Depression: Es gibt Wege aus der Einsamkeit
WELS. Eine Depression kann jeden treffen. Und dieser Zustand hat nichts mit kurzfristiger Traurigkeit, Zickigkeit oder gelegentlichen Stimmungschwankungen zu tun. Im Gegenteil: Eine Depression ist eine ernstzunehmende Krankheit, an der weltweit mehr als 300 Millionen Menschen leiden. „Sobald die Stimmung über einen längeren Zeitraum gedrückt ist oder mindestens zwei bis vier typische Symptome gleichzeitig auftreten sollte man an eine Depression denken und das auch abklären lassen“, so Gina Obermüller-Singer. Sie ist Dipl. Lebens- und Sozialberaterin in Linz, Wels und Gmunden und Leiterin der Welser Selbsthilfegruppe für Menschen mit Depression (Verein pro-homine). Doch was sind die typischen Warnzeichen? Freudlosig-, Antriebslosig- und Müdigkeit, Pessimismus, Schlafstörungen, Suizidgedanken sollten Betroffene und Angehörige hellhörig machen. Bei Männern sind diese Gefühle oft durch Aggressionen und Zynismus überlagert. Auch körperliche Wehwehchen wie Kreuzschmerzen, Schmerzen im Brustbereich und Kopfweh kommen oft dazu. Doch viele Betroffene verheimlichen ihre Probleme lange und können oder wollen nicht darüber reden. Genau das ist aber der Knackpunkt: „Wenn die Betroffenen merken, mein Problem hat einen Namen, ich bin nicht der einzige dem es so geht, ist das ein erster, wichtiger Schritt“, so Obermüller-Singer. Darüber sprechen hilft, je nach Typ in einer Selbsthilfegruppe oder in einer Einzeltherapie. Gruppen bergen den Vorteil, dass man neue Kontakte knüpfen kann, aus der Isolation gerissen wird und Erfahrungen austauschen kann. Auch für Angehörige, die sich oft hilflos und überfordert fühlen, ist das eine große Hilfe. Zusätzlich hält die Lebens- und Sozialberaterin auch Körpertherapien für sinnvoll – Betroffene lernen so wieder sich zu spüren und fühlen sich in ihrem Körper daheim. Freilich gibt es auch besonders schwere Fälle von Depression mit starken Panikattacken und Schlafstörungen, in denen zumindest anfangs zusätzlich Medikamente zur Linderung der Symptome sinnvoll sein können. Doch egal wie stark die Ausprägung, man sollte Depressionen nie auf die leichte Schulter nehmen. „Statistiken zufolge nehmen Depressionen zu und entwickeln sich zur Volkskrankheit Nummer 1. Und die Gefäße werden durch die Botenstoffe geschädigt, was langfristig negative Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System hat“, warnt Obermüller-Singer. Informationen zur Selbsthilfegruppe (Treffpunkt jeden 1. Mittwoch im Monat im Welser Frauengesundheitszentrum) im Internet unter www.pro-homine.at oder www.aufgeschnuert.at oder per Tel. (0664) 88869101.
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