Parteienübergreifender Vorstoß
Proteste gegen Campierverbot und Ruf nach Campingplatz

- Wohin mit Campinggespanne? Die Debatte um einen Campingplatz geht jetzt bereits über die ´Aufenthalte von Roma & Sinti hinaus.
- Foto: Stadt Wels
- hochgeladen von Mario Born
Nach den Roma&Sinti entzündet sich jetzt auch rund um das Konzert der Böhsen Onkelz die Debatte um einen Campingplatz für Wels.
WELS. Die Großveranstaltung mache ein Grundproblem in Wels deutlich, so die Stefanie Rumersdorfer, stv. Fraktionsvorsitzende der Grünen. Nach der Schließung des Campingplatzes und der Jugendherberge gäbe es kaum mehr günstige Übernachtungsmöglichkeiten in der Stadt auch und besonders nicht für durchreisende Roma und Sinti. „Das Problem müssen wir endlich angehen“, so Rumersdorfer. „Konzert- und Messebesucher, Rucksacktouristen, durchreisende Roma und Sinti: Alle könnten von einem Campingplatz profitieren. Man würde mehrere Dauerprobleme der Stadt auf einen Schlag lösen.“ Denn nicht zuletzt das Chaos rund um das „We love the Nineties“-Fest habe gezeigt: Wenn man Großveranstaltungen genehmigt, müsse man auch auf eine passende Infrastruktur schauen. Und dazu gehöre neben dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs natürlich auch ein Campingplatz. "Derzeit existieren 70 Campingplätze in OÖ, aber keiner in der zweitgrößten Stadt des Landes."
Proteste von allen Seiten
Die Forderung der Grünen kommt just zu dem Zeitpunkt, zu dem auch von anderer Seite der Ruf nach einem Campingplatz erschallt – allerdings aus anderem Anlass: Auslöser ist die Ankündigung von Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ), ein generelles Campierverbot auf dem Messeareal erlassen zu wollen. Grund hierfür sei "eine Reihe von dokumentierten Zwischenfällen durch wildes Campen". Für SPÖ und Grüne zielt diese Maßnahme alleine auf die Aufenthalte von Roma & Sinti ab. Sie sei deshalb als diskriminierend abzulehnen. Unterstützung kommt da ausgerechnet vom blauen Koalitionspartner ÖVP: "Es gibt seit 2014 einen Beschluss, den einstigen Campingplatz neben der Eishalle auf dem Messeareal zu reaktivieren und ihn damit auch den Roma & Sinti zur Verfügung zu stellen", so Stadtparteichef Peter Csar.
Mögliche Standorte
Die Antifa nimmt neben der Stadt zudem die Messe in die Pflicht: „Statt auf Gespräche und Gastfreundschaft zu setzen, will man einmal mehr den Campingtourismus unterbinden. Jetzt werden sogar mögliche Ausweichflächen hinterm Hallenbad mit Zäunen abgeschirmt“, so Antifa-Chef Werner Retzl. "Ohne die lang versprochene tragfähige Infrastruktur am Messegelände wird es wieder zu Konflikten kommen. Die Stadt muss gemeinsam mit der Messe Wels endlich handeln.“
Campingplatz scheitert an Kosten
Ob als zusätzliche Übernachtungsmöglichkeit für Wels-Besucher oder auch als adäquater Standort bei Aufenthalten von Roma & Sinti – dem Ruf nach einem Campingplatz erteilt Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) im Gespräch mit der BezirksRundschau eine Absage: "Wir hätten den Campingplatz neben der Eislaufbahn längst gemacht, nur: Die Campingplatzverordnung des Landes sieht vor, dass es dann da vor Ort eine 24-Stunden-Rundumbetreuung geben muss. Das heißt, es braucht mindestens fünf Mitarbeiter, die dafür abgestellt sind. Das ist aus Kostengründen nicht vertretbar."
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