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Völkermarkt
100 Jahre Volksabstimmung: Ein Festtag für Kärnten

Ganz Kärnten feiert den Ehrentag. | Foto: Kristina Orasche
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  • Ganz Kärnten feiert den Ehrentag.
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Am 10. Oktober feiert Kärnten das 100-jährige Jubiläum der Kärntner Volksabstimmung. Das gesamte Bundesland ehrt diesen Tag durch unterschiedliche Aktivitäten. So auch im Bezirk Völkermarkt.

Volksschüler setzen ein Zeichen

Im Rahmen der landesweiten Veranstaltungsreihe "Carinthija 2020" zur Feier des Jubiläumsjahres hat die Volksschule Völkermarkt Stadt ursprünglich ein großes Straßenfest mit dem Titel "Völkermarkt 2020 – quo vadis?" geplant. Corona-bedingt musste das Fest abgesagt werden. Als Ersatz dafür hat sich die Schule etwas Besonderes einfallen lassen.

Völkerverbindende Begriffe

Schüler haben Zeichnungen gestaltet, die jetzt bis zum Advent in der 10. Oktoberstraße hängen.  | Foto: Kristina Orasche
  • Schüler haben Zeichnungen gestaltet, die jetzt bis zum Advent in der 10. Oktoberstraße hängen.
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Schüler haben Zeichnungen, passend zu friedens- und völkerverbindenden Begriffen, gestaltet. Diese Zeichnungen mit dreisprachigen Begriffen wurden auf Fahnen gedruckt, die bis in den Advent die 10. Oktoberstraße schmücken werden. "Die Zeichnungen sollen als sichtbares Zeichen nach außen hin für das gute Zusammenleben der Volksgruppen in Völkermarkt dienen", so Direktor Norbert Haimburger. Die Wörter sind dreisprachig in Deutsch, Slowenisch und Italienisch auf der Fahne abgedruckt — die beiden Kärntner Landessprachen und die dritte für die Zugehörigkeit zum Alpen-Adria-Raum. Neben den Schriftfarben in den Kärntner Landesfarben enthalten die Fahnen auch einen grünen Balken. Das Grün steht für die Farbe der grünen Stimmzettel, die bei der Volksabstimmung am 10. Oktober 1920 verwendet wurden, um für den Verbleib bei Österreich zu stimmen.

„Blick auf das Land verändern“

Der St. Kanzianer Thomas Zeloth ist Direktor des Landesarchives. | Foto: Bernhard Horst
  • Der St. Kanzianer Thomas Zeloth ist Direktor des Landesarchives.
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Zum 100-Jahr-Jubiläum der Volksabstimmung hat die WOCHE mit dem Direktor des Landesarchives Thomas Zeloth aus St. Kanzian über das Leben nach der Volksabstimmung und die größten Meilensteine des Bezirkes gesprochen.

WOCHE: Wie hat sich das Leben in Südkärnten nach der Volksabstimmung verändert?
Thomas Zeloth: „Der Jahrhunderte alte Wirtschafts-, Lebens- und Kulturraum blieb innerhalb des Bundeslandes Kärnten erhalten. Das wäre an und für sich ein großer Erfolg gewesen, hatte aber auch einen bitteren Nachgeschmack. Da Kärnten nicht ungeteilt blieb, bedeutete die Abtrennung des Mießtals, das Jahrhunderte lang zu Kärnten gehörte und das ohne Volksabstimmung durch den Vertrag von St. Germain an den SHS-Staat angeschlossen wurde, einen schmerzlichen Rückschlag. Durch den Verlust der Industriestandorte in Mežica, Črna, Prevalje und Ravnje wurde Völkermarkt vom Industriebezirk zum strukturschwachen Agrarbezirk mit einer kleinbetrieblichen, kaum konkurrenzfähigen Landwirtschaft. Dazu kamen das vergleichsweise geringere Pro-Kopf-Einkommen und die hohe saisonale Arbeitslosigkeit. Das waren Strukturschwächen, die zu einer beständigen Abwanderung aus den Randzonen, etwa aus Eisenkappel, führten. Wer nicht im Agrarsektor Arbeit fand, dem bot der Bezirk wenig Arbeitsmöglichkeiten."

