Was passiert mit dem Stadlinger Volksheim?
Das vor über 60 Jahren errichtete Veranstaltungszentrum ist ein großer Sanierungsfall. Ein Neubau ist für den Bürgermeister unabdingbar, auch wenn darin jährlich nur sechs bis sieben größere Veranstaltungen stattfinden.
STADL-PAURA. Schon seit etwa 20 Jahren, wie es Bürgermeister Christian Popp beziffert, ist das Dach des Stadlinger Volksheimes bei Regen undicht. "Und wenn wir wieder so einen Winter bekommen wie heuer, haben wir ein Riesenproblem. Der Schnee kam durch die Löcher in den Innenraum." Regelmäßig würden die Löcher zugeklebt, doch nur kurz darauf seien die Stellen wieder undicht. "Tatsache ist: Das Volksheim ist extrem sanierungsbedürftig. Wir warten jetzt auf das Gutachten eines Sacherständigers. Wenn wir nicht nur das Dach, sondern auch die Dämmung auswechseln müssen, würde das eine Großbaustelle." Von einer solchen möchte der Bürgermeister Abstand nehmen. Auch, weil sich das Volksheim inmitten eines Wohngebietes befindet. "Am Tag nach einer Veranstaltung stehen Nachbarn bei mir und beschweren sich darüber, dass die Leute im Freien rauchen und ihre Autos die Einfahrten verstellen. Es gibt zu wenige Parkplätze. Diese Probleme würden bleiben." Ein neues Dach sei als Übergangslösung denkbar, koste aber mindestens 180.000 Euro. Vor einiger Zeit sei ein Dach über dem bestehenden montiert worden. "Die beiden Materialien vertragen sich aber nicht. Schon vor Jahren hätte man den Ausführenden durch die Gewährleistung zur Rechenschaft ziehen müssen", beklagt der Bürgermeister.
Veranstaltungen im Turnsaal?
Im Raum steht als Übergang die Verlegung von Veranstaltungen in das Jugendheim neben der Marktstube sowie den neuen Seminarraum im Pferdezentrum, der Anfang 2018 fertiggestellt wird. Zudem wird im Zuge der Volksschulsanierung deren Turnsaal modernisiert. "Bad Wimsbach hat den Turnsaal zum Beispiel als Mehrzwecksaal ausgestattet. Dort finden Konzerte und andere Veranstaltungen statt", sagt Popp. Die Planung sei bereits abgeschlossen, darin enthalten sind auch neue Nebenräume des Turnsaals sowie eine neue Schulküche. Als Dauerlösung eigne sich der Turnsaal jedoch nicht, da sind sich Popp und die SPÖ Stadl-Paura einig. Um den Boden zu schützen, müssten vor jeder Veranstaltung Schutzmatten ausgelegt werden. Auf längere Sicht sei ein Neubau des Volksheimes laut Popp unabdingbar. "Für einen Ort mit über 5.000 Einwohnern ist der Bedarf auf jeden Fall gegeben. Wir kommen nicht um einen Neubau umhin." Es gebe freie Grundstücke, die zum Verkauf stehen und sich nicht inmitten eines Wohngebietes befinden. Da müsse die Gemeinde bald zuschlagen.
Neubau nicht vor 2021
Ein Neubau ließe sich jedoch keinesfalls bis zur nächsten Gemeinderatswahl 2021 realisieren. "Wir wissen noch nicht, wie es mit dem Budget weitergeht. Wir haben ja auch das Gemeindeamt zu sanieren, hier regnet es ebenfalls hinein. Laut Gesetz müssen wir auch noch drei Feuerwehr-Fahrzeuge auswechseln und das Feuerwehr-Gebäude selbst sanieren, da der Balkon abzustürzen droht", meint Popp. "Wir müssen viele Hunderttausend Euro investieren, die wir nicht haben. Und wir wollen nicht wieder eine Abgangsgemeinde werden!" Am 31. August berät der Gemeindevorstand über das weitere Vorgehen beim Thema Volksheim. Ein Abriss des Volksheimes, das durch seine Instandhaltungskosten ein Minus von etwa 25.000 bis 30.000 Euro pro Jahr verursacht, sei jedenfalls keine Lösung. Popp peilt einen Verkauf an und könnte sich Wohnbauten auf dem Grundstück gut vorstellen.
SPÖ will Fortbestand des Volksheimes
Die SPÖ Stadl-Paura, vor FPÖ-Bürgermeister Popp jahrzehntelang in der Marktgemeinde am Ruder, beklagt, dass ihr Antrag auf die Aufnahme des Tagesordnungspunktes "Vorgangsweise Volksheimsanierung" für die Gemeinderatssitzung am 27. Juni von FPÖ und ÖVP abgelehnt wurde. Man werde alles tun, um die Schließung zu verhindern. Fraktionsobmann Jürgen Huemer beklagt in der Stadlinger SPÖ-Zeitung ein übertriebenes Kostensparen der Gemeinde. "Wir dürfen nicht alles der reinen Wirtschaftlichkeit opfern! [...] Wenn es um Kostensapren geht, dann müssten wir noch den Kindergarten, die Krabbelstube, Schulen und vieles mehr schließen." Die SPÖ werde sich "weiterhin mit voller Kraft für das Weiterbestehen des Volksheimes – in welcher Form auch immer – einsetzen." Hierbei nimmt Bürgermeister Popp die SPÖ jedoch in die Pflicht: "Man hätte schon lange ein neues Dach raufgeben müssen. Man hat es gewusst und nichts gemacht. Jetzt haben wir die Misere. Das wurde rausgeschoben bis zum St. Nimmerleinstag. Dass sie jetzt so draufhauen, verblüfft mich."
Bürgerbefragung möglich
"Es ist schon richtig, dass man dieses Thema durchaus früher hätte angehen können und ich sehe da durchaus alle Fraktionen in der Pflicht, allerdings gilt es nun, in die Zukunft zu sehen, etwas zu schaffen und nicht zu zerstören", schreibt Huemer. Er regt außerdem eine Bürgerbefragung an. Diese Idee findet Popp per se nicht schlecht. "Warum denn nicht? Vorher ist aber mal die Politik gefragt, sie muss Kenntnis über den Zustand haben. Die Frage 'Wollen Sie das Volksheim noch haben?' wäre reiner Populismus. Wer würde denn nein sagen?". Nach der Gemeindevorstandssitzung am 31. August gibt es bei der Gemeinderatssitzung am 19. September die nächste Möglichkeit zu einer großen Diskussion.
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