Kommentar
Gespräch aus der Zukunft

Christian Marold
RZ-Chefredakteur | Foto: RZ

„Opa, erzähl mir, wie es damals war! Wir haben heute im Geschichtsunterricht gelernt, dass das Jahr 2020 so ziemlich alles auf der Welt verändert hat, stimmt das?“
„Ja, das ist richtig. Ich war damals Mitte vierzig und Anfang des Jahres 2020 hat sich alles sehr schnell verändert. So wie wir die Welt heute kennen, war sie vor dem Frühling 2020 nicht.“
„Aber was war vor 2020? War es besser?“
„Nein, es war eben anders. Schule, wie du sie heute erlebst, gab es damals in der Form nicht und zum Beispiel unser Gesundheitssystem wurde anders geregelt. Nehmen wir das Schulbeispiel her: Heute gibt es zwar noch Schulgebäude, aber für die meisten Unterrichtsfächer trefft ihr euch entweder online in Gruppen oder mit euren digitalen Unterrichtsmaterialien dort, wo ihr gerade das Thema behandelt. Damals gab es noch ausgedruckte Arbeitsblätter, Schulhefte und Schulbücher. All das kennt ihr gar nicht mehr. Eure digitalen Schulhelfer sind mittlerweile so handlich und für alles einsetzbar, da hätte man im Jahr 2020 noch zwei Laptops, einen Drucker und wahrscheinlich zwei Smartphones benötigt.“
„Was sind das für Geräte, die du gerade erwähnt hast?“
„Die Dinge kannst du gern deinen digitalen Schulhelfer fragen oder wir gehen nachher in das virtuelle Museum für historische Alltagsgegenstände. Jedenfalls war im Jahr 2020 der Start ins digitale Zeitalter für das Schulsystem. Zugegeben, es dauerte noch Jahre, bis alle fit genug waren und die Endgeräte für alle leistbar waren, aber geschichtlich gesehen, war damals ein sehr wichtiges Jahr, auch wenn die Umstände dafür nicht so lustig waren.“
„Wie meinst du das? Wegen der Virus-Geschichte?“
„Ja, genau. In sehr vielen Bereichen gab es damals für eine gewisse Zeit starke Einschränkungen und dies hatte dann Auswirkungen für die nächsten Jahre. Manche Konsequenzen spüren wir ja noch heute und ist das Ergebnis von manchen Dingen, die wir heute tagtäglich machen. Schau dir nur unser Gesundheitssystem an. Vor 2020 hätte sich keiner freiwillig ein Gesundheitschip unter die Haut einpflanzen lassen. Heute ist das selbstverständlich und jedes Kleinkind bekommt diesen Chip. Damit haben wir es weltweit geschafft, solche Pandemien wie 2020 sehr schnell zu lokalisieren und einzudämmen. Zudem gibt es heute die Weltgesundheitsdatenbank und die Pharmafirmen können viel schneller auf neue Erreger reagieren.“
„Also ist heute alles besser, als damals?“
„Nein, wie schon gesagt, es war anders – zumindest vor dem Jahr 2020. Die Regierungen der einzelnen Länder haben schließlich erkannt, dass Krankheiten nicht vor Grenzen halt machen. Wobei die grenzenlose Übertragung von Krankheiten unsere Freiheit damals massiv eingeschränkt hat. Der Charakter dieser Globalisierung hat sich nach 2020 sehr verändert. Heute reisen wir dank der technischen Innovationen schneller und leichter, aber die Auflagen sind viel strenger geworden.“
„Wir haben heute im Unterricht gelernt, dass es damals fast acht Milliarden Menschen auf der Erde gab. Heute sind es nur noch knapp fünf Milliarden. Lag das ausschließlich an diesem Virus im Jahr 2020?“
„Nein, es gab viele Faktoren. Zwei völlig neue Virenarten kamen ein paar Jahre später, zahlreiche Kriege, Umweltkatastrophen und die Geburten gingen aufgrund von Unfruchtbarkeit weltweit dramatisch zurück. Schuld hier waren Umwelteinflüsse. All das beeinflusste das weltweite Bevölkerungswachstum. Vielleicht auch nicht so schlecht, denn viele Gebiete sind mittlerweile unbewohnbar geworden.“
„Opa, ich bin froh, dass ich damals noch nicht auf der Welt war. Klingt alles nicht so toll.“
„Kann sein, aber es war ein Zeitpunkt für uns alle neue Wege einzuschlagen. Leider haben wir manche Chancen nicht genützt und manche Dinge haben wir richtig umgesetzt.“

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