Forschungskooperation
Klimawandel fordert neue Lösungen
Versorgungssicherheit mit Trinkwasser zur Klimakrise: Projekt der FH Campus Wien und Gemeinde Neuhaus.
NEUHAUS. „Wetterextreme machen Niederschläge unberechenbarer, lange Trockenperioden sind keine Seltenheit mehr und steigende Temperaturen tragen zum Wasserverbrauch bei", sagt Bürgermeister Patrick Skubel von der Gemeinde Neuhaus. "Budgetäre und personelle Einschränkungen gehören zusätzlich zu den Herausforderungen bei der Versorgungssicherheit von Kleinstgemeinden. Technische Lösungen können diese Herausforderungen entschärfen.“ Eine Versorgungssicherheit in Zeiten des Klimawandels – begonnen bei Trinkwasser – ist deshalb das Ziel eines Projekts, das die Fachhochschule (FH) Campus Wien mit der Gemeinde Neuhaus umsetzt.
Digitalisierung
Die Gemeinde Neuhaus hat knapp über 1.000 Einwohner sowie fünf Mitarbeiter (zusätzlich vier ausgelagerte Mitarbeiterinnen im Kindergarten) – mit dieser Gemeindegröße gehört Neuhaus zu den kleinsten Gemeinden in Kärnten. Im Bereich der kommunalen Digitalisierung wurden in den vergangenen Jahren aber bereits mehrere Pilotprojekte in Kooperationen umgesetzt. Eines davon ist LoRaWAN, das im Jahr 2021 gestartet wurde. Die Digitalisierungsinitiative der Gemeinde führte dazu, dass heuer im Juli die Forschungskooperation zwischen Neuhaus und der FH Campus Wien gestartet werden konnte, verantwortlich ist FH-Professor Heimo Hirner, der Leiter des Kompetenzzentrums Vienna Institute for Safety and Software Engineering (VISSE). Diese Kooperation beschäftigt sich eben im ersten Schritt mit dem wichtigen Thema der Trinkwasserversorgungssicherheit in Zeiten der Klimakrise.
Lösungen entwickeln
Das Projekt sieht folgend aus: "Teams aus Studierenden der Studiengänge Computer Science and Digital Communications (Bachelor) und Software Design and Engineering (Master) werden im Studienjahr 2022/2023 Prototypen für digitale Überwachungslösungen entwickeln, die den wenigen Gemeindemitarbeiterinnen und -mitarbeitern, aber auch der Bevölkerung eine verlässliche und effiziente Basis für den Betrieb der Wasserversorgung bereitstellen und somit die Versorgungssicherheit erhöhen", beschreibt Amtsleiterin Regina Wiedl. "Zudem wird die Forschungskooperation im Bereich Datenschnittstellen von der Kelag-Tochter kelmin Abrechnungs- und DienstleistungsgmbH sowie im Bereich digitaler Anwendungsfreundlichkeit von Roland Skof-Pe-#%schetz, einem externen User Experience Design-Spezialisten, fachlich unterstützt."
Qualität und Infrastruktur
Effektive und effiziente Gemeinde-Wasserversorgungsanlagen im Sinne der Gemeindebürger sollen unter den herausfordernden Bedingungen der Klimakrise und begrenzten Personalressourcen gestaltet werden. "Ziel ist es, einerseits die höchstmögliche Wasserqualität in der Gemeinde Neuhaus sicherzustellen, andererseits auch die Infrastruktur mit maximaler Professionalität, Nachhaltigkeit und Zweckmäßigkeit zu bewirtschaften und nachhaltig die Trinkwasserversorgungssicherheit in der Gemeinde sicherzustellen", so Skubel, der sich mit Hirner über die wissenschaftliche Zusammenarbeit freut. Mit den Ergebnissen rechne man auch mit einem wichtigen Impuls in Zeiten der Klimakrise für die österreichischen Wasserversorger.
Digitalisierung in der Gemeinde
NEUHAUS. Bereits seit mehreren Jahren setzt die Gemeinde Neuhaus verschiedene Initiativen im Bereich der kommunalen Digitalisierung sowie Pilotprojekte um. Kooperationspartner dieser Projekte, wie zum Beispiel GemeindeApp und digitales Sitzungsmanagement, sind das Land Kärnten und das Gemeindeservicezentrum. Im vergangenen Jahr wurde die Gemeinde Neuhaus mit ihren Projektpartnern, dem Land Kärnten und der Kelag-Tochter kelmin Dienstleistungs- und AbrechnungsgmbH, im Bereich LoRaWAN/Internet mit dem "A1 Kommunal Digital Award" ausgezeichnet, heuer folgte dazu eine 5G-Senderumrüstung im Gemeindegebiet.
Flächendeckend
"Im LoRaWAN-Pilotprojekt wurde ein flächendeckendes, energie- und kosteneffizientes sowie DSGVO-konformes LoRaWAN-Netzwerk im Gemeindegebiet von Neuhaus errichtet", beschreibt Amtsleiterin Regina Wiedl. "Zudem erfolgte unter anderem eine 100-prozentige Umrüstung der Wasserzähler im Bereich der kommunalen Wasserversorgung inklusive täglicher Zählerstandsablesung und Übernahme der Zählerdaten in das Novunex-Portal."
Weiterführende Lösungen
Das Forschungsprojekt mit der FH Campus Wien zur Versorgungssicherheit erarbeitet fortschreitende Lösungen. FH-Professor Heimo Hirner: „Beginnend mit dem Wintersemester 2022/23 haben Studierendenteams an der Umsetzung von Lösungen in Bachelor- und Masterprojekten zu arbeiten begonnen. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz sollen Methoden zur frühzeitigen Erkennung von Anomalien im Wassernetz erarbeitet werden. Dafür werden die Sensordaten der Gemeinde Neuhaus herangezogen. Der Fokus liegt dabei explizit auf den Anforderungen von Kleinstgemeinden. In weiterer Folge ist geplant, dass die von der FH Campus Wien entwickelten digitalen Anwendungslösungen auch andere Bereiche, wie etwa den Winterdienst, einschließen.“
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