"Ein Pfarren-Sterben droht uns"

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Fels Fischer: Pater Udo Fischer wurde 1998 von Bischof Krenn als Pfarrer von Paudorf abberufen und blieb aber im Amt. Nun ist er einer der Gründer der Pfarrer-Initiative und setzt sich etwa für Frauen im Priesteramt ein.

Talk auf P3TV: Das gesamte Interview sehen Sie ab 29. März auf P3TV im Netz der Kabelplus, auf A1TV, über Astra auf Tirol-TV und direkt hier unter diesem Beitrag.

Pater Udo, um es mit den Worten des neuen Papstes zu sagen: „Guten Abend". Haben Sie Ferngesehen, als die Wahl verkündet wurde?

Ich hatte eine Sitzung, habe es aber sehr schnell erfahren und habe auch die ersten Worte des Papstes mitbekommen.

Ist das der neue Stil der Kirche? Ein Mann der mit dem Bus fährt, guten Abend sagt und seine Hotelrechnung selbst zahlt.

Ich finde diese Bescheidenheit wunderbar. Es könnte ein Signal gegen den Prunk in der Kirche sein. Die Konservativen sind sehr verärgert, sie hätten erwartet, dass ein Papst auf den Balkon tritt und sagt „Gelobt sei Jesus Christus". Und der sagt „Guten Abend.". Er spricht die Menschen an, so wie er sie in Buenos Aires auch angesprochen hat. Das finde ich normal und gut.

Sie kritisieren den Prunk in der Kirche, der neue Papst spricht viel über die Armut. Sie sind sind Pater im Stift Göttweig, ganz prunklos ist das aber auch nicht.

Die Kirche hat bei uns natürlich sehr viel Prunk, aber in Form von denkmalgeschützten Bauten und Kunstwerken. Der Papst hat sein Palais verlassen und sich eine einfache Wohnung genommen. Das ist auch für Stifte überlegenswert. Die Frage ist nur, wie diese ganzen Gebäude weiter verwaltet würden. Ich glaube der Staat hätte keine Freude, wenn er plötzlich mit schwierigen Aufgaben betreut würde.

So wirklich reich wird ein Stift also offenbar nicht.

Man muss immer schaun, dass bei den Wirtschaftsbetrieben so viel rauskommt, dass hier und dort einmal etwas erneuert werden kann. Stifft Göttweig kriegt gerade ein neues Dach für sechs Millionen Euro. Das kann das Stift natürlich nicht leisten, da schießt das Denkmalamt und vorallem das Land Niederösterreich etliches zu.

Sie sind in der Pfarrerinitiative aktiv, drängen auf Reformen. Sie sind etwa für die Priesterschaft von Frauen. Was muss der neue Papst tun, damit er es Ihnen und der Pfarrerinitiative recht macht?

Wir kennen den neuen Papst noch nicht wirklich. Er dürfte politisch mit dem Einsatz für die Armen eher links sein, kirchenpolitisch eher konservativ. Aber er ist für Überraschungen gut. Ich hoffe dass es Überraschungen gibt. Der Papst muss fürs erste den Zentralapparat, die Kurie gründlich reformieren. Sonst gehts ihm so wie dem Benedikt XVI, dass er am Schluss sagt: „Da geh i lieber in Pension."

Ihr Mitstreiter Helmut Schüller hat von einer Intrige gegen den Papst gesprochen.

Ich denke Papst Benedikt XVI war sehr gescheit. Er hat gemerkt er wird immer schwächer, arbeitet vom Morgen bis zum späten Abend und kann aber im Apparat nichts bewirken. Daher ist er in Pension gegangen. Wenn der Vatikan noch funktionieren würde, hätten wir Benedikt XVI noch im Amt.

Sie sagen der neue Papst ist für Überraschungen gut. Sie könnten sich auch vorstellen, dass er sagt: Liebe Pfarrer, von mir aus könnts heiraten?

