Immer mehr Kinder leiden an Diabetes Typ 1

Schon Sechsjährige können sich mit einem speziellen Pen Insulin spritzen. | Foto: Sven Weber/Fotolia
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BEZIRK. Während es in unseren Breiten bei jungen Patienten nur wenige Typ-2- oder genetisch bedingte Diabetesfälle gibt, ist die Zahl der Typ-1-Erkrankungen bei sehr jungen Kindern stark steigend. „In epidemiologischen Studien zeigt sich ein Trend zur immer früheren Manifestation der Erkrankung, vor allem bei Kindern unter fünf Jahren“, berichtet Walter Bonfig, Spezialist in den Bereichen Kinderendokrinologie und -diabetologie. Seit November 2015 ist er Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Klinikum Wels-Grieskirchen. In der Kinderdiabetologie werden dort derzeit 140 Diabetes-Patienten im Alter von 13 Monaten bis 18 Jahren betreut. Bonfig erklärt, welche Diagnosemöglichkeiten und Therapien für die jungen Patienten zur Anwendung kommen.

Wie verläuft für Kinder der Weg der Diagnosefindung bei Diabetes mellitus?

Meist stellt der Kinderarzt bei den typischen Symptomen wie vermehrtes Durstgefühl, vermehrtes Trinken und Gewichtsverlust über einen Harntest oder eine Blutuntersuchung einen erhöhten Blutzuckerspiegel fest. Die jungen Patienten werden dann ans Klinikum überwiesen, wo spezielle Untersuchungen vorgenommen werden, um die Diagnose zu bestätigen. Handelt es sich um Diabetes, folgen Aufklärungsgespräche und intensive Patientenschulungen: Wir versuchen Eltern und Kindern klar zu machen, dass es sich um eine chronische, nicht heilbare, aber gut behandelbare Krankheit handelt. Bei Erstdiagnose erfolgen eine stationäre Ersteinstellung und eine strukturierte Diabetesschulung für die Kinder und Jugendlichen und auch ihre Eltern durch ein interdisziplinäres Team aus Diabetesberaterinnen, Diätologen, klinischen Psychologen, Sozialdienst und Kinderärzten. Im Rahmen der regelmäßigen Nachbetreuung werden im Drei-Monats-Rhythmus ambulante Termine vereinbart, bei welchen zum Beispiel der HbA1c-Wert (Blutzuckerlangzeitwert) gemessen wird und Vorsorgeuntersuchungen hinsichtlich möglicher Folgeerkrankungen durchgeführt werden. Außerdem werden Alltagsschwierigkeiten oder Insulindosisanpassungen besprochen.

Welche Therapie kommt bei Kindern und Jugendlichen zur Anwendung?

Bei den Kleinkindern wird heute oft eine Insulinpumpentherapie durchgeführt. Man kann sagen, bei bis zu 90 Prozent der unter Fünfjährigen. Über die Insulinpumpe wird das schnell wirksame Insulin kontinuierlich verabreicht: Eine Basalrate wird einprogrammiert, für das Essen muss eine Extradosis zusätzlich, ein „Bolus“, abgerufen werden. Gerade für Kinder ist die Pumpe ideal. Die Herausforderung in der Therapie von Kindern liegt bei der feinen Insulindosierung. Zum Teil wird mit 0,25 oder 0,5 Insulin-Einheiten gerechnet.

Wie sieht der Alltag eines Kindes mit Diabetes aus?

Ab einem Alter von rund sechs Jahren können die Kinder selbst ihren Blutzucker messen und mit dem Pen auch selbst Insulin spritzen. Für Achtjährige gibt es ein zertifiziertes Schulungscurriculum, die über Zehnjährigen absolvieren schon mehr oder weniger das gleiche Schulungsprogramm wie die Eltern. Je strukturierter das Familienleben ist − Stichwort regelmäßige, gemeinsame Mahlzeiten −, desto leichter fällt es, die Therapie in den Alltag zu integrieren. Die Pubertät stellt einerseits mit ihren hormonellen Veränderungen, die zu einer ausgeprägten Insulinresistenz führen können, andererseits durch entwicklungsgemäßes Konfliktpotential eine neue, große Herausforderung im Diabetesmanagement dar. Jugendliche werden zum Beispiel speziell im Umgang mit Alkohol, zum Thema Verhütung oder Führerschein geschult. Auch Diabetes und Sport ist für betroffene Kinder und Jugendliche ein wichtiges Thema: Vor dem Training muss der Blutzucker gemessen werden, denn sportliche Übungen wirken auch in Pausen oder nach dem Ende weiter. Die Werte sinken in Folge noch weiter ab. Nach längerer sportlicher Aktivität muss das Basalinsulin bzw. die Basalrate um ca. 20 bis 30 Prozent reduziert werden – die Dosis muss aber immer individuell eingestellt werden.

Schon Sechsjährige können sich mit einem speziellen Pen Insulin spritzen. | Foto: Sven Weber/Fotolia
„In epidemiologischen Studien zeigt sich ein Trend zur immer früheren Manifestation der Erkrankung, vor allem bei Kindern unter fünf Jahren“, berichtet Walter Bonfig, Spezialist in den Bereichen Kinderendokrinologie und -diabetologie. | Foto: Klinikum Wels-Grieskirchen
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