Heute Gedenkkundgebung vor Jüdischen Mahnmal - Buchautor Scharsach hält Gedenkrede

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Heute, Freitag, findet vor dem Jüdischen Mahnmal im Pollheimerpark

anlässlich des 75. Jahrestages der "Reichspogromnacht" eine Gedenkkundgebung für die Opfer von Rassismus und Fremdenhass statt. Zu dieser Kundgebung rufen ab 19 Uhr mehr als 40 religiöse, politische, kulturelle und humanitäre Organisationen auf, darunter auch die katholische und die evangelische Kirche sowie die Gewerkschaften. "Zu den zahlreichen Aktivitäten, die die Stadt Wels und die Welser Initiative gegen Faschismus gemeinsam durchführen, gehört auch die Gedenkkundgebung für die Opfer von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu jedem Jahrestag der Reichspogromnacht", erklärt Bürgermeister Peter Koits. Wegen seinem Engagement ist das Stadtoberhaupt seit Jahren Beschimpfungen und auch Bedrohungen ausgesetzt. "Trotz all dieser Angriffe werde ich meinen Weg nicht verlassen. Ich werde alles tun, um so schreckliche Dinge wie damals zu verhindern", so Koits, der die einleitenden Worte sprechen wird.
Die Gedenkrede wird Buchautor Hans-Henning Scharsach („Haiders Kampf“, „Strache im braunen Sumpf“) halten. Bei einer Pressekonferenz verriet er vorab die Inhalte seiner Rede. Scharsach wird von seinen unzähligen Gesprächen mit Zeitzeugen berichten. Er wird sich aber auch aktuellen Themen widmen. Hauptaugenmerk dabei, ist die Nähe etlicher FP-Politikern zu rechtsradikalen Gruppierungen. Der Autor stellt aber auch die Frage, wer die Demokratie verteidigen soll.

Kurzbiographie Hans-Henning Scharsach
Hans-Henning Scharsach, langjähriger Leiter der Auslandsressorts von Kurier und News, ist Publizist und Autor politischer Sachbücher. Der Experte für Rechtspopulismus, Rechtsextremismus und Neonazismus moderierte 15 Jahre die Zeitzeugengespräche zum Jahrestag des Novemberpogroms im Wiener Volkstheater. Zu seinen Büchern zählen die Bestseller „Haiders Kampf", „Haiders Clan", „Europas Populisten", „Die Ärzte der Nazis" und zuletzt „Strache im braunen Sumpf“. Seine journalistische Laufbahn begann Scharsach als Wirtschaftsjournalist bei der „IW-Internationale Wirtschaft“. Nach seinem Wechsel zu den Vorarlberger Nachrichten arbeitete er in den Ressorts Landes- und Innenpolitik.
Mit 33 Jahren wurde Scharsach Chefredakteur der NEUEN Vorarlberger Tageszeitung, bevor er zwischen 1982 und 1990 als Auslandskorrespondent für die Blätter des Styria-Verlages (Kleine Zeitung Steiermark und Kärnten, NEUE Vorarlberger Tageszeitung) für die Berichterstattung aus Bonn, Brüssel und Ostberlin zuständig war. Im Jahr 1990 schließlich übernahm er das Auslandsressort des Kurier. Von 1994 bis zu seiner Pensionierung 2005 leitete er als stellvertretender Chefredakteur das Auslandsressort des Wochenmagazins News. Von 2001 bis 2004 unterrichtete Scharsach an der postgradualen Europäischen Journalismus-Akademie und am Pädagogischen Institut der Gemeinde Wien. Er ist als Sachbuchautor tätig und hält regelmäßig Vorträge.

