Finanzspritzen für die Hausherren: Stadt Wien setzt neue Sanierungszielgebiete fest

- Sanierungen und Verbesserungen an Häusern werden durch Förderungen erleichtert – mit den Sanierungszielgebieten setzt die Stadt einen neuen Fokus.
- hochgeladen von Christine Bazalka
Punktgenau will der Wohnfonds Wien mit den neuen Gebieten Förderungen an Hauseigenümer ausschütten und damit Grätzel aufwerten.
WIEN. Zielgerichtete Stadtsanierung: Das versprechen sich die Stadt und der Wohnfonds Wien von den neuen Sanierungszielgebieten. "Vor 25 Jahren wurden ganze Grätzel großflächig aufgewertet. 337.000 Wohnungen wurden so saniert. Jetzt legen wir den Fokus auf kleinere Gebiete", so Stadtrat Michael Ludwig (SPÖ).
Mit den Sanierungszielgebieten spricht die Stadt Wien Hauseigentümer an. Denn sie sind es, die Förderungen für Sanierungen abrufen können. "Wir kontaktieren die Eigentümer in den Zielgebieten persönlich", erklärt Christiane Daxböck, Sprecherin des Wohnbaustadtrats. "Wir arbeiten da eng mit dem Wohnfonds zusammen. Der gibt Tipps zu Sanierungs- und Ausbaumöglichkeiten."
Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Ausbau von Dachgeschoßen. "Wir wollen möglichst viele Eigentümer ins Boot holen, um so Wohnraum zu schaffen und sanft die Sanierungen voranzutreiben", so Daxböck.
In 18 Wiener Bezirken befinden sich die Zielgebiete. Festgelegt werden sie, indem verschiedene Informationen ausgewertet werden. "Die Kriterien für ein Zielgebiet ergeben sich aus dem Zustands der Häuser und aus sozialen Daten. Zum Beispiel analysieren wir die Einkommensverhältnisse in einer Wohngegend", so Daxböck.
Positive Impulse
Bei der Stadt Wien hält man das Konzept für eine Erfolgsgeschichte, wenn es auch in der Vergangenheit unterschiedlich gut funktioniert habe. Es zeige sich aber deutlich, dass Stadtpolitik wichtige Impulse bei der Stadtaufwertung setzen könne: "Besonders positiv hat sich die sanfte Stadtentwicklung entlang des Brunnenmarktes ausgewirkt. Nachdem die Stadt den Anstoß dazu gegeben hat, ist hier viel Schwung entstanden." Beim Wohnfonds erwartet man zahlreiche Anfragen: "Wir haben ein umfangreiches Beratungsangebot. Ein erster Anlaufpunkt ist unsere Homepage. Hier können Hauseigentümer nachschauen, ob ihr Objekt in einem Zielsanierungsgebiet aufgelistet ist."
Zur Sache:
Wer mehr über die Zielgebiete erfahren will, kann sich auf www.wohnfonds.wien.at informieren. Unter dem Menüpunkt "Sanierungszielgebiete" findet sich eine Suchmaske, mit deren Hilfe man herausfinden kann, ob ein Haus im Zielsanierungsgebiet liegt.
Damit eine qualifizierte Beratung geboten werden kann, sollten einige Informationen bzw. Unterlagen mitgebracht werden, darunter ein Grundbuchauszug, die Mietzinsliste, sofern vorhanden ein Bestandsplan und eventuell Fotos.
Beratungszeiten:
Die Sprechstunden des Wohnfonds Wien finden in der Lenaugasse 10 im 8. Bezirk statt. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Donnerstag von 9 bis 16 Uhr und Freitag von 9 bis 11.30 Uhr. Mehr Informationen gibt es auch unter 01/40359190. Die Beratungsgespräche sind kostenlos.
