Maturaprojekt soll dem Brauchtum in Wels Auftrieb geben

Von links: Johann Reindl-Schwaighofer, Selina Atzlinger, Anna Grüblinger, Simone Krumphuber, Barbara Kriechhammer, Sara Seib, Otto Lang und Andreas Rabl. | Foto: Stadt Wels
  • Von links: Johann Reindl-Schwaighofer, Selina Atzlinger, Anna Grüblinger, Simone Krumphuber, Barbara Kriechhammer, Sara Seib, Otto Lang und Andreas Rabl.
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WELS. Auf Anregung der Stadt haben sich Schülerinnen der Handelsakademie 2 in einem Maturaprojekt mit dem Thema Brauchtum in Wels auseinandergesetzt. Selina Atzlinger, Anna Grüblinger, Simone Krumphuber und Sara Seib haben dabei Konzepte entworfen, um die Aktivitäten der Welser Brauchtumsvereine mehr als bisher in die Öffentlichkeit zu rücken. Der Großteil der Brauchtumsveranstaltungen in Wels wird von Glaubensgemeinschaften veranstaltet. In den römisch-katholischen Pfarren gibt es etwa alleine rund um die Hochfeste Ostern und Weihnachten im Jahreskreis etwa 50 – vor allem aus der liturgischen Tradition stammende – Veranstaltungen. Dazu kommen bei den Kirchen noch zahlreiche Feste im Jahreskreis wie etwa Maibaumfest, Erntedank und Allerheiligen. Auch in den Welser Bildungseinrichtungen spielt die Vermittlung und Erarbeitung von Brauchtum durch Feste, Lieder und anderes Kulturgut eine große Rolle: In den Kindergärten und Volksschulen (Lehrplan) erfolgt dies sehr umfangreich, in den Neuen Mittelschulen etwas weniger. Gefeiert werden etwa die Heiligen Drei Könige, Ostern, Maibaumfest, Erntedank, Martinsfest, Nikolaus und Weihnachten. Dabei handelt es sich im Regelfall jedoch um keine öffentlichen Veranstaltungen.

Aktive Vereine

Besonders aktiv in Wels in der Vermittlung des Brauchtums ist der Stelzhamerbund mit monatlich bis zu zwei öffentlichen Veranstaltungen aus den Bereichen Mundartdichtung und Volksmusik. Im Brauchtumszentrum Herminenhof sind die Vereine "Hoamatland", "Almröserl", "D'Innviertler z'Wels", "Pernauer Gmoa" und die Welser Goldhaubenfrauen beheimatet. Vor allem letztere treten zu verschiedenen Anlässen (zum Beispiel Palmsonntag, Ahnlsonntag) öffentlich auf. Im Zentrum selbst finden regelmäßig Stammtische sowie Veranstaltungen zu Festen im Jahreskreis (Ostern, Muttertag, Erntedank, Martinsfest, Advent) statt. Besonders aktiv in der Pflege ihres Brauchtums sind die im Kulturverein der Heimatvertriebenen versammelten Vereine. Dieser ist ebenfalls im Herminenhof stationiert und umfasst die Donauschwaben, Sudetendeutschen, Karpatendeutschen, Buchenlanddeutschen und Siebenbürger Sachsen ("Siebenbürger Nachbarschaft"). Letztere absolviert mit dem Kronenfest und dem Tanzabend in der Burg öffentlichkeitswirksame Auftritte.
Im weitesten Sinne im Brauchtum verankert sind die Burggartenkonzerte. Diese finden jährlich von Anfang Juni bis Ende August jeweils donnerstags im Welser Burggarten statt. Geboten wird dort Blasmusik verschiedenster Ensembles mit unterschiedlicher musikalischer Ausrichtung.

Das Maturaprojekt
Die gesamten Aktivitäten sind bis dato lediglich einer eher kleinen Anzahl von Besuchern bekannt. Hauptziel des Maturaprojektes war daher, das Wirken der Vereine durch effiziente und zeitgemäße Vermarktung einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Weitere Ziele waren etwa Gewinnung von Nachwuchs für die Vereine sowie deren verstärkte Vernetzung untereinander. Als Grundlage holte das Projektteam zum einen mit Fragebögen die Meinungen von 281 Jugendlichen sowie Informationen von 20 Vertretern von Brauchtumsvereinen ein. Ergebnisse davon waren etwa:

– 43 Prozent der befragten Jugendlichen waren oder sind Mitglied in einem Brauchtumsverein. Am häufigsten wurden dabei Tanzvereine genannt, gefolgt von Musik- und Kulturvereinen.

