Nicole Nau: "Tango begeistert fast überall"
Am 24. und 25. Februar tanzt Tangostar Nicole Nau im Theater Akzent. Die bz bat die Künstlerin zum Interview.
Sie sind in Deutschland geboren, leben derzeit aber in Argentinien. Warum und seit wann sind Sie nach Argentinien gezogen?
Ich wohne nun seit 30 Jahren in Argentinien. Der Auslöser für mich dorthin zu ziehen war, dass ich eine Show im Raimund Theater zum Tango Argentino gesehen habe. Ich glaube das war 1986/87. Da sagte ich mir, sowas kannst du in Europa nicht lernen. Dann habe ich erstmal für 6 Wochen Urlaub in Buenos Aires gemacht und war zuerst enttäuscht.
Enttäuscht? Warum?
Es war so grau, hässlich und der Tango war ausgestorben. Nicht so wie das Klischee sagt, dass der Tango überall in dem Land lebt. Aber nach einiger Zeit habe ich die Nischen dort entdeckt, in denen die Überreste des Tangos zu finden waren. Da habe ich mich in das Tanzen verliebt. Ein halbes Jahr nach dem Urlaub, habe ich mich entschieden meinen Job als Grafikerin aufzugeben, nach Argentinien zu ziehen und bin seit dem nicht mehr zurück gekommen.
Haben Sie als Kind schon getanzt oder wurde das Interesse erst als Erwachsene geweckt?
Mein Interesse am Tanz war schon als Kind, mit 6 Jahren, da. Meine Eltern jedoch fanden Balletttänzer hochnäsig und deshalb wurde ich Reiten geschickt. Ich habe aber immer die Kunst gesucht, Bilder gemalt und Ähnliches. Als Künstlerin durchzustarten habe ich mich nicht getraut und deshalb bin ich dann Grafikerin geworden. Mich selbst würde ich auch als Künstlerin beschreiben, da ich ja nicht nur tanze sondern auch das Design von Kostümen, Lichtern und so weiter bei den Shows übernehme.
Was erwartet das Publikum bei ihrer Show "Vida! Argentino"?
Die Show geht ins ganze Land Argentinien. Es geht um das Leben und Lebendigkeit. Im ersten Teil entsteht der erste Kontakt mit dem Tango Argentino. Doch das ist nicht alles. Der zweite Teil der Show zeigt verschiedene Facetten und Rhythmen. Da erlebt man Steppen, Trommeln und auch Indianisches. Zuerst ist eher die traditionelle Variante zu sehen und anschließend die verschiedenen modernen Ausdrucksformen.
Was ist das besondere an ihrer Show?
Meinem Mann Luis und mir ist es wichtig nicht den Mainstream mitzumachen. Wir wollen den richtigen argentinischen Tango, den nur noch sehr wenige tanzen können, zeigen. Bevor der Kommerz Einfluss genommen hat. Vom Tango Argentino gibt es heutzutage sehr viele Kopien und so hat die Intensität abgenommen. Unsere Show bringt das Publikum zum Mitfühlen. Es geht um die kraftvolle, lebendige Weise, die das Publikum zum Toben bringt. Außerdem haben wir das erste Mal Live-Musik und mehr Tänzer und Musiker. Die Tänzer sind auch als Musiker tätig und uns ist wichtig, dass die Tänzer eigene Persönlichkeiten haben. So können die Personen alles geben und spielen nicht nur eine Rolle.
Sie sind schon in vielen verschiedenen Ländern mit ihren Shows aufgetreten. Gibt es Unterschiede beim Publikum, wie die Show ankommt?
Die Menschen haben alle gleiche Sehnsüchte. Hiermit meine ich Gefühle, die Liebe. Tiefe emotionale Gefühle zu haben ist menschlich, egal in welchem Land man geboren ist oder wo man her kommt. Unsere Show lebt davon diese Gefühle zu erreichen und deshalb ist das Publikum auch in jedem Land begeistert.
Was fasziniert Sie an Argentinien und dem Tango?
In Argentinien ist die Frau noch ganz Frau. Das Ziel ist nicht Gleichberechtigung im Sinne von, man möchte gleich behandelt werden wie ein Mann. Mein höchstes Gut nämlich das Frau-Sein kann ich durch Tango, Zamba und all diesen Tänzen leben. Auch die Männer geben in Argentinien ihr Mann-Sein nicht her. Hierfür müssen sie jedoch nicht arrogant oder Macho sein. Das Frau-Sein auszuleben.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.