Waidhofen/Ybbs
,Wenn nötig, wird es Widerstand geben‘

- Initiatoren Raphael Kößl und Hermann Wagner beim Waidhofner Forellenbrunnen, dem Ort der Abschlusskundgebungen.
- hochgeladen von Eva Dietl-Schuller
Der Waidhofner Klima-aktivist Raphael Kößl im Interview zu Politik und Klimaschutz.
Interview: Eva Dietl-Schuller
Wie entstanden die Klimaproteste und warum ist Waidhofen der richtige Ort dazu?
RAPHAEL KÖSSL: Ich war mit Hermann Wagner, einem der Klimaprotestorganisatoren, auf Skitour am Schnabelberg. Zu dieser Zeit hat die damalige Regierung die Eckdaten der Steuerreform bekannt gegeben. Diese war praktisch ohne ökologische Steuerungsmaßnahmen. Wir entschieden: Da muss man doch was tun. Mit den Klimaprotesten in Waidhofen zeigen wir, dass es auch am Land Leute gibt, denen klimafreundliche Politik so wichtig ist, dass sie dafür auf die Straße gehen. Wir leben hier, und hier sollten wir uns für das einsetzen, was uns wichtig ist! Für den ein oder anderen ist es sicher eine Hürde, bei einer der seltenen Demonstrationen in Waidhofen mitzugehen und dabei dann ganz sicher von irgendjemandem erkannt zu werden. Aber: Wir zeigen in Waidhofen der Politik, dass es über viele Alters- und Sozialschichten Leute gibt, die für eine bessere Klimapolitik auf die Straße gehen.
War mit diesem Erfolg der Klimaproteste zu rechen?
Damit haben wir nicht gerechnet. Es ist uns natürlich nicht egal, wie viele Menschen kommen, aber daran wollen wir uns nicht messen lassen. Wenn man was als richtig erkannt hat, dann soll man es machen, egal ob mit 100 Anhängern oder allein. Es gibt in der Bevölkerung viel Resonanz. Wir freuen uns, dass konstant über 130 Leute dabei sind. Auch auf die Protestpost an die Bundesregierung, an die Nationalräte und den Waidhofner Bürgermeister Werner Krammer gab es Reaktionen. Die Menschen, die Briefe versandt haben, waren etwa bei Andreas Hanger und Georg Strasser eingeladen, zur Klimapolitik zu diskutieren, wir waren auch bei Stephan Pernkopf und Werner Krammer.
Was ist für Sie klimafreundliche Politik?
Die wichtigste Maßnahme, die die Bundesregierung in der Steuerpolitik setzen kann, um den Klimaschutz voranzutreiben, wäre in erster Linie die CO2-Bepreisung. Wenn jemand mehr CO2 verursacht, sollte er auch mehr zahlen müssen als jemand, der versucht, dies zu minimieren. Heute sind Produkte, die für die Umwelt schlecht sind, oft die billigsten. Doch das Gegenteil sollte der Fall sein: Umweltfreundliches Verhalten sollte belohnt werden und umweltschädliches Verhalten mehr kosten.
Wie geht es mit den Waidhofner Klimaprotesten weiter?
Wir haben für ein Jahr geplant, es gibt noch Proteste im Februar und März, dann werden wir eine Klimakonferenz einberufen, reflektieren und nach vor schauen. Dann werden wir sehen, ob es eine Fortsetzung oder eine andere Aktionsform geben wird. Wir werden der Bundesregierung auf die Finger sehen. Wenn es nötig ist, wird es in Waidhofen eine Art des Widerstandes gegen zukunftsvergessene Politik geben.
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