Neue Tarife bei Ganztagsschulen sollen helfen
Zu arm für den Schulbesuch
Für viele Eltern ist die Ganztagsbetreuung des Nachwuchses zu teuer. Helfen sollen jetzt sozialere Tarife und ein Bildungsfonds.
WELS (mb). Um die "Ganztagesschule" toben ideologische Grabenkämpfe, die längst von der Wirklichkeit überholt wurden: Die Eltern wollen sie – um den Nachwuchs betreut zu wissen, aber auch wegen der Bildungsqualität dieser Schulform. Doch in der Realität scheitert es oft am Geld.
Abhängig vom Einkommen
Das Fazit ist eindeutig: Der „Nationale Bildungsbericht 2018“ fordert den Ausbau ganztägiger Schulformen (GTS). Ihr Besuch wirkt sich positiv auf Lernerfolg, Sozialverhalten und Berufsperspektiven aus. Entscheidend ist, dass das Kind regelmäßig und nicht nur an einzelnen Nachmittagen das Angebot nutzt. Der Wunsch nach Bildungsqualität und nach Betreuung der Kinder bei den Eltern decken sich also. Die Krux laut Bericht: Kinder aus sozial schwächeren Familien besuchen seltener Ganztagsschulen als jene aus besser situierten Familien. Eine soziale Schere, die man im Welser Schulalltag wiederfindet.
Hürde Essenskosten
So scheitert es laut Bildungsstadtrat Johann Reindl-Schwaighofer (SPÖ) häufig schon an den Kosten fürs Mittagessen, geschweige denn für die Betreuung. Die Stadt musste im Schuljahr 2017/18 in 28 Fällen Mahnklagen wegen offener Beiträge einreichen. Aktuell zahlt die Kinder- und Jugendhilfe für 26 Kinder teils die Nachmittagsbetreuung. „Wir brauchen eine neue Tarifordnung, die treffsicherer ist und einen Bildungsfonds für GTS, der Eltern nicht zu Bittstellern macht", so Reindl-Schwaighofer. "So könnten Bildungsunterschiede ausgeglichen werden." Die Mittel sollten in Abstimmung mit der Schule Kindern von Familien mit geringem Einkommen zukommen. Nach einem Gespräch mit Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) soll das jetzt Teil der Budgetverhandlungen werden. Zustimmung auch aus den anderen Parteien: "Bildung muss für alle erschwinglich sein", so ÖVP-Stadtparteichef Peter Csar. "Man muss das System den geänderten Lebenssituationen wie mehr berufstätigen Eltern und Kindern mit Förderbedarf anpassen", so Markus Hufnagl (Neos). Auch die Grünen sind gesprächsbereit.
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