Bleiburg
Neue Ausstellung holt Kärntner Slowenen vor den Vorhang
Das Werner Berg Museum zeigt die Ausstellung „doma/daheim – unterwegs zu den Kärntner Sloweninnen und Slowenen“.
BLEIBURG. Dem Maler Werner Berg widmet die Stadt Bleiburg seit 1968 ein Museum, welches zu einem Anziehungspunkt für Kunstliebhaber aus der ganzen Welt geworden ist. Bei den jährlich wechselnden Ausstellungen wird versucht einen thematischen Dialog zwischen dem Werk Werner Bergs und der jeweiligen Sonderausstellung zu finden.
Gegenüberstellung
Die Ausstellung „doma/daheim – unterwegs zu den Kärntner Sloweninnen und Slowenen“ zeigt Porträts von Menschen, deren Sprache selbstverständlicher Bestandteil Kärntens ist. "Sie vor den Vorhang zu holen ist Ziel der Gegenüberstellung von Werken der Fotokunst Karlheinz Fessls mit vielen Ölbildern und Holzschnitten Werner Bergs. Multimedial präsentiert, ergibt die Fülle der Einzeldarstellungen ein vielfältiges Gesamtbild", erklärt Arthur Ottowitz, Leiter des Werner Berg Museums.
Bildhafte Dokumentation
So wird die Ausstellung zur logischen Fortsetzung der erfolgreichen Präsentation „Manfred Deix trifft Werner Berg“ und ist wieder Teil der vielen pandemiebedingt auch 2021 stattfindenden Jubiläumsprojekte "CARINTHIja 2020". "Nach der überspitzten Sicht der Karikatur, die zum Nach- und Überdenken regionaler Eigenheiten führte, steht nun die bildhafte Dokumentation zahlreicher durch Region, Geschichte und Sprache verbundener einzelner Menschen im Fokus des Projektes, sei es im aktuellen Foto oder im heute bereits eine vergangene Zeit festhaltenden künstlerischen Werk", so Ottowitz. Großflächige Fassadengestaltungen erweitern die Ausstellung in die Innenstadt.
Gespräche und Fotografien
"Ich bin der Meinung, dass es für einen Fotografen, der seinen Beruf, hier in Kärnten, ernst nimmt, auch ungeschriebene Aufträge gibt, die zu tun sind. Deshalb begann ich im Jahr 2013 Menschen zu portraitieren und zu interviewen. Ich machte mich auf, ins Jaun- wie ins Rosen- und Gailtal, aber auch nach Klagenfurt, Graz und Wien, dorthin, wo die meisten Kärntner Slowenen leben", erklärt Karlheinz Fessl. Es entstanden Gespräche, Fotografien und Videos. Am Ende des jeweiligen Gesprächs wurde symbolisch das Staffelholz an den nächsten Slowenen übergeben. Die prominentesten Vertreter der Volksgruppe sollten den leiseren, den eher selten Gehörten, Raum geben.
Lebensgeschichten
"Das Projekt erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch. Es rührt aus journalistisch-künstlerischer Neugierde und der Überzeugung, dass die letzten Barrieren zu Fall gebracht werden können, wenn man konkrete Lebensgeschichten hört, liest und sieht. Bei keiner Arbeit zuvor habe ich mehr über mein Land und die Menschen meiner Umgebung gelernt", erklärt Fessl. Die Gespräche wurden in einem Zeitraum von sechs Jahren geführt. "Es war beeindruckend zu spüren, wie viele aus Überzeugung um den Fortbestand ihrer Sprache kämpfen, selbst wenn sie in Wien oder sonstwo leben, aber auch, dass manche die Flinte fast schon ins Korn werfen und sagen: „Wir sind bereits museumsreif. Unsere Sprache ist verstummt.“ Die Ausstellung hat von 1. Mai bis 31. Oktober, dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Corona-bedingt können keine Führungen stattfinden.
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