Die Erwartungen sind schaumgebremst
WELS (ph). Landesweit gesehen sagen die Wirtschaftsforscher auch für das nächste Jahr nur ein sehr geringes Wirtschaftswachstum voraus. Die Unternehmen zeigen lediglich verhaltene Investitionsbereitschaft. Somit wird es vorerst zu keiner verstärkten Arbeitskräftenachfrage durch die heimische Wirtschaft und damit auch zu keiner echten Entspannung am Arbeitsmarkt kommen. Manfred Spiesberger, Bezirksstellenleiter der Welser Wirtschaftskammer, ist sich aber sicher: Wels ist anders. „Es lässt sich nicht wegleugnen, dass die Konjunkturentwicklung auch in Wels nur sehr schaumgebremst verlaufen wird. Trotzdem ist der Bezirk nach wie vor gut aufgestellt. Wir sind weniger krisenanfällig als andere Regionen und damit gut für die Zukunft gewappnet“, ist sich Spiesberger sicher.
Breiter Branchenmix
Die Welser Wirtschaft ist vielfältig und gut durchmischt. Darin sieht Spiesberger einen klaren Pluspunkt: „In Wels gibt es hauptsächlich kleine und mittlere Unternehmen bis maximal 1000 Mitarbeiter. Wir haben keine Riesenkonzerne im Bezirk. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum es bei uns bis dato keine Kurzarbeit gegeben hat und hoffentlich auch im kommenden Jahr nicht geben wird. Wir sind zuversichtlich“.
Arbeitsmarkt angespannt
Weniger optimistisch ist Othmar Kraml, Leiter des Welser AMS. Im November 2014 waren im Bezirk Wels 4438 Personen als arbeitslos gemeldet. Das entspricht einem Anstieg von 17 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum vom Vorjahr. „Um die Arbeitslosenquote spürbar zu senken, bräuchte der Bezirk drei Prozent Wirtschaftswachstum, wir haben aber nur ein Prozent“, erklärt Kraml. Offen sei zudem, wie sich die Winterarbeitslosigkeit entwickle. Das milde und trockene Wetter habe am Bau im Dezember lange für Beschäftigungsmöglichkeiten gesorgt. Jetzt müsse man hoffen, dass die saisonbedingt Arbeitslosen im Frühjahr wieder von ihren Firmen eingestellt werden und der „Konjunkturmotor Bau“ nicht weiter ins Stottern kommt. Die Arbeitsmarktfördermittel sind für 2015 in etwa gleich geblieben und wurden nicht entsprechend der gestiegenen Arbeitslosigkeit angehoben. Das werde laut Kraml zu einer Fokussierung und Priorisierung bei den Beihilfen auf die Unterstützung Älterer, Wiedereinsteiger und Migranten führen.
Bürokratische Hürden
Vor allem kleinere Betriebe schrecken vor der überbordenden Bürokratie zurück. „Bestehende Unternehmen werden aufgegeben und neue erst gar nicht gegründet“, beschwert sich Manfred Spiesberger. Es vergehe kein Tag, an dem die WKO nicht mit solchen Problemen konfrontiert werde. Dafür wurde jetzt eigens eine 24-Stunden-Hotline für Betriebskontrollen eingerichtet. Zudem werden all jene Betriebe, die ihren Standort halten, am Ausbau gehindert. Die dringend benötigten Betriebsbaugebiete für Unternehmen bereitzustellen, hat 2015 für Spiesberger oberste Priorität. Zudem brauche die Stadt ein begleitendes Verkehrs- und Parkplatzkonzept für Großveranstaltungen wie die Welser Messen. Wie es nicht geht, wurde am zweiten Adventwochenende gezeigt, als der Besucherzustrom der Agraria den innerstädtischen Einkaufsverkehr lahmlegte. Die Ziele für das kommende Wirtschaftsjahr scheinen klar gesteckt. Werden sie erreicht, dürfte 2015 ein gutes Jahr werden.
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