"Wir sind schon ein Unternehmen geworden"
Am 25. November ist der "Tag gegen Gewalt gegen Frauen". In Baden gibt es seit 15 Jahren die Fraueneinrichtung "Undine" - anerkannt, und dennoch jedes Jahr im finanziellen Überlebenskampf. Muss das sein?
15 Jahre Frauenberatung Undine. Was hat sich in dieser Zeit getan?
Sonja Kainzbauer: Man kann sagen, wir sind eine Art Unternehmen geworden. Natürlich keines, das Gewinne macht, sondern im Gegenteil eines, das immer um die Finanzierung kämpft. Aber wir haben inzwischen vier Angestellte und sind aus dem sozialen Serviceangebot von Stadt und Region Baden nicht mehr wegzudenken.
Mit welchen Problemen kommen denn die Frauen in die Beratung?
Jährlich beraten wir im Schnitt 350 Frauen. Ein Drittel von ihnen ist akut von Gewalt betroffen, viele kommen auch mit Scheidungs- und Beziehungsproblemen, auch die gemeinsame Obsorge sorgt oft für Konfliktstoff, zunehmend sind auch finanzielle Probleme ein Thema.
Wohnungsnot zum Beispiel, etwa nach Trennungen?
Seit fünf Jahren betreiben wir eine Frauennotwohnung für Frauen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind. Sie können hier bis maximal eineinhalb Jahre gegen eine geringe Benutzungsgebühr wohnen. Die Wohnung wird im Prinzip von der Stadt Baden und dem Land Niederösterreich finanziert und ist immer voll. Für die Bewohnerinnen - maximal drei - ist sie oft ein erster wichtiger Schritt in ein selbständiges Leben. Unsere Wohnungsbetreuerin Mag. Bettina Kern hilft auch bei Jobsuche.
Jetzt gerade sind die traditionellen 16 Tage gegen Gewalt an Frauen . der 25. November wurde von der UNO als "Tag gegen Gewalt an Frauen" ausgerufen. Wie oft muss Ihre Frauenberaterin Gina Zaussinger bei Gewalt intervenieren bzw. was hilft da überhaupt?
Wie gesagt, ein Drittel unserer Klientinnen ist von Gewalt betroffen. Das NÖ Gewaltschutzzentrum, wo alle Daten gesammelt sind, sagt, dass der Bezirk Baden seit Jahren der Bezirk mit den meisten Wegweisungen pro Jahr ist. Im Schnitt sind es 140, 150 pro Jahr. Wie wir helfen können? Unsere Beraterin, die das mit höchstem Engagement macht, versucht, das Selbstbewusstsein der Frauen zu stärken. Und es ist ein schönes Gefühl, die Entwicklung solcher Frauen verfolgen zu können: Anfangs kommen sie mit elender Angst, und nach einem halben Jahr gehen sie erhobenen Hauptes aus der Beratung, die natürlich kostenlos und auf Wunsch anonym ist.
Undine ist also so gesehen ein notwendiges, aber auch erfolgreiches Unternehmen. Wieso hapert es aber immer wieder mit dem Geld?
Wir haben wie gesagt schon vier Angestellte, deren Gehälter steigen. Auch die Betriebskosten steigen. Unsere Subventionen bleiben aber jedes Jahr gleich. Wir haben fünf verschiedene Fördergeber, sie alle müssen jedes Jahr von uns aufs Neue angeschrieben werden.
Was wäre denn eine Erleichterung in dieser Situation?
Wir würden uns wünschen, offiziell als Frauenservicestelle anerkannt zu werden. Das würde dann nämlich bedeuten, dass unsere Finanzierung auf drei Jahre und nicht immer nur von Jahr zu Jahr gesichert ist.
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