– 73 Prozent haben ihre Vereinstätigkeit bereits wieder beendet. Hauptgründe dafür waren die Antworten "Keine Zeit", "Schulstress" sowie "Keine Lust".

– 57 Prozent der befragten Jugendlichen waren noch nie Vereinsmitglieder. Die meisten Nennungen entfielen hier auf "Kein Interesse" und "Keine Zeit".

– 48 Prozent der Mitglieder in den Welser Brauchtumsvereinen sind älter als 60 Jahre, weitere 39 Prozent sind zwischen 30 und 60 Jahren.

– Es bestanden oder bestehen bereits einige Kooperationen der einzelnen Vereine mit der Stadt Wels oder untereinander.

– Ein Großteil der Vereinsvertreter (72 Prozent) wäre für Änderungen zu Gunsten junger Mitglieder bereit. Am häufigsten wurden hier modernere Ansätze (Image, Auftritte et cetera) und Werbung über neue Kanäle genannt.

– 53 Prozent der Vereinsvertreter gaben an, dass ihr Verein bereits auf Social Media-Plattformen vertreten ist.

Zum anderen führten die Schülerinnen Interviews mit Bürgermeister Andreas Rabl (Thema: Brauchtum in Wels), Pflichtschulinspektorin Karin Lang (Interkulturelles Lernen und derzeitiger Stand der Brauchtumspflege in Pflichtschulen) sowie mit Vertretern der Landjugend Ried im Traunkreis und der Garde Kirchham. Beide Vereine haben bereits unterschiedliche Maßnahmen für (potenzielle) junge Mitglieder beziehungsweise zur besseren Selbstvermarktung gesetzt.

Schlussfolgerungen

Mithilfe dieser Daten erstellte das Projektteam zum einen ein Marketingkonzept, um die Vereine und die Schulen besser miteinander zu verknüpfen. Denn viele Kinder und Jugendliche wissen oft gar nicht über die Existenz des breiten Angebots im Brauchtumsbereich Bescheid. Um dies zu ändern, schlagen die HAK 2-Schülerinnen für beide Seiten etwa Vorträge, Workshops und Auftritte der Vereine an den Schulen, aktive Ausarbeitung von österreichischen Bräuchen und Kultur im Unterricht, "Brauchtums-Stammtische" in Form von gemeinsamen Austausch- und Diskussionsrunden sowie gemeinsame Projekte, unter anderem im Bereich Öffentlichkeitsarbeit (Flyer, Werbevideos et cetera) vor. Zum anderen sollen sich auch die Vereine selbst besser vermarkten. Damit beschäftigt sich Konzept Nummer zwei beispielsweise mit folgenden Vorschlägen: Erstellen einer Website, regelmäßige Newsletter, Social Media Marketing (inklusive Schulungskonzept), Tag der offenen Tür, Erstellen einer Nachwuchsdatenbank in Kombination mit einem Newcomer-Nachmittag, Modernisierung der Vereinsaktivitäten, gemeinsame Ausflüge und soziale Aktionen sowie Verbesserung der internen Kommunikation. Auch ein einheitliches Logo für die Welser Brauchtumsvereine wurde entworfen.

Bürgermeister Andreas Rabl: "Brauchtum ist seit jeher Teil der Welser Identität und erlebt momentan einen Aufschwung. Die Vielfalt der bestehenden Aktivitäten soll nun für die breite Bevölkerung sichtbarer und vor allem für die Jugend interessanter aufbereitet werden. Das Projekt der HAK 2-Schülerinnen zeigt hier viele Chancen und Möglichkeiten auf."

Kulturstadtrat Johann Reindl-Schwaighofer: " Entscheidend ist bei der Vermittlung von Brauchtum, welche kulturellen Erzählungen aufgenommen werden und welche man ausblendet. In einer pluralistischen, demokratischen Gesellschaft sollte es nicht nur um die Darstellung von regionaltypischen Bräuchen und christlichem Kulturgut gehen, sondern auch um die Anerkennung der vorhandenen kulturellen Vielfalt. Gleichzeitig braucht es eine kritische Auseinandersetzung mit der kontextuellen Herkunft traditioneller Riten."

Direktor Otto Lang: "Gerne bringen unsere Schüler immer wieder ihr Wissen und Können in Projekte mit der Stadt Wels ein. Das Spannende an solchen Projekten ist der Praxisbezug. Im konkreten Fall enthält das Marketingkonzept viele Fakten, ein umfassendes Angebot und jede Menge Anregungen. Ich hoffe, die Brauchtumsvereine wissen diese Unterstützung zu nützen."

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