Die Spur der Drogen im Bezirk
Längst sind Drogen nicht nur ein Problem der Städte. Die Konsumenten werden immer jünger. Eine Spurensuche.
BEZIRK GMÜND (eju). In St. Pölten flog in der Vorwoche ein Dealer auf, der 12-Jährige mit Drogen versorgt hatte. Längst haben Cannabiskraut, MDMA, Ecstasy und Co. auch die entlegensten Gebiete des Landes erreicht. Die Bezirksblätter haben bei Fahndern und Ärzten nachgefragt, wie groß das Problem im Bezirk Gmünd ist.
Bezirkspolizeikommandant Wilfried Brocks: "Drogen gibt es auch im Bezirk Gmünd, wobei in den letzten Jahren die Amtshandlungen meist Cannabis betrafen. Mit einer entsprechenden Regelmäßigkeit haben wir auch Kleingärtner, die das zu Hause ziehen. Große Indoorplantagen haben wir nicht." Was ihn über die Jahre hinweg allerdings beunruhige, sei, dass auch synthetische Drogen, vor allem Crystal Meth, in der Region eine Rolle spielen: "Davor möchte ich mit allem Nachdruck warnen. Das ist keine Kleinigkeit. Konsumenten zerstören ihre Gesundheit nachhaltig und unwiederbringlich. Crystal Meth ist nicht nur illegal, sondern auch hochgradig gesundheitsgefährdend."
Drogen aus Tschechien
Die Nähe zu Tschechien führe dazu, dass man entsprechend der gesetzlichen Bestimmungen im Nachbarland leicht an Suchtmittel in Mengen für den Eigengebrauch herankomme.
"Speziell die Kollegen der Gruppe AGM finden im Grenzraum bei Kontrollen immer wieder Personen, die Drogen nach Österreich einführen, aber auch da sind keine großen Sachen dabei. Wir bewegen uns punkto Drogendelikten nicht in einem beunruhigenden Ausmaß, landesweit betrachtet wahrscheinlich sogar unterm Durchschnitt", so Wilfried Brocks abschließend.
Konsumenten werden jünger
Bezirksärztevertreter Wolfgang Fuchs zur Drogenproblematik aus Sicht des Arztes: "Der Einstieg dürfte nach wie vor weitgehend über die „legalen“ Drogen Nikotin und Alkohol und über „Probierverhalten“ erfolgen, wobei das Einstiegsalter meiner Beobachtung nach sinkt. Studien aus der 2. Hälfte des letzten Jahrzehntes geben ein Alter von 13 Jahren bei Alkohol an, ich würde mich nicht wundern, wenn dieses mittlerweile um mindestens ein Jahr gesunken wäre. Beim Nikotinkonsum liegt es mit hoher Wahrscheinlichkeit einiges darunter.
Bei „illegalen“ Drogen sind Cannabinoide im Vordergrund und bei Jugendlichen in der Mitte des 2. Lebensjahrzehntes gibt es wohl bei etwa 20% zumindest „Randerfahrungen“. Nicht zu unterschätzen sind bestimmt auch „Schnüffelstoffe“, Aufputschmittel, Ecstasy, ….
Sinnvolle Freizeitgestaltung
Bildungs- und Sozialschicht spielen zwar eine gewisse Rolle, jedoch hat sich die Motivation für den Einstieg geändert. Drogen sind nicht generell eine Flucht aus einer frustrierenden Lebenssituation, sondern ein „Kick“ aus dem durchaus geordneten Alltag. Probier- und Experimentierkonsum und Gruppenzwang können schleichend zu problematischem Konsum führen. Familienmitglieder und ein besonnener Freundeskreis samt sinnvoller Freizeitgestaltung sind hier besonders gefordert, auch auf Zeichen einer Drogenabhängigkeit zu achten."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.