"Ich bin dann mal weg"

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Was macht eine Seilkletterin fünf Wochen lang in den Rocklands? Was für eine Frage. Bouldern halt. Gerade weil ich eine auf Routen trainierte Athletin bin, zwang ich mich in einen von Boulder umgebenen Kerker, damit ich unausweichlich geködert werde und meine Spritzigkeit auf diese Weise trainiere. Ganz so doof stellte ich mich dort auch nicht an. Schon beim Hingucken auf die Boulder "Paula Abdul (fb 7c+)" und "In the middle of the ass (fb 8a)" traute ich mir eine Flashbegehung zu. Gripfig und keine weiten Züge. Ganz so wie ich es mag. Tatsächlich erweist sich meine Vorahnung als Volltreffer. Noch dazu alles auf Band durch Bernie, meinem Künstler der digitalen Bilder.
Einen ebenso guten Riecher hatte ich mit "Fragile steps (fb 8b)" in "The Pass" im Sektor Fortress. Naja eigentlich kommt der Tipp, diesen Boulder zu versuchen, von Ashima Shiraishi. Für mich wahrlich beeindruckend, welche harten Nüsse die junge kleine Frau in den Rocklands und in vielen anderen Klettergebieten bereits geknackt hat. "Fragile steps" ist ein steiles Dach mit mikrigen Leisten. Obwohl ich bei meinen ersten Gehversuche keine Chance habe, die abschüssigen Griffe zu halten und gleichzeitig meinen Körper zu positionieren, ist mir der Boulder auf Anhieb sympathisch. Das ständige Geschnappe auf Nichts lädiert meine Haut und saugt an meinen Kraftreserven. Das Gefühl für die Bewegungen wird jedoch immer besser und nach kurzer Zeit beherrsche ich alle Züge.
Nun geht es an die nervenzerreißenden Versuche. Leider nein! Leider nein! Knapp daneben! Ok, es bleibt nur noch ein Go, dann ist Basta mit Haut. Adrenalin durchströmt trete ich also ein letztes mal an. Nach etwa drei Stunden harter Arbeit klappen alle Züge unerwartet erfolgreich und ich stehe kurzerhand am Top meines bislang härtesten Boulder.
Mit Sicherheit jedoch ist "Hatchling" die beeindruckendste Linie, die ich in den Rocklands gebouldert bin. Ein ziemlich hoher Block mit anspruchsvollen Züge an kleinen Leisten. Ich hatte großen Respekt vor seiner beachtlichen Höhe. Gerade deshalb war ich extrem überwältigt, dass ich den Durchstieg bei meinem nur zweiten Versuch geschafft habe.
Angespornt von meiner Begehung des "Hatchling" bekam ich Lust auf den noch spektakuläreren "Out of balance, 8a". Dieser Boulder beeindruckt durch seine ebenso respektable Höhe. Hier kommen jedoch, wie der Name schon sagt, unangenehme Bewegungen von waagrechten Positionen bis hin zu Gleichgewichtsprobleme auf mehreren Metern über dem Boden hinzu. Zunächst brauchte ich Probestürze und legte mich nur 80 % ins Zeug. Beim sechsten Versuch wollte es schlussendlich klappen und ich habe mich irre gefreut, dass ich bis zum Schluss Ruhe und Konzentration bewahrt habe.

Alpines Sportklettern

In diesem Jahr wagte ich erneut einen Versuch in "Boulevard of broken dreams" in Nösslach im Ötztal, die ich im Jahr 2009 schon einmal versucht habe. Damals scheiterte ich in der dritten Seillänge an einer harten Boulderstelle, die nicht klappen wollte, während die restlichen sechs Längen mehr oder weniger funktionierten. Diese ausgesetzte Route wurde vermutlich mit mühevoller Arbeit von Albert Leichtfried erschlossen und von ihm auch erstbegangen und mit 8a bewertet. Nach fünf Jahren ließ ich mich heuer im Juni auf ein zweites mal in diese Route ein. Wiedermals in Begleitung mit Bernie. Alle Längen klappten auf Anhieb. Auch die Boulderpassage in der dritten Länge konnte ich erfolgreich meistern. Die folgende 8a Länge fordert kraftausdauer an Leisten, was mir zu Gute kommt. Mehr Probleme bereitete mir die anschließende 7c Platte. Mit etwas Unsicherheit beim Klettern funktionierte aber auch diese. Die leichteste und vorletzte Länge kam mir schwerer vor als in meiner ersten Begegnung. Ausgelaugt erreichte ich den Stand der Austiegslänge. Ich war voller Glücksgefühle, denn ich wusste, dass ich die nächste Länge klettern kann. Jedoch verlangte auch diese unerwartet viel von mir ab. Schlussendlich erreichte ich den Gipfel meiner bislang schwersten alpinen Mehrseillänge.

Einfaches Sportklettern

Im Sportklettern ist es nicht gerade ein lockeres Unterfangen, meine Bestmarke von 2007 ("Claudio Cafe (8c+)") zu toppen. Mit "Reini's Vibes (8c+)" bestätige ich zumindest meine Fitness in diesem Jahr. Darüber hinaus darf ich mich über zwar weniger schwer bewerteten, aber durchaus anspruchsvollen Routen wie "Bibita Biologica (8c)", "Mullkombo (8b+/8c)", "Nostalgie (8b +/8c)" und "Glückshormon (8b+)" freuen.
Im Zuge meiner Klettertrips stoße ich auf idyllische Landschaften und nehme die Schönheit der Natur mit einem weitläufigen Blick wahr, der so klar ist, wie der azurblaue Horizont bei Schönwetter. Anders als in meiner ehemaligen durchstrukturierten Wettkampfzeit erlebe ich gegenwärtig mehr Freiheit und Spontanität. Es herrscht keine niederreglementierte Ordnung, die besagt, wann und wo ich was wie zu machen habe. Denn von jetzt an bestimme ich, welches Projekt mir zusagt und orientiere mich lediglich an die eigens in der Kletterszene etablierte Ethik.

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