Ich kann mir vorstellen, dass er von Südamerika kommend neue Wege geht. Südamerika ist der Kontinent mit den meisten Katholiken und den meisten Katholiken-Verlusten. Da gehen mehr zu evangelikalen Freikirchen als bei uns wegen der Kirchensteuer austreten. Ein Hauptgrund ist der totale Priestermangel. Pfarren mit 30.000 oder 40.000 Gläubigen – das ist einfach nicht zu machen. Der neue Papst weiß um diese Sache und ich hoffe er wird entsprechend reagieren.

Sie glauben wenn Priester heiraten dürfen, würden wieder mehr diesen Beruf wählen.

Es könnten viele Religionslehrer – auch Religionslehrerinnen – geweiht werden. Sie haben das theologische Wissen und pastorale Erfahrung. Und könnten das in einer kleinen Pfarre auch nebenamtlich machen.

Darf ich frech sein und fragen: Ist das ein persönliches Interesse von Ihnen? Würden Sie vielleicht selber gerne heiraten?

Ich bin im 61. Lebensjahr und gehöre einem Orden an. Ich glaube dass es grundsätzlich der Kirche gut täte, wenn es Verheiratete gäbe. Es geht aber vorallem auch darum, dass den Frauen das gleiche Recht zugestanden wird.

Das kommt mir vor, als wenn ich in einem Fussballverein bin und den Ball in die Hand nehmen will. Und bevor ich zum Handball wechsle, versuche ich die Fußball-Regeln zu ändern. Warum wollen Sie diese Kirche verändern und werden Sie nicht Altkatholik, da dürfen Sie heiraten.

Weil diese Regeln neu sind. Es hat sie Jesus nicht eingeführt, nicht die Apostel. Im ganzen ersten Jahrtausend hat es keine zölibatären Weltgeistlichen gegeben. Die Bischöfe von Rom selbst waren bis ins sechste Jahrhundert verheiratet. Neue Zeiten erfordern neue Überlegungen. Der Zölibat in der Kirche ist kürzer als Regel aufgestellt als die Leute sich frei entscheiden konnten.

Der Pater Udo war früher ein Rebell. Er ist aufgestanden und war die Stimme der Opfer von Groer. Sie wurden von Bischof Kurt Krenn als Pfarrer von Paudorf abgesetzt. Sie sind geblieben, wurden erst 2005 offiziell wieder eingesetzt.
Es ist seither etwas ruhig geworden um Sie. Brennt einen so ein Stress vielleicht ein wenig aus?

In der Auseinandersetzung zwischen Bischof Krenn und Pfarre Paudorf hat sich das zu unseren Gunsten gelöst. Bischof Krenn hat schon lange einen Nachfolger, ich bin immer noch in Paudorf. Da hat es nichts zum Weiterkämpfen gegeben. Wofür ich mich einsetze, das ist die Reform der Kirche. Und vorallem setze ich mich dafür ein, dass bei uns die bestehenden Pfarren erhalten bleiben, dass es nicht bei uns durch Pfarrzusammenlegungen zu riesen Gebilden wie in Südamerika kommt. Dass dann auch auf einmal 15.000 Katholiken von einem Pfarrer zu betreuen sind. Das lässt sich ja gar nicht machen, da geht der ganze persönliche Kontakt verloren.

Haben Sie nach der Abberufung von Bischof Krenn jemals mit ihm ausgesprochen, ihn jemals getroffen?

Naja, seit er nicht mehr Bischof ist, können ihn nicht einmal seine besten Freunde telefonisch erreichen. Er ist krank und abgeschottet. Sein bester Freund, der Chefredakteur der Zeitschrift ”Der 13.", der hat versucht ihn zu erreichen, aber es ist nicht geglückt.

Sie sind ein Pfarrer. Ist das persönlich vergeben und vergessen?

(Holt Luft) Es ist – jo. Man tut sich leicht mit dem Vergeben und Vergessen, wenn man gewonnen hat.

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