Freiwilliges Soziales Jahr in Kenia
„Es ist eine echt geile Erfahrung“
Regelmäßige Stromausfälle, an manchen Tagen kein Wasser und 30 Grad im „Winter“: Das alles gehört für Raphael Wimmer aus Pichl bei Wels zum Alltag. Er absolviert zurzeit sein Freiwilliges Soziales Jahr in Kenia.
PICHL BEI WELS, EMBU. „An Tage ohne Strom, Internet oder Wasser muss man sich gewöhnen – das darf einen nicht stören“, sagt Raphael im Gespräch mit der BezirksRundSchau. Seit rund vier Monaten lebt der 19-Jährige im kenianischen Embu und absolviert dort im Rahmen der Organisation „Volontariat bewegt“ noch bis Juli seinen Zivilersatzdienst – ein Freiwilliges Soziales Jahr.
„Ich würde nicht behaupten, dass ich hier schlechter lebe als zuhause in Österreich“, meint der Bursche: „Ich habe ein eigenes Zimmer und mir fehlt es wirklich an nichts.“ Was anders ist, als im Heimatland? Essen und Hygiene. Außerdem: Das Klima. „Es gibt in Kenia keine Jahreszeiten, sondern nur Regen- und Trockenzeiten“, erzählt Raphael: „Derzeit sind wir in einer Regenzeit. Da hat es am Tag circa 30 Grad und in der Nacht regnet es dann für einige Stunden richtig stark.“
„Plötzlich ist alles fremd“
So viel Neues, so viel Veränderung: Gerade in der ersten Woche war das Ankommen für Raphael schwer: „Plötzlich ist alles fremd und keiner spricht mehr deutsch.“ Verständigt wird sich dort meist auf englisch oder auf ostafrikanischem Kiswahili. „Kenia ist sehr divers was Sprachen angeht“, weiß der 19-Jährige. Englisch sei für ihn gar kein Problem, auch mit Kiswahili klappe es immer besser.
Weichen für die Zukunft
Seine Sprachkenntnisse braucht er auch bei seiner täglichen Arbeit in Embu. Denn: Als HTL-Elektriker darf Raphael in der „Don Bosco Technic Secondary School“ Schüler im Alter von 18 bis 25 Jahren unterrichten und kann dabei sein Fachwissen bestens einsetzen. „Ich lehre die sogenannten electric wiring classes, dort bringe ich den Schülern die Elektroinstallation an Häusern bei“, erzählt der Bursche. Da die Schüler im selben Alter wie Raphael sind, versteht er sich mit ihnen besonders gut. „Es ist immer eine Gaudi miteinander. Wir sehen uns auch in unserer Freizeit – da spielen wir fast jeden Tag gemeinsam Volleyball.“
Nicht nur in der Schule, auch in der örtlichen PV-Werkstatt ist der 19-Jährige gefragt. Weil das entsprechende Know-How bisher gefehlt hat, war die Anlage seit dem Bau vor drei Jahren nie in Betrieb – mit Raphaels Wissen soll sich das aber nun ändern.
Kirche am Tagesprogramm
Andere Länder, andere Sitten: „Es wird hier in Embu extrem viel in die Kirche gegangen“, erzählt der Bursche. Um sechs Uhr gibt es für alle die sogenannten morning prayers, also die Morgengebete, dann folgt der Kirchenbesuch. Am Abend wird der Rosenkranz gebetet und dann stehen – nicht zu vergessen – die 'evening prayers', auf deutsch Abendgebete, an. Und das jeden Tag. „Das ist brutal“, findet Raphael und sagt mit einem Schmunzeln: „Ich als Weihnachts- und Osterchrist habe das strenge Kirchenprogramm nur die erste Woche durchgezogen. Zwei Stunden lang in der Sonntagsmesse auf Kiswahili zu sitzen, ohne dabei die Sprache richtig zu verstehen, ist schon zäh.“
Elefanten, Nashörner & Co.
In seiner freien Zeit erkundet Raphael gerne das Land: „Die coolsten Erlebnisse habe ich beim Reisen am Wochenende gesammelt.“ Ob am Mount Kenia oder in der Fünf-Millionen-Einwohner Hauptstadt Nairobi – er war schon dort. Auch Elefanten und Nashörner hat der Bursche schon in natura erleben dürfen: „Es ist eine echt geile Erfahrung.“
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