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Substituierungs... was?

Vor zehn Jahren war die Frage: Wie sehr werden Maschinen Menschen in der Arbeitswelt ersetzen? | Foto: pixabay
  • Vor zehn Jahren war die Frage: Wie sehr werden Maschinen Menschen in der Arbeitswelt ersetzen?
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  • hochgeladen von Christian Marold

Vor genau zehn Jahren, also 2013, wurde eine Studie in den USA veröffentlicht, die weltweit für sehr viel Aufsehen und Aufregung sorgte. Zusammengefasst ging es dabei um das Substituierungspotenzial von Arbeit. Ah ja, und was heißt das? Etwas verständlicher als Frage formuliert: Wird die Digitalisierung dazu führen, dass Maschinen Menschen am Arbeitsmarkt ersetzen werden? Die Studie kam zum Ergebnis, dass (ausgehend von 2013) in zehn (sprich jetzt) bis zwanzig Jahren fast die Hälfte der Beschäftigten in den USA durch computergesteuerte Maschinen ersetzt werden könnten. Bei genauerer Betrachtung hatte diese US-Studie einige Schwächen, vor allem was den europäischen Arbeitsmarkt und Jobprofile anbelangt. Wissenschaftler aus Europa nahmen die Daten und verglichen sie mit der Situation am europäischen Arbeitsmarkt. Das Fazit: Etwa 15 Prozent könnten ersetzt werden, weil sich die Jobprofile ändern und nicht weil der Job oder die Arbeit dahinter verloren geht. Hätte man damals schon die demografische Entwicklung berücksichtigt, wäre der Aufschrei vor zehn Jahren mitunter etwas ruhiger ausgefallen. Warum? Blicken wir doch einmal in die Arbeitswelt von heute und fragen Arbeitgeber in allen Branchen wie die derzeitige Situation bei Fachkräften aussieht. So werden wir aus nahezu allen Bereichen unisono zu hören bekommen, dass händeringend qualifizierte Mitarbeiter gesucht werden. Es fehlt derzeit an allen Ecken und Enden. Das hat zur Folge, dass eingeschränkte Produktionen erfolgen, Aufträge abgelehnt oder Öffnungszeiten stark reduziert werden müssen. Im Gesundheitsbereich werden Behandlungszeiten verkürzt, Ordinationen oder Stationen geschlossen und die Wartezeiten auf Operationen sind erheblich länger geworden.

Das alles sind keine Nachwehen der Pandemiezeit. Sie hat nur einiges beschleunigt. Leider im negativen Sinn.

Was haben wir also gesamtgesellschaftlich bezüglich des Arbeitsmarkts verschlafen? Vielleicht wären wir in vielen Branchen froh darüber, wenn sich die Prognose der US-Studie von vor zehn Jahren bewahrheitet hätte. „In zehn bis zwanzig Jahren“, hieß es im Ergebnis. Ich frage mich ernsthaft, wo wir 2033 stehen werden, wenn jetzt schon ein solch enormer Fachkräftemangel herrscht. Es wäre an dieser Stelle auch zu kurz gedacht, wenn wir hoffen, dass flüchtende Menschen, die zu uns kommen, dieses Problem lösen könnten. Es kommen eben keine fertigen Fachkräfte zu uns. Mit einer guten Ausbildung, die wir ohne Zweifel anbieten können, wäre zumindest ein kleiner Teil des Fachkräftemangels im Jahr 2033 gelöst. Das aber mit viel Optimismus. Bei dem Mensch-Maschine-Thema habe ich da noch länger meine Zweifel.

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