"Eine Behandlung zahlt sich auf jeden Fall aus"
Doktor Dieter Michael Schmidt verrät, wie man eine Alkoholsucht erkennt und was man dagegen tun kann.
EBERNDORF (ko). Bis einschließlich 21. Mai findet die "Österreichische Dialogwoche Alkohol" statt. Ziel dieser Woche ist es, mit den Menschen in Kontakt zu treten und sie für dieses Thema zu sensibilisieren. Auch im Bezirk Völkermarkt gibt es zum Thema Alkohol am 17. Mai einen Gesundheitstag im Stift Eberndorf. Der Eberndorfer Arzt Dieter Michael Schmidt ist einer der Vortragenden.
Leben wird vernachlässigt
"Eines der wichtigsten Kriterien, um eine Alkoholabhängigkeit zu erkennen ist, dass der Betroffene anfängt, alles andere zu vernachlässigen", erzählt Dieter Michael Schmidt. Das soziale aber auch das berufliche Leben rücken für Abhängige immer mehr in den Hintergrund. "Betroffene sind nur damit beschäftigt, darüber nachzudenken, wo sie Alkohol herbekommen."
Die Wesensveränderung
Eine Grenzmenge, an Hand der es möglich ist, risikoarmen und problematischen Alkoholkonsum zu definieren, will Schmidt nicht festlegen: "Es kommt nicht so sehr auf die Menge an, sondern auf die Wesensveränderung." Ein Beispiel hierfür seien junge Männer, die sich nur in alkoholisiertem Zustand trauen, eine Frau anzusprechen. Der Alkohol gebe ihnen ein gutes Gefühl und mache sie mutiger. "So ähnlich ist es auch bei den Alkoholkranken. Sie fühlen sich nur dann gut, wenn sie trinken."
Neben den psychischen Schäden kann der Alkohol auch den Körper des Betroffenen stark schädigen. Leberschäden, Hirnschäden, Magen-Darm-Probleme und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind Begleiterscheinungen, die sehr oft auftreten. "Auch mit Zahnverlust haben Abhängige oft zu kämpfen."
Behandlung bei Hausarzt
"Wenn festgestellt wird, dass jemand alkoholkrank ist, ist es wichtig, dem Patienten neutral und wertfrei zu begegnen", merkt Schmidt an. Die Alkoholsucht betrifft Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Traumatische oder belastende Ereignisse bilden häufig die Basis für die Entwicklung einer Sucht. "Den Betroffenen sollte klar sein, dass eine Alkoholabhängigkeit kein Drama ist und gut behandelt werden kann. Die Behandlung kann bei jedem Hausarzt erfolgen."
Wöchentliche Gespräche
"Am Beginn der Behandlung steht der akute Alkoholentzug", so Schmidt. Dieser kann entweder zu Hause oder im Krankenhaus erfolgen. "Zum Entzug gehören auch wöchentliche Gespräche. Diese Gespräche finden acht bis zehn Wochen lang statt." Danach treffen sich der Abhängige und der behandelnde Arzt im 14-Tage-Rhythmus. "Nach zwei Jahren ist die Behandlung dann abgeschlossen." Nach diesen zwei Jahren seien 80 Prozent der Patienten von Schmidt noch immer "trocken". "Die Erfolgsquote ist wirklich sehr hoch. Eine Behandlung zahlt sich auf jeden Fall aus."
ZUR SACHE:
Im Rahmen der Dialogwoche veranstaltet das Gesundheitsreferat Eberndorf heute einen Gesundheitstag im Stift.
Es gibt Vorträge von Kerstin Hribernigg (Krankenhaus de la Tour) und Dieter Michael Schmidt (Allgemeinmediziner).
Wann: 17. Mai
Wo: Stift Eberndorf
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