Was waren die größten Meilensteine für den Bezirk in den letzten 100 Jahren?
Thomas Zeloth: „Der größte Meilenstein war wohl das Wiederzusammenwachsen einer historischen Region über die Grenzen des Staates hinweg, nach Entstehen der Republik Slowenien im Jahre 1991. Voraussetzung dafür war, dass der Ballast aus vielen Jahrzehnten in den letzten Jahren, wenn nicht ganz, aber großteils, abgeschüttelt wurde. Es ist eine Neuausrichtung gelungen, nämlich die positive Besinnung auf das gemeinsame kulturelle Erbe einer Region, die vor den Grenzen des Staates nicht Halt macht. Augenscheinlich wird das zum Beispiel in Bleiburg, das sich von der Grenz- zur Kulturstadt entwickelte und von der Vielfalt unserer gemeinsamen Kultur in Kärnten besonders profitiert."

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Bezirkes?
Thomas Zeloth: „Ich wünsche mir für die Zukunft des Bezirkes, was ich mir für ganz Kärnten wünsche: Dass sich der Blick auf das Land und unseren Bezirk verändert. Weg von der konfliktreichen Vergangenheit und der bloßen Reduktion auf die Schönheit des Landes hin zum Hochtechnologieland Kärnten, mit einer leistungsfähigen Wirtschaft, mit gut ausgebildeten Arbeitskräften. Dass wir in einer modernen Gesellschaft mit besonderen kulturellen Wurzeln leben. Für den Bezirk bin ich überzeugt davon, dass das Geschäftsleben und das Gewerbe auf den Hauptplatz, ins Zentrum der Stadt Völkermarkt, zurückkehren werden. Verbunden ist damit die Hoffnung, dass Völkermarkt jenes urbane Zentrum wird, das jeder Bezirk braucht."

Stimme für Österreich

Hans Mosser wünscht sich ein friedliches Miteinander | Foto: Privat
  • Hans Mosser wünscht sich ein friedliches Miteinander
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Bei der Volksabstimmung 1920 hat sich die Bevölkerung für den Verbleib bei Österreich ausgesprochen.

Am Samstag jährt sich die Kärntner Volksabstimmung zum 100. Mal. Corona-bedingt müssen die Jubiläums-Feierlichkeiten kleiner ausfallen als geplant. "Trotzdem ist es wichtig, dass die Kärntner dieses historische Ereignis auch 100 Jahre später nicht vergessen und um dessen Bedeutung wissen", erklärt Kulturvermittler Hans Mosser. Ausschlaggebend für diese Volksabstimmung war der Friedensvertrag von St. Germain 1919 als Ausdruck des Selbstbestimmungsrechts der Völker.

Friedensvertrag 1919

"Die diesbezügliche Bedeutung des Abwehrkampfes wird von Historikern kontroversell gesehen", erklärt Kulturvermittler Hans Mosser. Der gebürtige Griffner war bis zum Jahr 2005 Volks- und Hauptschullehrer bzw. Professor an der Bundeshandelsakademie Völkermarkt und Sprecher in diversen volkskulturellen Sendungen des ORF-Landesstudios Kärnten. Das Ergebnis der Volksabstimmung war eindeutig: 59,4 Prozent sprachen sich für den Verbleib bei Österreich aus. "70 Prozent der Gesamtbevölkerung im Abstimmungsgebiet gehörte der slowenischen Volksgruppe an. Der Abwehrkampf ist wie der Slogan ,Kärnten frei und ungeteilt‘ zum Mythos geworden", so Mosser. Im Distrikt Bleiburg (Moos, Vellach und Schwabegg) stimmten 51 Prozent für Jugoslawien, im Distrikt Völkermarkt (Pustritz, Tainach, Völkermarkt) sprachen sich 77 Prozent der Bevölkerung für den Verbleib bei Österreich aus.

Nach der Volksabstimmung hat sich das Leben der Bevölkerung verändert und zwar nicht nur zum Positiven. "Vor allem das Leben der Kärntner Slowenen hat sich nachhaltig geändert. Die im Vorfeld von der Landesversammlung gemachten Versprechungen, wie die sprachliche und nationale Eigenheit der Slowenen zu wahren, hatten nach dem 10. Oktober keine Bedeutung mehr", erklärt Hans Mosser. Ein großer Teil der slowenischsprachigen Bevölkerung flüchtete nach Jugoslawien, der permanente nationale Bekenntniszwang wurde für die Menschen zu einer großen Belastung und innerer Zerrissenheit. Für die nächsten 100 Jahre wünscht sich Mosser ein friedliches und respektvolles Miteinander in Kärnten. "Getragen vom Bewusstsein, in einem Land mit einer vielfältigen Kultur zu leben, die seit über einem Jahrtausend von zwei Quellen gespeist wird", appelliert Hans Mosser.

Lesen Sie in der Galerie anbei die persönlichen Worte der 13 Bürgermeister aus dem Bezirk Völkermarkt zu „100 Jahre Kärntner Volksabstimmung“.

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