Von Stummfilm, Skandal und Schließung
105 Jahre “Filmtheater" in Zwettl

Die Ära des alten Kinos in der Schulgasse endete 1988. | Foto: Stadtarchiv Zwettl
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  • Die Ära des alten Kinos in der Schulgasse endete 1988.
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Das Zwettler Kino im Wandel der Zeit: Ein Kapitel Lokalgeschichte – und ein Stück davon ist als Lost Place erhalten.

ZWETTL. Die Kinogeschichte von Zwettl beginnt bereits im Jahr 1903, als der Ortsschulrat Zwettl mit Unterstützung durch die örtliche Sparkasse von der Wiener Firma Fritz Elbeling ein Skioptikon kaufte - sozusagen ein „Kino-Vorläufer“. Das erste „Filmtheater Zwettl“ wurde im Jahr 1920 eröffnet. Die Stummfilm-Vorführungen liefen im Tanzsaal des Hotels „Goldener Löwe“, dort, wo heute die Volksbank untergebracht ist. Die Filme vertonte man mit Klaviermusik. Im März 1932 – nach einer vollständigen Restaurierung – wurde feierlich das Tonkino in Betrieb genommen.

Hochprozentig vertont

Eine Anekdote aus der Stummfilm-Ära ist bis heute überliefert: Der Pianist vom Zwettler Kino war dafür bekannt, dass er eine Neigung zu Hochprozentigem hatte. Während einer Vorstellung raste auf der Leinwand eine Lokomotive scheinbar direkt auf das Publikum zu. Der Klavierspieler, durch den einen oder anderen Schluck wohl bereits in milde Trance versetzt, geriet derart in Panik, dass er fluchtartig das Kino verließ.

Ankündigung der nach oben hin korrigierten Besucherzahlen nach dem Skandalfilm "Die Sünderin". | Foto: Evi Leutgeb
  • Ankündigung der nach oben hin korrigierten Besucherzahlen nach dem Skandalfilm "Die Sünderin".
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Skandalfilm in Zwettl

In den 1950er-Jahren gewann das Kino in Zwettl zunehmend Bedeutung. Mit dem gesellschaftlichen Wandel stiegen auch die Anforderungen – und die Erregungspotenziale. Besonders die Vorführung des damals skandalumwitterten Films „Die Sünderin“ mit Hildegard Knef sorgte 1954 für Aufruhr. In diesem Film war Hildegard Knef für einen kurzen Moment nackt zu sehen. Zwischen katholischen Organisationen und Kinobetreibern entbrannte in Zwettl ein regelrechter „Kinokrieg“. Noch heute existiert ein Original-Dia aus dem Zwettler Kino zu diesem Film. Darauf werden die verkündeten Besucherzahlen trotz (oder wahrscheinlich gerade wegen) des "skandalträchtigen" Films nach oben hin korrigiert. Was heute auch mittlerweile unvorstellbar ist: Mitten im Film gab es eine Pause.

Der letzte Projektionsraum in der Schulgasse ist noch vollständig erhalten - mitsamt mehreren Utensilien. | Foto: Evi Leutgeb
  • Der letzte Projektionsraum in der Schulgasse ist noch vollständig erhalten - mitsamt mehreren Utensilien.
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Abschied vom alten Kino

1987 wurde im Kino in der Schulgasse Rauch entdeckt. Wegen schwerer Mängel an der Heizanlage und fehlender Mittel zur Sanierung wurde das Filmtheater im Jänner 1988 behördlich geschlossen. Das Haus wurde abgerissen und es entstanden Wohnungen. Danach gab es eine lange "Kino-lose" Zeit. Im Juni 1996 begann man neben der Parkgarage in der Gartenstraße mit dem Neubau eines Kinos. Seit 2000 bringt auch der Filmclub Zwettl immer wieder besondere Filme.

Die Ära des alten Kinos in der Schulgasse endete 1988. | Foto: Stadtarchiv Zwettl
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Ein "Lost Place"

Die alte Kinokassa und ein einzelner Kinosessel sind stille Zeugen des alten Kinos in der Schulgasse. Was jedoch noch erhalten ist, ist der Projektionsraum, der sich im Nebengebäude samt Projektor und Filmschneidemaschine befindet und deswegen dem Abriss nicht zum Opfer fiel. Auf dem Arbeitstisch ruhen noch die letzten Zelluloidstreifen, sorgsam geschnitten – als hätte gerade erst die Vorstellung geendet.

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