Zecken fallen nicht von den Bäumen

Klein und gefährlich: Zecken lauern auf Grashalmen, Sträuchern auf menschliche und tierische Wirte. | Foto: Erik Karits/panthermedia
  • Klein und gefährlich: Zecken lauern auf Grashalmen, Sträuchern auf menschliche und tierische Wirte.
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WELS. Im Klinikum Wels-Grieskirchen werden pro Jahr rund ein bis drei Patienten stationär behandelt, die durch einen Zeckenbiss an Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) erkrankt sind.
In ganz Oberösterreich, das als Hochburg für FSME-Fälle gilt, haben sich die Neuerkrankungen von 2015 (16 Fälle) auf 2017 (35 Fälle) mehr als verdoppelt. Die Ursachen dafür sieht Andrea Überwimmer, Amtsärztin der Bezirkshauptmannschaft Wels-Land, in den immer milderen Wintermonaten und in der Impfmüdigkeit der Bevölkerung.
Jährlich werden im Klinikum Wels-Grieskirchen rund 20 bis 40 Personen zu einer Borreliosebehandlung aufgenommen. Borreliose ist nicht meldepflichtig, Zahlen für Oberösterreich gibt es nicht.
Ein wichtiger Hinweis: Zecken fallen nicht von Bäumen, sie halten sich in Bodennähe auf. Im Unterholz von Wäldern, Sträuchern, Wiesen, Parks und im eigenen Garten warten sie auf ihre menschlichen und tierischen Wirte. Das bestätigt auch Markus Gemander, Forstberater der Landwirtschaftskammer Eferding-Grieskirchen-Wels.

"Vorbeugend sind neben Impfungen auch lange Hosen und Schutzsprays zu empfehlen."

Markus Gemander, Forstbeauftragter der Landwirtschaftskammer Eferding-Grieskirchen-Wels.

Die kleinen Vampire saugen sich meist unbemerkt an geschützten, gut durchbluteten Stellen, beispielsweise in der Kniekehle oder Achselregion, fest. Ist eine Zecke infiziert, werden FSME-Viren sofort beim Biss übertragen, bei Borreliose-Bakterien dauert es wesentlich länger.

Schützen ist möglich

Durch die sogenannte Zeckenschutzimpfung kann die Übertragung von FSME verhindert werden. Voraussetzung dafür: Das Auffrischen der Impfung in den vorgeschriebenen Intervallen. Schutz bestehe ab der zweiten Impfung, sagt Amtsärztin Überwimmer. Die Intervalle sind konservativ festgelegt. Im Zweifelsfall könne eine Titerbestimmung die Anzahl der Antikörper im Blut und damit die Notwendigkeit einer Auffrischungsimpfung bestimmen. Laut der Medizinerin ist die Immunisierung ganzjährig möglich, der ideale Zeitpunkt ist zu Frühlingsbeginn.

„Impfungen sind der beste Schutz gegen Infektionskrankheiten. Erhebliche Nebenwirkungen kommen äußerst selten vor, die Sicherheit der Impfseren ist sehr hoch."

Andrea Überwimmer, Amtsärztin der Bezirkshauptmannschaft Wels-Land

Gegen Borreliose gibt es keine Impfung. Hier kann es nur helfen, einen Zeckenbiss zu vermeiden, oder den Blutsauger innerhalb eines Tages zu entfernen.

Zecken richtig entfernen

Nicht empfehlenswert: Die Parasiten mit Öl, heißem Wachs oder Klebstoff zu bekämpfen. Oder zu warten, bis sie von selbst abfallen. Andrea Überwimmer rät, die Zecke mit einer geeigneten Pinzette zu entfernen. Die gibt es in Apotheken. Wichtig sei es auch, die Zecke möglichst gesamt herauszuziehen, die Hautstelle danach mit Desinfektionsmittel zu behandeln und die Bissstelle weiter genau zu beobachten, so die Amtsärztin. Bei Unsicherheit kann auch ein Arzt aufgesucht werden: Dieser hilft, den ungewollten Gast loszuwerden und Anzeichen einer Erkrankung frühzeitig zu erkennen. Mit der entsprechenden Achtsamkeit und Schutzmaßnahmen kann der Frühling kommen.

Zur Sache

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME):
FSME wird beim Zeckenbiss übertragen und beginnt wie eine Grippe. Die Viren können Entzündungen des Gehirns auslösen und zu bleibenden Schäden wie Lähmungen sowie selten zum Tod führen. Nach Ausbruch gibt es keine spezielle Behandlung. Im österreichischen Impfplan ist ab dem vollendeten ersten Lebensjahr die FSME-Impfung vorbeugend empfohlen. Die OÖGKK, Bezirkshauptmannschaften und Hausärzte nehmen die dreiteilige Grundimmunisierung und Auffrischungen vor.

(Lyme-)Borreliose:
Borreliose, also Erkrankungen der Gelenke, Haut, Muskeln oder Nerven, kann durch Bakterien im Darm der Zecke ausgelöst werden. Bei rotem Hautausschlag um den Zeckenbiss ist sofort ein Arzt aufzusuchen, eine Behandlung mit Antibiotika ist nötig. Es gibt keine Impfung.

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