Ein Überblick über die Gebiete in den einzelnen Bezirken
2. Bezirk • 3. Bezirk • 4. Bezirk • 5. Bezirk • 7. Bezirk • 10. Bezirk • 11. Bezirk • 12. Bezirk • 14. Bezirk • 15. Bezirk • 16. Bezirk • 17. Bezirk • 18. Bezirk • 19. Bezirk • 20. Bezirk • 21. Bezirk • 22. Bezirk • 23. Bezirk
Im Stuwerviertel wurden mehrere Baublöcke zum Sanierungsgebiet erklärt. Mit dabei sind auch Objekte entlang der Darwingasse, am Donaukanal sowie zwischen Taborstraße und Lilienbrunngasse. Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger ist mit den definierten Zielgebieten zufrieden: "Die Stadt Wien hat Bausubstanz und Bevölkerungsstruktur vor Ort genau geprüft und bietet durch das Förderungsmodell einen weiteren Beitrag zur sanften Stadterneuerung."
Wichtig seien energetische Wohnhaussanierung, neue Fenster, Decken und Heizungen. "Drei Prozent der Wohnungen sind immer noch Substandard, das sollte im Zweiten rasch der Vergangenheit angehören. Mir ist wichtig, dass die Mieten lange gedeckelt bleiben, das Wohnen muss für alle leistbar bleiben", so Lichtenegger. Durch barrierefreien Ausbau mit Aufzügen, wo immer es möglich ist, könnten ältere, weniger mobile Menschen in ihrer Wohnung und ihrem vertrauten Grätzel bleiben. Einen weiteren Vorteil sieht die Bezirkschefin in räumlichen Veränderungen im Zuge der Sanierung: "Es geht um mehr Miteinander, den (Aus-)Bau von Gemeinschaftsräumen, Innenhofbegrünung und auch den Ausbau der Dachböden."
In der Landstraße gibt es nur noch zwei Sanierungszielgebiete. Diese finden sich entlang des Landstraßer Gürtels und der Landstraßer Hauptstraße. Bezirksvorsteher-Stellvertreter Rudolf Zabrana, Vorsitzender des Bauausschusses, kann die Wahl der Sanierungsgebiete jedoch nicht nachvollziehen. "Das Gebiet Landstraßer Gürtel zwischen Jacquingasse und Fasangasse – Mohsgasse ist zum Beispiel mit Sicherheit kein Sanierungsgebiet, weil hier beste hochgründerzeitliche Bausubstanz dominiert."
Die Auswahl der Zielgebiete solle besser mit den Bezirken und Gebietsbetreuungen erfolgen, da diese "eine wesentlich bessere Kenntnis des Haus- und Grundbesitzstandes haben, als die Stadtplanung mit oberflächlichen Kriterien", so Zabrana. Im Gebiet Rennweg und Spangstraße sei die Untersuchung unter Einbindung aller Beteiligten erfolgt, für Zabrana eine wesentlich zielführendere Maßnahme.
Das Zielgebiet liegt auf der Oberen Wieden. Auf der Favoritenstraße zwischen Rainergasse und Kolschitzkygasse dürfen sich Hauseigentümer über Förderungen freuen. Nähere Informationen aus der Bezirksvertretung gibt es dazu jedoch keine.
Margareten war aufgrund seiner vielen Altbauten in den vergangenen Jahren ein Schwerpunkt der Stadtsanierung. Heuer wurden zwei neue Sanierungszielgebiete ausgewiesen: Eines liegt entlang der Wiedner Hauptstraße/Reinprechtsdorfer Straße, das zweite auf der Reinprechtsdorfer Straße zwischen Arbeitergasse und Brandmayergasse.
Susanne Schaefer-Wiery, Bezirksvorsteherin
"Bei den ausgewählten Sanierungszielgebieten handelt es sich um typische Gründerzeitbauten, die teils schon sehr in die Jahre gekommen sind. Wir haben ursprünglich viele Sanierungszielgebiete im Bezirk gehabt. Es ist ein gutes Zeichen dafür, wie sich der Bezirk entwickelt hat, dass es jetzt nur mehr zwei davon gibt", sagt Bezirksvorsteherin Susanne Schaefer-Wiery. Rund um die Wiedner Hauptstraße seien viele Gründerzeitbauten mit prachtvollen Fassaden, die aber im Innenhof oft sehr feucht und dunkel seien. Hier müsse einiges unternommen werden.
