Manfred Kendlbacher erinnert sich
Der Mann, der für den Papst aufkochte
Der Katholikentag von Wien jährt sich im September zum 40. Mal. Der Besuch von Papst Johannes Paul II. war der Höhepunkt der viertägigen Veranstaltung.
WIENER NEUSTADT, WIEN, ROM. Um den Heiligen Vater und den Tross an Bischöfen und Kirchendienern, zeitweise mehr als 200 Personen, standesgemäß zu verköstigen, bedurfte es guter Organisation und kulinarischen Könnens – dies vereinte in diesen Zeiten ein Wiener Neustädter besser als alle anderen: der damalige Küchenleiter der Erzdiözese Wien, Manfred Kendlbacher.
"Unser Auftrag war es, österreichische gehobene Küche zu servieren – und dies unter strengster Geheimhaltung", erinnert sich Kendlbacher, denn: "Man wollte nicht, dass die Öffentlichkeit sich vielleicht darüber mokiert, dass die Kirche so viel nobler isst als das Volk."
Forellen und Lungenbraten
Jetzt lüftet der ehemalige Gastronom das Küchengeheimnis: Der Papst aus Polen und sein Gefolge konnten zum Mittagessen "anlässlich der Anwesenheit Seiner Heiligkeit Johannes Paul II. im Erzbischöflichen Palais" aus folgendem Menü wählen: Mousse von geräucherten Forellen; Marknockerlsuppe; Altwiener Lungenbraten mit Serviettenknödel und Preiselbeer-Oberskren; zum Kaffee Wiener Süßspeisen. Geöffnet wurden dazu Weine unter anderen aus den Stiften Heiligenkreuz und Klosterneuburg. Zum Dessert gab es Weinbrand.
Als Unterstützung holte sich Kendlbacher Schüler der Landesberufsschule Waldegg, für die dieser Einsatz ebenfalls zum großen Erlebnis wurde.
Keine Erwähnungen
Manfred Kendlbacher bedauert, dass nicht einmal der ORF in der Sendung "Kreuz & Quer" auf diesen Papstbesuch eingegangen ist. "Hier war Johannes Paul II. am Höhepunkt seiner Laufbahn und derart beliebt, dass über eine Million Menschen zu seinen Messen strömten."
Er selbst, damals flotter Dreißiger, hat später noch viel in Wiener Neustadts Gastroszene und in der des Bezirkes bewegt: als Chef der "Kasemattenstub'n", als erster Gastronom in der Arena Nova ("Arena Treff" 1996 bis 1999) und bis Ende 2018 leitete er das Schloss Katzelsdorf.
Heute lebt Kendlbacher in Schladming.
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