Sommerinterview Währing
Bezirkschefin Nossek wünscht sich Zusammenhalt

- Bezirkschefin Silvia Nossek im Gespräch mit der BezirksZeitung über Pläne, Schulwegsicherheit und den Zusammenhalt im Bezirk.
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Währings Bezirksvorsteherin Silvia Nossek (Grüne) im Interview mit der BezirksZeiung. In der Vergangenheit sei vieles weitergegangen, aber es brauche weitere Akzente. Vor allem für den Zusammenhalt im 18. Bezirk.
WIEN/WÄHRING. Die BezirksZeitung hat sich mit Währings Bezirksvorsteherin Silvia Nossek (Grüne) getroffen. Im Sommergespräch verrät sie, was im 18. Bezirk gut läuft, wie die Zusammenarbeit mit den Fraktionen funktioniert – aber auch, was auf die Währingerinnen und Währinger bald zukommen wird.
Frau Nossek, Sommerzeit ist meistens auch die Zeit für eine erste Bilanz. Wie zufrieden sind Sie mit dem Jahr 2022 im Bezirk?
SILVIA NOSSEK: Große Freude habe ich mit der Jörgerstraße. In diese graue Bezirksecke diese Veränderung hineinzubringen, das macht einen großen Unterschied. Wir bekommen hier viele positive Rückmeldungen. Man merkt, was solche Veränderungen für Verbesserungen in einer Straße erzielen.

- Silvia Nossek und Michael Trinko (SPÖ) eröffneten im Juni den neuen Meeresspielplatz gemeinsam. Generell laufe die Arbeit mit den anderen Fraktionen gut, so Nossek.
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Und auch der Meeresspielplatz und die Outdoor-Fitness Anlage im Währinger Park sind jetzt fertig. Nicht zu vergessen ist ebenso die kulturelle Zwischennutzung in der Semmelweisklinik. Ein wichtiger Schritt für die Kultur im Bezirk. Außerdem ist das Projekt Klimafitte Pötzleinsdorfer Straße im Zeitplan.
Freuen Sie sich schon auf die Eröffnung der neuen Allee?
Ja natürlich, alles läuft nach Plan. Das wird ein großes Fest für den Bezirk!
Die Grünen sind keine Betonpartei
Es gibt hier aber auch Kritik, gerade, was den neuen Radweg angeht. Viele wundern sich, gerade in den Sozialen Netzwerken, dass viele Grünflächen jetzt zuasphaltiert werden – eben für den Radweg. Die Rede ist gar davon, dass die Grünen Währing eine "Betonpartei" sind. Ist das denn so?
Stadtplanung ist immer ein Kompromiss. Wir haben lange herumgetüftelt, ob wir einen Radweg im Straßenbereich schaffen. Das geht sich nicht aus. Und das heißt: Wenn man den Radverkehr für Kinder, Eltern und Großeltern zum Schlosspark hinauf fördern will, dann braucht es eben einen Radweg. Dort auf der Schienenstraße zu radl'n, wo die Autos mit Tempo 50 runterbrettern, ist keine sinnvolle Alternative. Ich kann diesen Radweg dort also nur an den Rändern beim Grünstreifen bauen. Gleichzeitig vergrößern wir in der Allee die Baumscheiben so sehr, dass die Linden weiterleben können. In Summe wird die entsiegelte Fläche um 50 Prozent vergrößert. Und ja, man kann jetzt vorwerfen, dass der Grünstreifen schmäler wurde. Aber jeder Kilometer, den die Leute nicht mit dem Auto sondern mit dem Rad'l fahren, hilft dem Klima mehr, als der breitere Grünstreifen. Es ist halt ein Kompromiss.