Partnerschaft von Stadt und Antifa
Nach seinem Amtsantritt im Jahr 1999 führte Bürgermeister Dr. Peter Koits intensive Gespräche mit dem damaligen Vorsitzenden der Welser Initiative gegen Faschismus (Antifa), . Robert Eiter. Erörtert wurden mögliche gemeinsame Projekte. Schon bald kam es zu ersten Realisierungen, denen neue Pläne und neue Realisierungen folgten. Diese Partnerschaft hält bis heute an. Sie hat eine Fülle von Aktivitäten hervorgebracht, die den Menschenrechten und der demokratischen Aufklärung verpflichtet sind.
Bemerkenswert an diesen Aktivitäten ist ihre inzwischen beachtliche Zahl (mehr als 50 Projekte), ihre inhaltliche Vielfalt sowie die gelungene Einbindung gesellschaftlich wichtiger Kräfte. Umgesetzt wurden und werden Projekte im Bereich der Jugend, der Integration, des Humanitären, des Gedenkens, der lokalhistorischen Forschung und der Kultur.
Entscheidende Beiträge kommen immer wieder von der katholischen und der evangelischen Kirche, vom ÖGB und der Arbeiterkammer, den Schulen, den Parteien, vom Bildungshaus Schloss Puchberg sowie von Migranten-, Kultur- und Menschenrechtsvereinen. Unentbehrlich für die Information der Öffentlichkeit und deshalb sehr begrüßenswert ist das große Interesse der Medien.
Beispiele für gemeinsame Aktivitäten von Stadt und Antifa sind drei Mahnmale für NS-Opfer, laufende Zeitzeugen-Programme an Welser Schulen (mit fast 7000 Schülern seit 2003), die Benennung von Straßen nach Anne Frank und Rosa Jochmann, die Einrichtung des Integrationsbüros „Mosaik“, die Unterstützung der Familie eines Brandanschlagsopfers sowie das Forschungsprojekt „Wels und der Nationalsozialismus“.

Die Reichspogromnacht und rassistische Gewalt heute
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 gingen die Nationalsozialisten im gesamten „Großdeutschen Reich“ mit äußerster Brutalität gegen die wehrlose jüdische Minderheit vor: Von oben gesteuerte SS- und SA-Horden setzten Synagogen in Brand, zerstörten Wohnungen und Geschäfte, ermordeten Menschen oder verschleppten sie in Konzentrationslager. Diese Reichspogromnacht bildete den Auftakt für den Holocaust, die systematische Vernichtung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden.
Heute, 75 Jahre später, verletzt und tötet rassistische Gewalt wieder, und zwar in vielen Ländern Europas. Allein in Deutschland hat der Rechtsextremismus seit 1990 mehr als 130 Todesopfer gefordert. Aber auch Österreich ist von rassistischer Gewalt keineswegs frei: So
verübte im Mai 1997 ein junger Neonazi einen Brandanschlag auf ein Welser Ausländerwohnhaus, der einen Menschen tötete und zehn zum Teil schwer verletzte. Geschürt wird der Fremdenhass durch ausländerfeindliche Propaganda. Immer wieder kommt es auch zu pauschalen Angriffen auf die islamische Glaubensgemeinschaft.

Das Schicksal der Welser Juden
Als die Nationalsozialisten im März 1938 die Macht ergriffen hatten, wurden mehr als dreißig Welserinnen und Welser wegen ihrer jüdischen Abstammung verfolgt. Neun von ihnen mussten in alle Welt flüchten, mindestens fünfzehn fielen der Vernichtung zum Opfer. Zum Schicksal der Übrigen fehlen verlässliche Angaben. Die meisten Welserinnen und Welser jüdischer Abstammung wurden bis Herbst 1938 aus der Stadt vertrieben, ihr Eigentum wurde „arisiert“. Deshalb blieb es in Wels während der Reichspogromnacht ruhig. Trotzdem führte in dieser Nacht die Judenverfolgung auch hier zu einem Toten: Karl B. beging aus Verzweiflung Selbstmord. Nach der Befreiung von der NS-Herrschaft kehrten nur fünf Verfolgte zurück. Die Stadt Wels ehrt das Andenken ihrer Bürgerinnen und Bürger, die Opfer des antisemitischen Terrors wurden, mit einem Mahnmal im Pollheimerpark. Dieses wurde 2004 errichtet.

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