Das Räuchern in den Rauhnächten
Expertin Annemarie Herzog spricht über das alte Brauchtum des Räucherns.
SITTERSDORF. Die Räucherin Annemarie Herzog ist durch ihre Vorträge und Bücher rund um das Thema Räuchern weithin bekannt. Der WOCHE verriet die gebürtige Sittersdorferin, was es speziell mit dem Räuchern in den Rauhnächten zwischen 24. Dezember und 6. Jänner auf sich hat. Diese Tage gelten als "geschenkte Zeit", da die Winterzeit genau um diese Tage länger dauert, als die Sommerzeit.
Ruhe und Loslassen
"Die Rauhnachtszeit sind Tage und Nächte der Ruhe und des Loslassens. Früher wurden sie auch wirklich als Geschenk gesehen", erklärt Herzog. Heutzutage ist jedoch genau das Gegenteil der Fall: Meist bestimmen Hektik und Unruhe die Feiertage. "Im Unterbewusstsein haben wir allerdings alle das Rad der Zeit gespeichert und daher bekommen wir auch in dieser Zeit die Sehnsucht zu spüren, etwas von diesen besonderen Nächten zu erfahren", so Herzog.
Kurzversion des Räucherns
Meist wird an den Abenden des 24. und 31. Dezember und 5. Jänner geräuchert. "Das ist die Kurzversion des Räucherns, die übriggeblieben ist", ergänzt die Räucherin. Die Rauhnächte beginnen am 24. Dezember um Mitternacht und enden am 5. Jänner um Mitternacht. Früher wurde an jedem Tag geräuchert.
Altlasten, Glück und Segen
Doch unabhängig davon, wie oft in den Rauhnächten geräuchert wird, das Räuchern bewirkt einiges. "Alte Energien, die sich in den Räumen sammeln werden entsorgt und mit Weihrauch desinfiziert. Damit trägt man diese Altlasten nicht ins neue Jahr", weiß Herzog, "Außerdem bittet man in dieser Zeit mit dem Räuchern um Glück und Segen für Haus, Hof und alle Menschen und Tiere, die darin leben."
Klassische Zutaten
Zu den klassischen Zutaten für das Räuchern in den Rauhnächten gehören Weihrauch, Myrrhe und Speik. "Es kann aber auch Wacholder, Holunder und Angelikawurzel verwendet werden. Das sind die Lichtbringer in dieser dunklen Zeit", verrät die Expertin. Der Ausdruck "dunkle Zeit" kommt übrigens daher, weil die Nächte in dieser Zeit länger sind als die Tage.
Sehnsucht des Menschen
Der Brauch des Räucherns hat sich noch eher in den ländlichen Regionen gehalten. Für Herzog hat das auch einen Grund: "Die Menschen am Land sind mehr mit der Natur und damit mit dem Brauchtum verbunden." Doch jeder Mensch spürt gerade in den Rauhnächten unterbewusst die Sehnsucht nach Ruhe: "Wenn man in Ruhe ist, kann man sich besser wahrnehmen und hineinhören, was wirklich wichtig im Leben ist."
Diese Sehnsucht zu stillen, kann das Räuchern in jedem Fall unterstützen.
Zur Sache:
Utensilien für das Räuchern daheim:
Räuchergefäß, Räucherkohle, eventuell Räuchersand, Zutaten (Weihrauch, Speik, Myrrhe, etc.)
Tipp: Mit Kohle ist das Räuchern effektiver, als zum Beispiel mit Glut aus dem Ofen. Während die Zutaten auf der Glut zu schnell verbrennen, können sie ihre Wirkung und Geruch auf der Kohle gut entfalten.
Annemarie Herzog über den Ursprung des Brauchs:
Bereits im 15. Jahrhundert berichtete der Publizist und Chronist Sebastian Franck über das Räuchern in der Zeit der Rauhnächte. Diese Bezeichnung besagt, dass das Räuchern in dieser Zeit schon damals einen wichtigen Stellenwert hatte. Auch damals wollte man damit die Häuser von allem Negativen befreien, damit es nicht ins neue Jahr getragen wurde.
Nähere Informationen über Annemarie Herzog: www.malusa.at
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