- Der erste Abschnitt der neuen Pötzleinsdorfer Straße wird bald fertig. Der Grünstreifen wurde kleiner, das führte auch zu Kritik.
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Und ja, man kann auch der Meinung sein, dass Radfahren generell unnötig ist. Aber so werden wir die Klimakrise nicht lösen. Da brauch ich mich nicht zu streiten, das sagen uns alle Experten und Expertinnen. Ich kann verstehen, dass sich manche den schmäleren Grünstreifen ansehen und sich denken, wie kann das denn eine Grüne machen. Aber in Summe ist es die beste Lösung. Ich bin immer für Kritik zu haben – aber ich habe bis jetzt noch keine bessere Lösung gehört.
Bleiben wir bei Grünraum. Medial wurde bekannt, dass am Gelände des ehemaligen Krankenhauses Orthopädie Gersthof mehrere Bäume fallen werden. Ein Teil, weil sie ihre natürliche Altersgrenze erreicht haben, ein Teil aber auch für den Schulausbau. Konkret geht es hier um zumindest einen Turnsaal. Wie stehen Sie dazu?
Natürlich freue ich mich nie, wenn Bäume gefällt werden. Aber wir brauchen dringend Turnsäle in Währing. Es ist also eine Interessensabwägung. Wissen Sie, wir haben 35 Schulstandorte im Bezirk. Wir führen ständig die Debatte, dass die Kinder mehr Bewegung machen sollen. Und dann muss man eben auch wieder einen Kompromiss eingehen. Wir brauchen die Turnsäle, Ersatzpflanzungen wird es ebenso dazu geben.
Ja, jeder Baum, der gefällt wird, tut weh. Und nein, es ist nie lustig, wenn Bäume gefällt werden müssen, gerade in Zeiten wie diesen. Aber wissen Sie, ich denke mir, es geht hier auch um die Relation. Jene, die sich jetzt aufregen, sollten sich auch einmal überlegen, das Auto stehen zu lassen. Man regt sich wahnsinnig auf, weil Bäume gefällt werden. Aber beim Klimaschutz geht's auch darum, wie man sich fortbewegt, lebt oder ernährt. Mir ist es ein Anliegen, dass unsere Kinder auch genug Bewegung bekommen.
Planung für den Aumannplatz
Ein weiterer Erneuerungsprozess wurde für den Aumannplatz ausgerufen. Derzeit gibt es einen Beteiligungsprozess mit dem Forum Aumannplatz. Die Menschen sollen hingehen und die Wiesen, den Platz, etc. für verschiedene Aktivitäten nutzen. Learning by doing praktisch. Wie zufrieden sind Sie mit dem Prozess?
Nach allem, was ich von der Gebietsbetreuung höre, läuft es sehr gut. Es gibt großes Interesse der Nachbarschaft und auch der Kulturschaffenden dort. Ich bin schon gespannt auf die Zusammenfassung der Ergebnisse von der Gebietsbetreuung. Die sollen im Herbst dann in der Bezirksentwicklungskommission vorgestellt und als Ausgangslage für die partizipative Planung 2023 dienen. Was ich mitbekommen hab, gibt es sehr viele Ideen. Außerdem werden wir auch endlich die Verkehrszählungen auf den Tisch gelegt bekommen. Da wird man dann sehen, was sich für Spielräume ergeben.
Wir haben jetzt über Pötzleinsdorfer Allee, Aumannplatz und mehr gesprochen. Frau Nossek, wo ist denn eigentlich Ihr Lieblingsplatzerl im Bezirk? Wo kühlt man sich an heißen Sommertagen denn ab?
Naja, das ist eine ganz schwierige Frage (lacht). Währing hat viele schöne Platzerl. Es ist schwierig, den einen Platz zu nennen – gerade weil sich die Menschen stark mit den verschiedenen Grätzln wie Gersthof oder Pötzleinsdorf verbunden fühlen.

- Für Nossek gibt es viele verschiedene schöne Platzerl im Bezirk. Eines davon ist der Kutschkermarkt, wo auch das Interview geführt wurde.
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Ich mag den Vogl-Platz oder den Kutschkermarkt. Märkte sind soziale Knoten, da kommt das Leben zusammen, das macht einfach Freude. Das gilt aber natürlich auch für alle anderen Plätze, Parkanlagen, Märkte und Schanigärten.
Nossek will mehr Zusammenhalt
Sie haben gerade von sozialen Knoten und dem Miteinander gesprochen. Sie meinten im Interview Anfang des Jahres, sie möchten den Zusammenhalt weiter fördern. Wie ist die Lage rund um das Miteinander im Bezirk?
Es gibt hohe Identifikation mit Währing und der Nachbarschaft im Bezirk. Mit Aktionen wie dem "Spiel im Park", im Schubertpark fördern wir das. Gerade solche Dinge sind eine wichtige Übung für alle. Denn jetzt, wo sich Leute mehr Sorgen machen, ist es wichtig, aufeinander zu schauen. Es ist mir ein Anliegen, das auch wieder in Erinnerung zu rufen. Es ist doch so: Als Einzelner kann ich erst dann ein gutes Leben führen, wenn auch mein Umfeld dieses hat.
Gibt es – neben "Spiel im Park" – auch andere Maßnahmen, die Sie hier setzen können?
Ja sicher, durchaus keine kleine Maßnahme ist etwa die Agenda Währing. Die Beteiligung für nachhaltige Bezirksentwicklung. Hier schauen engagierte Menschen, dass etwas weitergeht im Bezirk. Das andere sind all die vielen sozialen Knoten und Projekte in Währing. Die Pfarren, das Währing miteinander, die Schulleiterinnen und Schulleiter und so weiter. Wir unterstützen hier die Menschen und bieten Plattformen für Vernetzung.
Bleiben wir beim Thema Zusammenarbeit, dieses Mal aber bei der politischen Zusammenarbeit. Man hat das Gefühl, die Arbeit funktioniert mit fast allen Fraktionen recht gut. Nur von der ÖVP Währing gibt es sehr oft Kritik an ihrer Person, aber auch an den politischen Entscheidungen im Bezirk. Ist diese Kritik aus ihrer Sicht berechtigt und wie läuft die Zusammenarbeit mit der ÖVP?
Also, ich denke es ist doch so: Wenn man sich selbst als politische Opposition versteht (Anm.: ÖVP Währing), dann ist es auch die Aufgabe der Opposition zu kritisieren. Das gehört in einer Demokratie dazu. Meine Türen stehen jedenfalls immer offen. Wenn der Kontakt zu mir aufgenommen und bei Themen nachgefragt wird, dann hab' ich da noch nie Auskunft verweigert.
Das heißt von Ihrer Seite her: Eine gute Zusammenarbeit mit allen politischen Fraktionen?
Ja, mit allen politischen Fraktionen. Und ich sage es einmal so: Wenn man Zusammenarbeit will, dann ist das natürlich eine Geschichte von beiden Seiten. Da benötigt es auch ein gewisses Vertrauen und eine gewisse Kohärenz.
Märkte und Schulwege verbessern
Frau Nossek, blicken wir nach vorne. Was kommt jetzt noch auf die Währingerinnen und Währinger zu?
Auf jeden Fall die Eröffnung des Radwegs Pötzleinsdorfer Straße und des ersten Abschnitts der sanierten Pötzleinsdorfer Allee. Das wird am 8. Oktober sein. Auf dieses Fest freue ich mich schon sehr. Ich freue mich außerdem, dass bald die Baustelle der dritten Hauptwasserleitung Nord fertig sein wird – konkret im Herbst. Gleichzeitig haben wir hier einige Verbesserungen für den Schulweg zur Volksschule Scheibenbergstraße geschafft. Ansonsten sind wir an verschiedenen Ecken am Überlegen, weil schon einige Themen anstehen.

