Corona-Krise
Aufschrei der Event-Branche wegen Verdienstentgangs
Die Absage bzw. Verschiebung von Veranstaltungen, Kongressen und Messen in Österreich und dem Ausland treffen die Event-Branche mit bis zu 100 Prozent Umsatzeinbußen hart. Viele der verlorenen Aufträge können in den kommenden Monaten nicht aufgeholt werden. Die Veranstaltungsbranche hat sich in der Plattform www.ohneuns.at zusammengetan und in einem offenen Brief an die Regierung konkrete Forderungen gestellt.
ÖSTERREICH. Die Unternehmenslandschaft der Veranstaltungswirtschaft setzt sich aus den Bereichen Veranstaltungstechnik, Messebau, Catering, Security und Personalbereitstellung und vielen weiteren zusammen. Ebenso betroffen sind unter anderem selbstständige Techniker, Logistik, Agenturen und Locations. In Österreich sind es vor allem EPU und Klein- und Mittelunternehmen, welche diese Branche betreiben.
Riesige Wertschöpfung
In Summe erwirtschaftet die Event-Branche 8,9 Milliarden Euro an Wertschöpfung und damit 2,9 Prozent des gesamtösterreichischen Betrages. Durch diese Umsätze werden 140.000 Arbeitsplätze gesichert, was rund 3,4 Prozent aller Erwerbstätigen im Land entspricht (Quelle: Studie IHS 2017).
Schaden in unabsehbarer Höhe
Eine teilweise Verschiebung von Veranstaltungs- und Messeterminen in den Sommer oder Herbst erscheint zwar sinnvoll. Der dadurch entstehende Ausfall der Umsätze lässt sich durch das Verschieben von Veranstaltungen aufgrund der Verfügbarkeit von personellen und materiellen Ressourcen jedoch nicht wieder einholen, so Gertrude Emrich von partyrent, Mitbegründerin der Plattform ohneuns.at, im Gespräch mit den RMA. Die Gesamthöhe des tatsächlichen finanziellen Schadens sei aktuell nicht absehbar.
Absagen seit 1. März
Nicht nur die sehr hohe Absagerate, sondern auch der massive Rückgang von neuen Aufträgen seit 1. März sowie die nicht abzusehende Entwicklung in den kommenden Monaten, treffen die Wirtschaftszweige der Veranstaltungs- und Messebranche sowie die damit direkt und indirekt verbundenen Unternehmen und Selbstständigen bereits unmittelbar und mit voller Wucht. Aufgrund der unklaren Lage erfolgen derzeit nahezu keine neuen Beauftragungen, eine Planung sei also unmöglich.
Plattform will aufmerksam machen
Gertrude Emrich und zehn weitere Initiatoren privater Unternehmen unterschiedlicher Bereiche haben sich bereits zu Beginn der Krise zusammengeschlossen. "Unsere Branche ist in sehr viele Sparten und Interessensverbände aufgeteilt, von Messen bis hin zur Event-Wirtschaft. Zu uns zählt der Tourismus und die Freizeitwirtschaft genauso wie Schausteller, Marktfahrer, Eventausstatter und -Vermietung, Technik (Gewerbe und Handwerk), aber auch Consulting-Agenturen." Mit der Aktion HERZSCHLAG der Initiative www.ohne-uns.at wurde am Muttertag ein Signal Richtung Regierung abgesetzt: die gesamte Veranstaltungsbranche stehe vor dem Zusammenbruch und braucht rasch ein Maßnahmenpaket und Perspektiven. Aufgrund der fehlenden, geeinten Branchenvertretung erging von den Initiatoren der dringende Appell an die Politik endlich eine klare Aussage zu treffen, dass die drastische Situation wahrgenommen und an Hilfspaketen und einem Maßnahmenplan zur Wiederöffnung mit Hochdruck gearbeitet wird.
"Wir waren als Erste betroffen"
Bereits im Februar hätte es Absagen von Veranstaltungen gegeben. "Und wir sind die letzten, die betroffen sind. Das wird bis in den September hinein gehen", schätzt Emrich die Situation ein. Die neue Plattform ohneuns.at soll auch als Sprachrohr für die Branche dienen und das Bewusstsein in der Öffentlichkeit stärken, dass nur gemeinsam die Forderungen durchgesetzt werden können. In einem offenen Brief an die Regierung wurden diese Forderungen formuliert.
Forderungen:
- Ausweitung der Kurzarbeitsregelungen, des Hilfsfonds und der Fixkostenzuschüsse für die ganze Branche, bis sie wieder zu 100 Prozent ihre Arbeit aufnehmen darf, sowie Unterstützung darüber hinaus, bis Projekte und Budgets wieder abgerechnet werden können.
- Umsätze/Eingänge dürfen von bereits getätigten Leistungen (vor Mitte März 2020) sowie ggfs. Abschlagszahlungen und Vorarbeiten für nach einer Wiederöffnung nicht mit allfälligen Hilfszahlungen und Zuschüssen gegengerechnet werden.
- Da die Branche auch nach Auflösung der Maßnahmen eine lange Vorlaufzeit hat um ihre Leistungen wieder umsetzen zu können, soll die Branche in einem staatlich getragenen „künstlichen Tiefschlaf“ versetzt werden, um die Fixkosten maximalst zu reduzieren, unsere Liquidität zu halten und einen Neustart bzw. unser Überleben zu gewähren.
- Runder Tisch mit Vertretern der Behörden und Politik, sowie der Event-Branche (und Initiativen) an dem sowohl für diese Branche als auch für die österreichische Bevölkerung und damit Kunden, Gästen und Teilnehmern erarbeitet wird, wie und wann eine Wiederöffnung und Neustart, unter Einhaltung aller Maßnahmen aber auch so, dass nur minimale Verluste entstehen, gestaltet werden kann.
- Verlängerung der Kurzarbeit über sechs Monate hinaus, bis Ende der Auswirkungen der Krise Reduktion auf 0% Arbeitszeit muss im gesamten Zeitraum möglich sein, indem es keine Umsätze gibt
- Keine verpflichtende Konsumation von Urlauben während der Kurzarbeit
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