Seltene Lehrberufe vorgestellt
"Richtiges Berufsbild vermitteln"
GRAFENSTEIN/KÜHNSDORF. Immer mehr Lehrberufe in Österreich stehen vor dem Aussterben. Speziell Rauchfangkehrer müssen zum Beispiel mit dem Nachwuchsmangel kämpfen. Wir haben mit zwei Rauchfangkehrern aus dem Bezirk über den Mangel an Interesse am Handwerk gesprochen und gefragt, wie man dem entgegenwirken kann und was es dazu alles braucht.
Nachwuchsmangel
Daniel Schöpfer aus Kühnsdorf ist Rauchfangkehrer mit Leib und Seele. Er hat momentan keine Lehrlinge im Betrieb, möchte aber in den nächsten zwei bis drei Jahren wieder Leute ausbilden. Seine eigene Ausbildung zum Rauchfangkehrer hat Schöpfer nach der HAK-Matura im Betrieb seiner Eltern absolviert. Den Fachkräftemangel spürt man laut ihm in allen Branchen gleichermaßen: "Es ist für alle nicht einfach. Wichtig ist es hier, ein richtiges Berufsbild zu vermitteln. Jeder kennt das Klischee von Rauchfangkehrern, dass sie immer dreckig und nur dazu da sind, den Kamin zu säubern. Dabei gehört so viel mehr dazu. Dieses Handwerk hat wirklich Zukunft. Die Leute sollen das wissen", sagt Schöpfer. Laut ihm gab es in den letzten Jahren gerade in seiner Branche einen Umschwung von Lehrlingen zu Quereinsteigern, was ihn freut.
Was macht er denn?
Zu den Aufgaben eines Rauchfangkehrers gehören unter anderem die Feuerstättenreinigung, Abgasmessungen, Brandschutz, Feuerstellensichtprüfung, die Befundung von neuen Abgasfängen für die Behörden und auch die Energieberatung. Es handelt sich also um ein breit gefächertes Aufgabengebiet, das Abwechslung verspricht. Natürlich gab es in den letzten Jahren auch im Handwerk der Rauchfangkehrer einige Veränderungen. "Vor ein paar Jahren haben die jungen Leute noch die alten Zusatzherde weggeworfen, jetzt kehren sie wieder vermehrt dazu zurück. Die Gefahr von Blackouts und Stromausfälle aufgrund von Stürmen haben den Leuten gezeigt, dass solche Herde und Öfen sehr nützlich sein können", führt Schöpfer aus. "Auch bei den Heizungen will man immer mehr weg von fossilen Brennstoffen und hin zu erneuerbaren Energien, was auch von der Regierung stark gefördert wird", erklärt er.
Nicht allein
Bernhard Gritsch ist Rauchfangkehrermeister in Grafenstein und nimmt gerne Lehrlinge auf. Auch er spürt den Fachkräfte- und Lehrlingsmangel. "Die Vorteile eines Lehrberufes sind jahrelang wenig beworben worden. Deshalb ist das Interesse, diesen Berufsweg einzuschlagen, stark gesunken. Es wird dem mittlerweile entgegengewirkt und Lehrberufe wieder attraktiv gemacht. Industrie und Handel agieren hier mustergültig", meint Gritsch. Auch Schöpfer ist der Meinung, dass die vielen Maßnahmen für das Handwerk bald Früchte tragen werden.
Zur Sache
In Völkermarkt gibt es laut der Wirtschaftskammer fünf Rauchfangkehrer mit aufrechtem Gewerbe.
In Kärnten sind es derzeit 48 Rauchfangkehrer gesamt.
Die nächste Berufsschule für Rauchfangkehrer ist in Murau, Steiermark.
Laut der Wirtschaftskammer Österreich befanden sich im letzten Jahr 277 Personen in der Lehre zum Rauchfangkehrer.
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