht als Biobauer am Anfang „verzettelt“ hätte, also Lehrgeld bezahlte. Inzwischen weiß er wie „Bio“ funktioniert, hat 30 Kühe und stellt Bio-
milch und Biojoghurt für Linzer Großküchen her. „Die Biobauern in der Gegend helfen auch alle zusammen“, sagt der 54-Jährige. Der Indien-Liebhaber ist verheiratet mit Christa und hat vier Kinder. Als ob nicht schon genug Leben in der gemütlichen Bauernstube wäre, haben die Lummerstorfers auch jedes Jahr einen Austauschstudenten einquartiert. Derzeit wohnt die Mexikanerin Ana Lucia in Wieshof.
Neben der Philosophie, „ich lese gerade Pfaller“, und der Systemtheorie interessierte sich der Landwirt gleichzeitig für die Schauspielerei, genauer die Clownerie. Legendär sind seine Auftritte als Clown, zum Beispiel im Slapstick-Duo D’LUST gemeinsam mit Martin Stöbich. Bei der „uwe“-Generalversammlung im Gramaphon brachten die beiden mit dem Auftragswerk „Wegnis“ so manchen Zuschauer zum Lachen und ins Schwitzen. Mit einer Leonardo Da Vinci-Brücke thematisierten die beiden das Brückenbauen und Scheitern. Aber schon bei „Wann & Witz“ spielte Lummerstorfer Kabarett. Darüber hinaus ist der 54-Jährige in der Meisterklasse der Clownerie beim Theater Olé in der Beatrixgasse im 3. Wiener Gemeindebezirk engagiert. „Einmal pro Woche fahre ich zum Proben mit dem Zug nach Wien. Das ist für mich eine willkommene Abwechslung“, so Lummerstorfer. Das nächste Mal spielt er am 25. März mit Olé in Wien (www.theater-ole.at). „Carmen“ – die Oper auf lustige Weise – ist am 30. Juni und 1. Juli auch im Starzerhof Gramastetten zu sehen.
Schon lange verbindet „Pepi“ eine Freundschaft mit dem Künstler und Verleger Christian Thanhäuser aus Ottensheim. Er erinnert sich gerne an die „Satzbaugenossenschaft Wieshof“ zurück, als ein kleiner Arbeitskreis über Literatur und Kultur diskutierte.
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