"Die Gailtaler Tracht ist unser Kulturgut!"
Es braucht Tage, bis ein Mädchen zur "sauberen" Gailtalerin wird.
THÖRL-MAGLERN (ak). Die Gailtaler Tracht zählt wohl zu den aufwändigsten in unserem Land. Fast jedes Haus hat seine eigene, geschichtsträchtige Tracht, die von Mädchen zu Mädchen weitergegeben wird. Sie muss erst gestärkt und gebügelt werden, bevor sie von ihrer Trägerin angezogen werden kann. Wie es ganz genau geht, weiß Diana Erat aus Thörl-Maglern, die in ihrem Greißlermuseum immer wieder Workshops zum Thema "Die Pracht der Tracht" abhält.
A saubere Gailtalerin
„Es liegt mir am Herzen, dass diese wunderschönen Trachten richtig gestärkt werden und die Mädchen korrekt angezogen sind. Es ist unser Kulturgut und dessen sollte sich jede Trägerin bewusst sein”, sagt die Trachtenschneiderin. Die Aufzeichnungen der Tracht reichen immerhin über 200 Jahre zurück. „Kleine Unterschiede von Ort zu Ort sind üblich. Dass der Gürtel beim Mädchen rechts getragen wird, weil der Mann auf der linken Seite der Gailtalerin geht, ist aber überall gleich", sagt Diana Erat.
Und noch ein Detail ist der Expertin wichtig. „Das Wolltuch der Gailtalerin wird zu einem Dreieck geschlagen und die Fransen nach innen getragen. Bei der Gailtalerin gibt es kein Dekolleté. Sie ist eine hochgeschlossene Tracht, die mit einer geraden Linie des Tuches abgeschlossen wird”, erklärt Erat.
Stärken und bügeln
Nur der Volant des Unterrockes und die Ärmel der Bluse werden in einem Wasser-Stärke-Gemisch eingeweicht. Nach einem Tag in dicken Tüchern und dem kurzen Antrocknen folgt jetzt die schwierigste Arbeit, das Bügeln.
„Mit einem Bügeleisen ohne Dampf wird nur der Volant des Unterrockes trocken gebügelt. Er darf schöne Wellen schlagen. Den oberen Teil des Unterrockes nicht stärken, denn die Tracht muss eine schöne Kegelform haben und darf die Gailtalerin nicht wie ein Schwammerl aussehen lassen”, erklärt Erat und das ist ihr besonders wichtig.
Den "Kreschel" bei der Bluse stärkt Diana Erat mit Zuckerwasser, dafür hat sie allerdings keine Mengenangabe. „Es muss zwischen den Finkern picken”, erklärt sie und legt schon los. Mit flinken Fingern wird Falte für Falte gelegt, das Zuckerwasser sorgt dabei für den nötigen Halt. Was bei ihr so einfach und rasch von der Hand geht, bedeutet für viele mühsame und stundenlange Arbeit.
„Schon meine Großmutter nannte eine richtig gestärkte Gailtaler Tracht und ein korrekt angezogenes Mädchen "a saubere Gailtalerin”. Das würde ich mir für unsere Kirchtage im Tal auch wieder wünschen."
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