Anpfiff für den neuen Frauenfußball-Boom

Katharina Schiechtl aus Imsterberg – hier spricht das Bild wohl eine sehr deutliche Sprache! | Foto: GEPA
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  • Katharina Schiechtl aus Imsterberg – hier spricht das Bild wohl eine sehr deutliche Sprache!
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Das österreichische Damennationalteam sorgt bei der Fußball-Europameisterschaft der Damen für Furore – und plötzlich haben es alle seit jeher gewusst, dass Frauenfußball eine tolle Sache ist. Dem darf man mit Fug und Recht entgegenhalten, dass dem beileibe nicht immer so war. Zu langsam, zu wenig Technik, zu wenig Kampfgeist und vieles andere mehr wurde den Damen, die sich dem Fußball gewidmet haben, unterstellt. Die Stammtischwitzgemeinschaften erkoren gern und oft die kickenden Damen zum Mittelpunkt ihrer Lachkrampf-Aktivitäten.
Sepp Geisler ist Präsident des Tiroler Fußballverbandes – und er steht an der Spitze derjenigen, die es in der Realität immer schon gewusst – und auch viel für die Förderung getan – haben. Klarerweise hat auch er nicht mit einer derartigen Leistungsexplosion gerechnet. Aber Frauenfußball bedeutet für ihn mehr als nur einen gemeinsamen Cup-Finaltermin mit den Herren. Übrigens eine Aktion, die seit zwei Jahren durchgeführt und die bereits voll eingeschlagen hat. Der Tiroler Fußballverband setzte jedenfalls schon Akzente im Frauenfußball und verschaffte solcherart den Damen bereits zu jenen Zeiten ein hohes Ansehen, in denen in der Öffentlichkeit davon noch keine Rede sein konnte.

Bestätigung

"Es ist natürlich für alle, die sich mit der Thematik befassen, eine Bestätigung des eingeschlagenen Weges", so der TFV-Präsident. "Und dass mit Nicole Billa und Katharina Schiechtl zwei Tirolerinnen Stützen des Nationalteams sind, ist großartig." Der Präsident setzt zusammen mit TFV-Frauenreferentin Anneliese Martin, Auswahltrainer Ingo Martin und dem weiteren Team seit längerem Schwerpunkte. "Wir stehen am Beginn eines langen Weges, und die Erfolge des Nationalteams könnten dafür sorgen, dass manches künftig leichter geht. Am Beginn steht natürlich das Interesse der Mädchen und die Bereitschaft der Eltern, ihre Töchter sozusagen auf den Fußballplatz zu lassen. Alle, die sich dafür entscheiden, können jedenfalls sicher sein, dass sie im Tiroler Fußballverband die besten Voraussetzungen für die sportliche Entwicklung finden werden."

Werbung in den Volksschulen

Auch die bereits erwähnte TFV-Frauenreferentin empfindet "eine große Freude". "Ich fühle mich schon bestätigt", so Anneliese Martin. "Der Frauenfußball genießt jetzt einen höheren Stellenwert – und diesen Hype müssen wir unbedingt nutzen. Es liegt jetzt an uns, die Mädels so früh wie möglich zu begeistern. Überzeugungsarbeit ist auch bei den Eltern zu leisten. Meiner Erfahrung nach sind es vor allem die Mütter, die den Fußballsport für ihre Töchter nicht gerade erstrebenswert finden." Man werde jetzt auch vermehrt in die Volksschulen gehen, so Anneliese Martin weiter. "Dieser Aufwärtstrend muss genützt werden, dafür werden wir in Zusammenarbeit mit dem TFV und mit Präsident Sepp Geisler, alles unternehmen."

Schwierige Auswahl

Unter "wir" versteht Anneliese Martin auch ihren Sohn Ingo. Er ist seit langem Auswahltrainer des Tiroler Fußballs und leistet zusammen mit seiner Mutter bei der Auswahl schier Unglaubliches. "Man kann es so sagen: Wir suchen die Mädels in ganz Tirol zusammen!" Beispiel: "Wir schauen uns jeden einzelnen Spielbericht der U12 und U13-Meisterschaft an, ob wir da in den Aufstellungen Mädchen entdecken. Wenn die Betreffenden entsprechende Einsatzzeiten aufweisen, als Torschützinnen ausgewiesen werden etc. nehmen wir mit den Trainern Kontakt auf. So arbeiten wir uns von St. Anton bis nach Waidring durch die Fußballlandschaft." Dass es in Zukunft aufgrund des gestiegenen Interesses andere, einfachere Möglichkeiten der Sichtung gibt, ist derzeit nur eine Hoffnung – nach den jüngsten Ereignissen aber eine, auf die man bauen kann."

Außergewöhnliche Talente

Dass Nicole Billa aus Angerberg, Katharina Schiechtl aus Imsterberg durch seine "Auswahlschule" gegangen sind, ist für Ingo Martin "ganz einfach lässig." Das außergewöhnliche Talent sei sofort erkennbar gewesen: "Bei Nicole Billa war nur die Frage, ob sie sich für Fußball oder für Kickboxen entscheidet. Dass sich im Spiel mit dem runden Leder für sie Möglichkeiten ergeben, war sofort klar. Katharina Schiechtl war eine echte Arbeiterin, die alles für den Fußball gegeben hat."
Übrigens:  Auch Stefanie Enzinger (geboren in Mittersill, Torschützin gegen Island und dereinst Spielträgerin bei den Wacker-Innsbruck-Damen) hat gezeigt, dass ihr Weg der richtige war. Sie spielte in der Vorsaison bei Sturm Graz und wird im nächsten Jahr St. Pölten verstärken. Dass der Weg zum langfristigen Erfolg derzeit aber nur über das Ausland führen kann, ist aktuell Faktum und auch für Ingo Martin klar. "Es muss aber auch in Tirol und in Österreich ein Ziel sein, stark besetzte Ligabewerbe zu fördern. Wir werden unseren Weg jedenfalls konsequent weitergehen und hoffen, dass diese derzeit herrschende Euphorie in die richtige Richtung weist."

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