Die Bezirksvorstehung setze aber zusätzlich zu den Sanierungszielgebieten auch eigene Maßnahmen. So werden gemeinsam mit Gebietsbetreuung, Mietervereinen, Baupolizei und anderen Organisationen der Problemhausgipfel organisiert und Problemfälle diskutiert.
Neubau steht sinnbildlich für die Kleinteiligkeit der Sanierungszielgebiete. Hier wurde nur ein Wohnblock am Neubaugürtel als Fokus ausgewiesen.
"Die Sanierungszielgebiete sind grundsätzlich eine gute Sache. Der Neubaugürtel hinkt im Vergleich zu anderen Gürtelgegenden bei der Sanierung etwas hinterher", sagt Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger. Deshalb sei die Förderung gut. Je mehr man am Gürtel Richtung Norden, also Richtung Lerchenfelder Gürtel, schaue, desto notwendiger seien Sanierungen und Förderungen. In anderen Gegenden des 7. Bezirks wären Förderungen aber auch notwendig.
Favoriten ist einer jener Bezirke, in denen nach wie vor großflächiger Sanierungsbedarf besteht. 2017 wurden größere Flächen zwischen der Favoritenstraße und der Laxenburger Straße, die Quellenstraße, sowie einige Baublöcke entlang der Triester Straße/Grenackerstraße als Sanierungszielgebiete ausgewiesen.
"Der Bezirk führt regelmäßig in Zusammenarbeit mit dem Wohnfonds Informationsveranstaltungen für Wohnungseigentürmer über die vorhandenen Fördermöglichkeiten durch. Die Termine sind beim Wohnfonds zu erfragen. Wir begrüßen jede Verbesserung der vorhandenen Bausubstanz", heißt es seitens der Bezirksvorstehung.
In Simmering wurden nur wenige Flächen zum Sanierungszielgebiet ausgerwählt – diese sind entlang der Simmeringer Hauptstraße zu finden.
"Gerade auf der Simmeringer Hauptstraße sind viele Baulücken, die gefüllt werden könnten. Wir könnten deshalb noch viel mehr Förderungen brauchen", sagt Bezirksvorsteher Paul Stadler. Gegenüber des Ekazent gäbe es alte Bauernhäuser aus der Gründerzeit. Hier könnte wertvoller Wohnraum geschaffen werden. Auch bei renovierungsbedürfigten Wohnhäusern aus den 1950er Jahren wären Aufstockungen möglich.
In Meidling entseht entlang des Margaretengürtels ein Sanierungszielgebiet. Außerdem möchte die Stadt Sanierungen entlang der Niederhofstraße, der Oswaldgasse und der Altmannsdorfer Straße fördern.
In Penzing möchte die Stadt Wien Haussanierungen entlang der Hütteldorfer Straße fördern. Zwei Sanierungszielgebietewurden ausgewiesen.Die stadtpolitische Entscheidung werde im Bezirk erfreut angenommen und positiv gesehen, so Bezirksvorsteherin Andrea Kalchbrenner.
In Rudolfsheim wird der Sanierungsschwerpunkt auf die Gegend nördlich und südlich des Westbahnhofs gelegt. Saniert wird im Norden entlang der Hütteldorfer Straße sowie beim Märzpark. Im Süden kommen die Sechshauser Straße sowie einige Häuserblöcke beim Auer-Welsbach-Park zum Zug.
In Ottakring wird der Schwerpunkt auf die Gegend entlang des Gürtels gelegt. Saniert wird auch bei der Thaliastraße und der Gablenzgasse. Weiter westlich kommen die Sandleitengasse und die Wilhelminenstraße zum Zug.
