Die Kunst der Fuge und der Improvisation
HOCHNEUKIRCHEN-GSCHAIDT. Am Freitag, dem 28. Juni, findet um 19.30 Uhr das zweite Konzert der heurigen Konzerttrilogie im Wehrobergeschoß der Pfarrkirche Hochneukirchen statt: „J.S.Bach – Die Kunst der Fuge – Austrian Art Gang“.
Die Kunst der Fuge gilt nicht zu Unrecht als gewichtigstes Fugen-Kompendium in der Musikgeschichte. Bachs neunzehn Fugen über ein einziges, wenngleich variables Thema erkunden alle nur erdenklichen Möglichkeiten der Fugentechnik und verlangen dem Musiker ein geradezu übermenschliches Bewusstsein über vier autonom geführte Stimmverläufe ab. Das Werk blieb unvollendet, die finale Tripelfuge bricht noch vor dem geplanten Höhepunkt ab, welcher alle drei Themen parallel behandeln hätte sollen.
Die Kunst der Improvisation
Die Austrian Art Gang trägt acht dieser Fugen vor - namentlich die Nummern 1, 4, 5, 7, 10, 12, 13 und 17- allerdings nicht auf einem Instrument und auch nicht als homogenes Ensemble, sondern bewaffnet mit Saxophonen, Klarinetten, Gitarre, Fagott, Cello und Kontrabass. Die Fugen werden auch nicht notengetreu wiedergegeben, sondern dienen als Ausgangspunkt für Improvisationen der fünf Musiker, die alle in unterschiedlichen Genres der Musik verwurzelt sind und so jeder für sich ein eigenes Element in die Kombination einbringen.
Latin & Jazz
Was zunächst beinahe absurd scheint, entpuppt sich als uneingeschränkt empfehlenswert. Der Übergang zwischen Barockfuge und freier Improvisation bleibt unhörbar, die Symbiose ist verfließend. Da stimmen die Musiker noch „brav“ die erste Fuge an und sind plötzlich schon in ganz anderen Welten, die bis hin zu Latin und Jazz reichen. Doch selbst hier in der Improvisation beackern die Fünf dichten Kontrapunkt und wohlfunktionierende Vielstimmigkeit. Das klangliche Resultat bleibt stets stil- und geschmackvoll und technisch gekonnt, zeitgleich kommt ein „Spirit“ unseres Jahrhunderts hinein. – die Musiker tragen eine aktualisierte Herangehensweise an Bach heran, die auch bei Nicht-Klassikhörern sehr beliebt werden könnte.
Gunar Letzbor, künstlerischer Leiter des Festivals ,,Fiori Musicali" im Stift St. Florian (Oberösterreich) resümiert: „Ob Bach sich im Grab umgedreht hätte? Blöde Vorstellung – der hätte sicher ein Tänzchen gewagt und sich einen Liter seines Lieblingsweines eingeschenkt!“
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