Das bleibt von Erwin Pröll

- Ein Beispiel von Prölls Erbe: Das Landesklinikum in Zwettl ist zur Gesundheitszentrale des Bezirks geworden.
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In der Vorwoche hat Erwin Pröll seinen Rücktritt angekündigt. Wegbegleiter und Gegner analysieren was im Bezirk Zwettl vom Landeshauptmann bleibt.
BEZIRK ZWETTL (bs). Er ist der längstdienende Landeshauptmann Österreichs, 25 Jahre prägte seine Handschrift die Bundespolitik, das Land und auch den Bezirk Zwettl. Zahlreiche Projekte und Geschichten sind auch in unserer Region mit dem Namen Erwin Pröll verbunden. Die Bezirksblätter haben Wegbegleiter, Gegner und Projekte gefunden, die ein Bild der Ära Pröll zeichnen. Mit Licht und Schatten.
"Rücktritt überraschend"
Für den Bürgermeister der Stadtgemeinde Zwettl, Herbert Prinz (ÖVP), kam der Zeitpunkt der Ankündigung seines Rücktrittes sehr überraschend. Prinz präzisierte auf Anfrage jedoch: "Dass im Hinblick auf die im Jahr 2018 anstehende Landtagswahl ein möglicher personeller Wechsel an der Spitze der ÖVP Landespartei im Raum stand, kann ich aber bestätigen." Für die Anliegen der Stadtgemeinde Zwettl hatte Pröll laut Prinz immer ein offenes Ohr. Der Bürgermeister führte vor allem das "Jahrhundertprojekt der Zwettler Umfahrung" als eines von vielen Vorhaben an, die von Erwin Pröll bleiben werden. Aber auch der Neubau der Sportanlage Edelhof, des Musikerheims, des Feuerwehrhauses in Rudmanns, der Stadthalle oder des Stadtamtes Zwettl war und ist laut Prinz nur mit Hilfe des Landes zu stemmen. Auch kulturelle Impulse bleiben: So etwa die Musikfabrik Edelhof oder die Viertelsgalerie.
Auch sein Amtskollege Maximilian Igelsböck (ÖVP), Bürgermeister der Stadtgemeinde Groß Gerungs, sprach auf Bezirksblätter-Anfrage von einem sehr guten Gesprächsklima und der Bereitschaft, Lösungen für die Gemeinde und Regionen zu suchen und zu finden.
Prägende Ära endet
Selbst für den Landtagsabgeordneten des Bezirkes Zwettl, Franz Mold (ÖVP), kam der Rückzug nach eigenen Angaben überraschend. "Mit Erwin Pröll geht eine prägende Ära für Niederösterreich zu Ende", so Mold. Er sieht zu den bereits genannten Straßen- und Kulturprojekten auch die Dorf- und Stadterneuerung als Erbe Prölls sowie die erfolgreiche Erweiterung des Landesklinikums Zwettl: "In Summe sichern diese Projekte den Wirtschaftsstandort und binden viele Arbeitsplätze im gesamten Bezirk."
Opposition bremst Lobgesang
Die Obfrau der Grünen Zwettl, Silvia Moser, gesteht Pröll ebenfalls große Leistungen für Niederösterreich zu. Sie denkt dabei an die Bereiche Kunst, Kultur und Wissenschaft. "Weniger Zustimmung gibt es von uns für die Verkehrspolitik, die nur den Straßenbau im Fokus hatte. Gravierend ist aber das Demokratiedefizit in Niederösterreich. Transparenz und Mitbestimmung scheinen Fremdwörter zu sein – ausgehend vom Land bis in die Gemeinden. Ich hoffe, dass diese machtbetonte Politik nun ein Ende findet", so Moser. Neben den positiven, bereits genannten Punkten, die auch Moser würdigt, findet sie aber auch kritische Worte: "Die Einstellung des Personenverkehrs auf der Bahn wie Zwettl – Schwarzenau, die Zerstörung von Naturraum durch überdimensionalen Straßenbau und Einflussnahme auf die Gemeinden durch Bedarfszuweisungen bleiben ebenfalls von Erwin Pröll." Für Moser ist der Zusammenhang des Rücktritts mit der Privatstiftung eindeutig.
Für den Bezirksobmann der FPÖ, Alois Kainz, kam der Rücktritt insofern überraschend, als er vom "Machtpolitiker Pröll erwartet hätte, das 25-jährige Jubiläum feiern zu wollen". Kainz sieht einen möglichen Neuanfang mit viel Skepsis: "Die ehemals gut strukturierte ÖVP hat in den letzten Jahren sehr an Einheit und Stärke verloren."
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