Reichspogromnacht: Auch heuer zwei Gedenkkundgebungen
Nach Streitigkeiten im letzten Jahr wählten Stadt Wels und Antifa heuer verschiedene Tage.
WELS. In seine Schulstadt kehrte der Tiroler Landtagspräsident Herwig van Staa anlässlich der offiziellen Veranstaltung der Stadt Wels zum Jahrestag der Reichspogromnacht zurück. Seine politische Karriere startete van Staa 1989 als Gemeinderat in Innsbruck. 1994 wurde er zum Bürgermeister der Tiroler Landeshauptstadt gewählt. Dieses Amt übte er bis zu seiner Wahl zum Tiroler Landeshauptmann im Jahr 2002 aus. Nach sechs Jahren an der Spitze des Bundeslandes trat van Staa 2008 das Amt des Präsidenten des Tiroler Landtages an. In dieser Funktion ist er bis heute tätig. Während seiner gesamten politischen Laufbahn hatte van Staa zahlreiche Maßnahmen zum Gedenken an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus gesetzt beziehungsweise unterstützt. Bereits als Mitglied des Kulturausschusses im Gemeinderat von Innsbruck war er maßgeblicher Initiator zur Errichtung der 1993 eröffneten neuen Synagoge. Van Staa hielt am Freitag, 10. November, die Rede bei der Gedenkveranstaltung der Stadt Wels. „Das Gedenken an die Ereignisse in der Reichspogromnacht sollte uns daran erinnern, was die Zeit des Nationalsozialismus bedeutet und mit sich gebracht hat. Das Gedenken an alle Opfer, die ihr Leben lassen mussten, soll für uns eine wahrende Verpflichtung für Frieden und Freiheit, aber auch für Respekt und Toleranz gegenüber anderen, vor allem gegenüber Minderheiten sein.“, so van Staa, der für sein Engagement zur Stärkung des christlich-jüdischen Verhältnisses auch mit der Ehrenurkunde der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg ausgezeichnet wurde.
250 Personen bei Antifa-Gedenken
Die Welser Antifa verzichtete auch heuer auf einen gemeinsamen Termin mit der Stadt und vollzog ihre Gedenkveranstaltung bereits am 6. November. Trotz strömenden Regens kamen rund 250 Personen in den Pollheimerpark. Gefühlvoll umrahmt vom evangelischen Posaunenchor Wels spannten die Rednerinnen Charlotte Herman, Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Linz, und die Antifa-Aktivistin Katharina Gusenleitner den inhaltlichen Bogen von den historischen Vorfällen der Pogromnacht, die den Auftakt zur systematischen Verfolgung und Ermordung von sechs Millionen jüdischen Mitbürgern bildete, zu den vielen Spielarten von Antisemitismus und zum aktuellen Zeitgeschehen. Schauspielerin und Moderatorin Katharina Stemberger hinterfragte in ihrer hervorragenden Gedenkrede den Umgang unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft mit sozialen Randgruppen, wie Mindestsicherungsbeziehern und Flüchtlingen, und forderte einen sorgsamen Umgang mit der Macht der Worte.
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