Reportage: Wow, der Zoe zieht aber ab!
Redakteurin Michaela Ferschmann hat den Renault Zoe für Sie getestet.
FLACHGAU (fer). Durch dicken Nebel die neun Kilometer lange Strecke auf den Gaisberg hinauf waren der reinste Fahrspaß. Der Renault Zoe zieht nicht nur auf der Autobahn beim schnellen Überholen ab wie ein kleiner Sportwagen, auch bergauf zeigt das französische Elektroauto seine Stärke. Von Nachteil ist auf der Nebelstrecke mit Sicherheit die Lautlosigkeit, die diesen Fahrzeugen eigen ist. Ein einsamer Wanderer und ein beinharter Nebel-Mountainbiker haben sich ziemlich erschrocken, als ich sie von hinten überholt habe. Oben angekommen musste ich feststellen dass sich die Restkilometerangabe rapide vermindert hat. Ob ich damit noch zurück nach Salzburg komme? Im Winter, wo Licht und Heizung einen erheblichen Mehrstromverbrauch bewirken, hat der Zoe bei durchschnittlicher Fahrleistung manchmal nur 100 Kilometer Reichweite. Der Hersteller gibt ja an, dass der Zoe bis zu 150 Kilometer weit kommt. Das ist vielleicht im Sommer der Fall, und dann bei optimalen ebenen Straßenverhältnissen ohne Stop & Go. Apropos Stop & Go.
Eco-Schalter
Im Stau, zum Beispiel bei Salzburg Mitte Richtung Redaktion in der Münchner Bundesstraße habe ich richtiggehend zuschauen können, wie die Kilometerreichweiten-Angabe schrumpfte und schrumpfte. Ich habe dann auf „Eco“ umgeschalten, und sofort hat sich die drastische Kilometeranzahlschrumpfung verlangsamt. Auf der Autobahn oder außerhalb von Ortsgebieten ist „Eco“ wiederum hinderlich. Dann beschleunigt der Zoe wie ein Turbodiesel, dem der Turbo ausgefallen ist. Nämlich nur sehr langsam.
Zurück zum Gaisberggipfel. Nach einer kleinen Runde am Gipfelparkplatz fuhr ich wieder hinunter Richtung Salzburg. Wenn ich vom Pedal ging, konnte ich beobachten wie am Display Strom zur Batterie zurückgeladen wurde – in blau. Leider kann man das Elektroauto aber nicht wie ein Auto mit Verbrennungsmotor mit gelöster Kupplung rollen lassen. Das Elektroauto bremst sich stark ein, und man muss immer wieder auf das Pedal steigen, damit er auch bergab nicht stehen bleibt – und dann zeigt das Display wieder verbrauchenden Strom in grün an. Unten angekommen hat der Bordcomputer aber wieder die Restkilometereinschätzung korrigiert, und ich konnte beruhigt zurück in die Redaktion fahren.
Einfache Bedienung
Stichwort Bordcomputer: Der ist wirklich umfangreich und einfach zu bedienen. Ich habe alle Programme ohne die Bedienungsanleitung je gelesen zu haben, sofort verstanden. Das Navi, der E-Tankstellen-Finder und andere nette Features ließen sich leicht während der Fahrt bedienen. Sogar mit Lederhandschuhen.
Nach ein bis zwei Fahrten innerhalb vom Flachgau war der Strom bereits soweit verbraucht, dass ich sofort wieder eine Auftankung planen musste. Und das war nicht so einfach, wenn man nicht zu Hause die Möglichkeit hat. Denn die Elektrotankstellen sind noch relativ spärlich gesäht, vor allem außerhalb der Stadt Salzburg. Dazu kommt, dass man dann das Auto ein paar Stunden stehen lassen muss bei der Elektrotankstelle. Wenn sich also nicht in nächster Nähe der Arbeit oder der Wohnung eine Elektrotankmöglichkeit befindet, muss man dann von dort auch noch irgendwie weg- und wieder zurückkommen.
Geleaste Akkus
Die 22-kWh-Akkus unterhalb der Fahrgastzelle müssen von Renault geleast werden für rund 80 Euro im Monat. Das hat aber auch den Vorteil, dass diese teuren Akkus von Renault sofort ausgetauscht werden, sobald ihre Kapazität unter 75 Prozent fällt.
Mein Fazit
Flottes Auto für die Stadt und die nähere Umgebung – reichweitenbedingt (noch, denn in Zukunft wird sich da sicher noch vieles ändern). Wer am Tag nicht mehr als 100 Kilometer fährt und abends immer „anstecken“ kann, ist gut bedient. Tipp: In der kostenpflichtigen Kurzparkzone von Salzburg gibt es ein paar Stromtankstellen, wo man gratis parken kann, während das Auto lädt.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.