Aufstand im Café Schmid Hansl
Reißerische Schlagzeilen werden im Kanon hinausposaunt – als Textblatt dienen Titelseiten des aktuellen Boulevards. Danach werden sie zerknüllt und auf den Boden geschmissen, weil: „Olle Menschen san ma zwida, kennt i in die Gosch‘n hau‘n“.
Der „Wiener Beschwerdechor“ trat vergangenen Donnerstag im Konzertcafé Schmid Hansl in der Schulgasse in Aktion. Geboten wurde eine gewagte Mischung aus Alt Wiener Liedern, volkstümlichen Einschüben und aktionistischen Einlagen. Eine Beschwerde an das Hinnehmen: „Wann klagt sich Grasser endlich selbst an?“ Dazwischen ein leises „Sum, Sum, Sum“ untermauert mit lautem Klagen gegen Ressentiments von Randgruppen, gegen Überwachung und Wurschtigkeit.
Vor einem Jahr ist Oliver Hangl mit einem Chor angetreten, der mit Schimpf und Raunzerei nicht spart. Ganz schnell ist man „am Oarsch daham“.
Provokant, mitreißend, das Publikum integrierend, appelliert der Beschwerdechor an die Zivilcourage. Stefan Foidl als Chorleiter macht plakativ, worüber viele nur reden. Seine Dirigentenhände kämpfen gegen das planlose Beschweren, gegen die dirigierte Zufriedenheit. Der „Wiener Beschwerdechor“ ist eine aktionistische Idee, die aus Finnland importiert wurde. Lag im Café Schmid Hansl anfangs noch eine Stille der Erwartungshaltung, erfüllte der Chor das Konzertcafé mit Leben. Und jetzt aufstehen und sagen: „Wir beschweren uns!“
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