Jugend und Fitness: "Ein idealer Körper ist ihre Vorstellung von Norm"

Psychotherapeutin Gerda Trinkel aus Kühnsdorf: Einer ihrer Schwerpunkte ist die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
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  • hochgeladen von Simone Jäger

WOCHE: Was halten Sie vom Fitness-Trend, der immer mehr Jugendliche erfasst?
TRINKEL: Ich möchte als erstes festhalten, dass Bewegung grundsätzlich positiv ist. In der Adoleszenz rückt die Aufgabe, die Veränderungen des Körpers zu integrieren in den Vordergrund. Durch diese Veränderungen sind die Jugendlichen sehr verunsichert und sie streben nach einem idealen Körper um der Anerkennung ihrer Peer-group sicher zu sein. Ab ca. zwölf Jahren beginnen die körperlichen Veränderungen und hier beginnen sich Jugendlichen zu fragen, ob sie noch der Norm entsprechen. Einen idealen Körper zu haben, ist ihre Vorstellung von Norm. Früher war das Idealbild ein extrem schlanker Körper, was bei vielen zu Essstörungen führte und auch heute noch führt. Heute wird einem neuen Schönheitsideal nachgeeifert, man muss schlank und fit sein, also boomt die Fitness-Kultur.

WOCHE: Grundsätzlich ist doch nichts Falsches daran, wenn man sich schon als Jugendlicher fit hält und auf gesunde Ernährung achtet?
TRINKEL: Grundsätzlich befürworte ich das natürlich! Bedenklich wird es, wenn man seine Zeit nur mehr im Fitness-Studio verbringt und sich das ganze Denken nur mehr um den Sport dreht. Dies kann zur Sucht werden, die auch einen Namen hat: Anorexia Athletica. Solche Menschen können sehr einsam werden, da sie beginnen, soziale Kontakte und Freundschaften zu vernachlässigen.

WOCHE: Welche Rolle spielen soziale Medien wie zum Beispiel Instagram mit seinen ganzen perfekten Fitness-Models, die viele Jugendliche als Vorbilder sehen?
TRINKEL: Wie sehr sich ein Jugendlicher davon beeinflussen lässt, hängt von seinem persönlichen Hintergrund ab und welche Werte ihm mitgegeben wurden. Junge Menschen bis ca. 23 sind auf der Suche nach Ihrer Identität: Wer bin ich? Was bin ich wert? Muskeln stiften Identität. Bedenklich wird es, wenn das Streben nach Gesundheit und Fitness zur Ersatzreligion wird.

WOCHE: Wie meinen Sie das?
TRINKEL: Ewige Gesundheit, Fitness und Attraktivität gib es nicht. Es gibt auch Krankheit, Leid und Tod. Das muss man als Mensch aushalten lernen, doch viele blenden diesen Teil des Lebens aus. In Deutschland hat die Kirche diese Diskussion um die Ersatzreligion Fitness angefacht, da dort der Fitness-Kult noch viel ausgeprägter ist als bei uns.

WOCHE: Im ersten Teil der WOCHE-Serie "Jugend und Fitness" hat ein Fitnesstrainer bereits erwähnt, dass Kärnten dem Fitness-Trend hinterherhinkt und der Höhepunkt noch lange nicht erreicht ist. Kommt also noch einiges auf uns zu?
TRINKEL: Ich denke ja. Umfragen haben gezeigt, dass unter deutschen Jugendlichen das Fitness-Training als beliebteste Sportart das Fußballspiel überholt hat. Und das im Fußballland Deutschland! Unseriöse Fitness-Studios bieten laut Magazinberichten schon Trainingsprogramme für Zwölfjährige an, da der Fitness-Trend immer jüngere Menschen erreicht. Wobei man auch sagen muss, dass die Industrie diesen Trend enorm fördert.

WOCHE: Also alles Geschäftemacherei?
TRINKEL: Begonnen hat es damit, dass von medizinischer Seite her sowohl Bewegung als auch gesunde Ernährung propagiert wurde, was seine absolute Berechtigung hat. Da hat sich viel verändert. Jeder Manager hat heute seinen Personal Trainer. Den Manager mit dickem Bauch und Zigarette, den gibt es fast nicht mehr. Die Industrie beeinflusst dies aber. Es ist ein Geschäft, aufgebaut auf dem heutigen Schönheitsideal. Man muss sich vor Augen halten, dass Sport grundsätzlich gesund ist und Spaß machen soll. Es gibt aber noch viel mehr im Leben. Und irgendwann muss man seine Sinnfindung im Leben sowieso ändern, denn wie gesagt, ewig jung und schlank zu sein, geht nicht.

Mehr Storys über Jugend und Fitness findet ihr auf unserem Themen-Channel "Jugend und Fitness"!

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