- Nachdem der Gersthofer Markt und der Johann-Nepomuk-Vogl-Markt verschönert wurden, soll jetzt auch der Kutschkermarkt gefördert werden.
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Zum Beispiel die Märkte. Diese boomen ja gerade. Nach Gersthofer- und Vogl-Markt steht jetzt am Kutschkermarkt etwas an. Wir überlegen uns gerade, diesen lebendigen Markt zu verbessern, etwa durch mehr Platz oder bessere Gestaltung – da fallen mir schon einige Dinge ein. Und dann kommen wir gleich zu den Schulwegen, wenn wir hier weiterdenken.
Was meinen Sie bei den Schulwegen konkret?
Mir ist es ein Anliegen, dass wir uns die Gentzgasse anschauen. Wir haben hier vor ein paar Jahren mit Tempo-30 versucht, den Menschen bewusst zu machen, dass dies nicht nur eine Durchzugsstrecke ist, sondern dass hier auch Menschen und vor allem Kinder zu Fuß unterwegs sind. Ich denke, das muss noch mehr in den Köpfen der Menschen ankommen. Hier muss etwas gemacht werden, denn leider reicht es offensichtlich nicht, wenn wir Tempo-30 Zone einführen. Ich frage mich immer, wie wir davon wegkommen, dass die Menschen eine Übertretung von Geschwindigkeitsbeschränkungen einfach als Kavaliersdelikt betrachten, sobald sie hinter einem Lenkrad sitzen.
Bewusstsein für Sicherheit fehlt
Das bedeutet, vereinfacht gesagt, es nützt nicht nur die Beschränkungs-Tafeln aufzustellen, es muss auch exekutiert werden, oder?
Nein, das verstehe ich eben nicht so. Also ich versteh es wirklich nicht. Menschen, die sich sonst als gesetzestreue Bürgerinnen und Bürger verstehen würden, halten sich da einfach nicht dran.

- Rasen sei für viele ein Kavaliersdelikt, so Nossek.
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Es gibt eine gesetzliche Regelung, ich weiß ehrlich gesagt nicht, wozu man da die Polizei braucht? Oder unbedingt bauliche Maßnahmen? Diebstahl im Geschäft ist verboten – und die meisten von uns stehlen nicht. Doch Geschwindigkeitsbeschränkungen werden von vielen maximal als Empfehlung gesehen.
Wenn sie die Notwendigkeit von Polizei und baulichen Maßnahmen nicht als Mittel der Wahl sehen, wie wollen Sie dies dann durchsetzen? Durch Bewusstseinsbildung direkt?
Das versuche ich genauso. Ich ersuche natürlich immer wieder die Polizei zu kontrollieren, was diese auch dankenswerter Weise tut. Auch bauliche Maßnahmen prüfen wir. Aber letztendlich ist es doch so: Die Verantwortung liegt weder bei der Polizei, noch bei den baulichen Maßnahmen. Sondern einzig bei der Person, die hinter dem Lenkrad sitzt und den Fuß am Gaspedal hat. Wenn wir sagen: Wenn die Polizei nicht kontrolliert, dann hält sich keiner dran. – dann ist das bereits ein großer Teil des Problems.
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