In Hernals entsprechen zwei Häuserblöcke den Kriterien. Besonders entlang der Rosensteingasse sieht die Stadt ein Verbesserungspotenzial. "Wir brauchen diese Förderungen. Zwischen der Rosensteingasse und dem Hernalser Gürtel ist viel zu tun, aber auch in Richtung Wattgasse und Ottakringer Straße", so Bezirkschefin Ilse Pfeffer. Die Förderungen seien auch sinnvoll, um etwa Innenhöfe wieder nutzbar zu machen. "Manchmal steht dort eine alte Werkstatt leer", so Pfeffer. Die Förderungen greifen oft erst nach einigen Jahren, da sich die Hausbesitzer und Mieter einigen müssen, ob eine Sanierung sinnvoll ist.
In Währing entspricht nur ein Block in Gürtelnähe, begrenzt von der Gentzgasse, der Edelhofgasse, der Michaelerstraße und der Semperstraße, diesen Kriterien. Warum genau dieses Gebiet ausgesucht wurde, erschließt sich für Bezirksvorsteherin-Stellvertreter Robert Zöchling nicht so ohne Weiteres: "Es gibt im Zielgebiet durchaus Häuser mit erhöhtem Sanierungsbedarf. Allerdings befinden sich dort auch der sehr große Ursulinenhof und einige Bauten der BUWOG." Grundsätzlich hält Zöchling diese Art der Förderung für sinnvoll. Sie könne auch dazu beitragen, leistbaren Wohnraum zu erhalten. Er sieht aber noch weiteren Sanierungsbedarf in Währing, etwa entlang des Währinger Gürtels und in der Kreuzgasse.
In Döbling entsprechen drei Gebiete diesen Kriterien: Eines ist zwischen Hoher Warte, Haubenbiglgasse und Sandgasse, eines entlang der Heiligenstädter Straße und das dritte ist der Svobodahof, ebenfalls in der Heiligenstädter Straße. Bezirksvorsteher Adolf Tiller begrüßt die Initiative der Stadt: "Viele Anlagen und Gebäude in Döbling brauchen dringend Sanierung, es ist gut, dass der Wohnfonds die Privathäuser da unterstützt." In der Vergangenheit sei schon viel durch den Bezirk saniert worden: "Der Bezirk hat im Karl-Marx-Hof den Bau neuer Aufzüge und den Einbau von Duschen in den Wohnungen finanziell unterstützt." Tiller weist aber auch darauf hin, dass für den Erhalt der alten Stadtkerne in Döbling auch der Altstadterhaltungsfonds aufgestockt werden müsste.
In der Brigittenau möchte die Stadt Wien die Aufwertung der Klosterneuburger Straße fördern. Auch in der Salzachstraße entsteht ein Sanierungszielgebiet. Bezirksvorsteher Hannes Derfler freut sich, dass die Stadt Wien in der Brigittenau größere Zielgebiete ausgewiesen hat: "Das passt für unseren Bezirk perfekt. Wir hoffen, dadurch auch der Mietsteigerung etwas entgegensetzen zu können, da bislang sehr viel frei finanziert saniert wurde. Um Förderungen zu bekommen, müssen auch soziale Komponenten sichergestellt sein."
Die Brünner Straße beim Floridsdorfer Spitz wird zum Sanierungszielgebiet. Es soll bis zur Werndlgasse reichen.
Entlang der Erzherzog-Karl Straße an der Ecke zur Donaustadtstraße wurde ein neues Sanierungszielgebiet ausgerufen.
In Liesing entsprechen nur kleine Bereiche entlang der Draschestraße und der Triester Straße diesen Kriterien. "Unsere Zielgebiete sind nur sehr kleine Flecken im Vergleich zu den anderen Bezirken", so Bezirksvorsteher Gerald Bischof. Im Bereich der Triester Straße wünscht sich Bischof eine Aufwertung mit Wohnräumen und einem besseren Geschäfte-Mix.
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