Auf der Spur des "Retters des Wienerwaldes"

REGION WIENERWALD (mh). Wäre der spätere Mödlinger Bürgermeister Joseph Schöffel nicht gewesen, würde es den Wienerwald in seiner heutigen Form wohl nicht geben. Um 1870 waren die Staatskassen Österreichs nach zwei verlorenen Kriegen leer und sollten mit der Veräußerung von Staatseigentum wieder gefüllt werden. Auch ein Teil des Wienerwaldes stand vor dem Verkauf an Holzhändler, die mit Schlägerungen einen schnellen Profit machen wollten. "Joseph Schöffel konnte von 1870 bis 1872 durch eine journalistische Kampagne verhindern, dass ein Viertel der Waldfläche des Wienerwaldes an den Wiener Holzhändler Moritz Hirschl verkauft wurde", erklärt Michael Götzinger, Mineraloge und fachlicher Betreuer des Wienerwaldmuseums Eichgraben, im Gespräch mit den Bezirksblättern. "Schöffel wurde angefeindet, bedroht und angeklagt. Man versuchte ihn sogar zu bestechen und warnte ihn vor einem ‚versehentlichen‘ Jagdunfall." Doch Schöffel ließ sich laut Götzinger nicht beirren. "Da seine Recherchen hieb- und stichfest waren, wurden sämtliche Klagen zurückgezogen. Schöffel wurde als ‚Retter des Wienerwaldes‘ bekannt."

Sensibilisierung für Wald

Dass es nach vielen Jahren der Verklärung zu einer Neubewertung der Rolle Schöffels im Wienerwald gekommen ist, zeigt die Diplomarbeit von Forstingenieur Hermann Wiltschek aus dem Jahr 2007, in der es unter anderem heißt: "Die von Schöffel behaupteten Spekulationen sind ebenso wenig nachweisbar, wie die Korruption durch mafiöse Beamte." Unbestreitbar sei jedoch, dass durch Schöffels "Kampf" eine Sensibilisierung von Behörden, Gemeinden und Institutionen erfolgt war und der Schutz des Wienerwaldes in den folgenden Jahrzehnten erhöhte Bedeutung gewann.

Zur Sache

Die Sonderausstellung "Joseph Schöffel" ist noch bis 2. April im Wienerwaldmuseum Eichgraben zu sehen. Doch nicht nur Schöffel und seine bewegte Zeit werden dargestellt. Das Schwergewicht der Sonderausstellung liegt auf biologisch-naturwissenschaftlichen Themenstellungen.
www.wienerwaldmuseum.at

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