Berg-Halbmarathon Kirchdorf/Krems 2015

Wolkenstimmung über Altpernstein
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Liebe LauffreundInnen,

bei den Kirchdorfer Bergläufen bin ich inzwischen Stammgast. Es gilt dort, eine 21Km-Runde mit 650 Höhenmetern ein-, zwei- oder dreimal zu durchlaufen, je nachem ob man den Halb-, Ganz- oder den Ultramarathon läuft. Für mich war der Halbmarathon letztes Jahr ein ziemlich gutes Rennen - 8. Gesamtplatz unter 62 Startern, 2. in meiner Klasse und meine Wunschzeit von unter 1:45 hatte ich mit 1:44:08 auch erreicht. Dieses Ergebnis zu verbessern wird heuer sicher schwierig, nicht zuletzt weil diesmal über 70 LäuferInnen am Start sind. Das Einzige was ich von mir aus beeinflussen kann ist meine Zeit - ich möchte noch ein bißchen schneller sein als letztes Jahr. Der Rest hängt halt davon ab ob gute Konkurrenten am Start sind.
Das Wetter soll kühl und regnerisch werden - sehr gut, denn bei Hitze wären die langen schattenlosen Streckenteile kein Vergnügen. Zur Vorbereitung studiere ich nochmal genau meine alten Laufberichte und lege mir einen Zeitplan zurecht wann ich wo sein möchte.

Am Abend vor dem Rennen kehre ich mit Patrick noch beim Akropolis Restaurant am Kirchdorfer Hauptplatz, das der Bruder unseres Badener Akropolis führt, ein. Als Stammgäste erkennt man uns dort auch gleich und der üppige Akropolis-Teller schmeckt hervorragend. Als Nachspeise noch gebackene Feigen und ich bin mehr als voll. Ob das jetzt in Hinblick auf den morgigen Lauf gescheit war weiß ich nicht - aber es war saugut ;-)

Eine dreiviertel Stunde vor dem Start bin ich mit Patrick am Hauptplatz, hole meine Startsachen, plaudere ein wenig mit Norbert, dem Platzsprecher. Und höre wenig später wie er durchsagt daß soeben Alois seine erste Runde für den Ultra beendet hat - aha, der Alois, der letztes Jahr die 50er Klasse klar vor mir gewonnen hat läuft also diesmal den Ultra - einer weniger der vor mir sein kann. Wenn kein anderer guter 50er dazugekommen ist und ich keinen Mist baue dann könnte ich vielleicht ... jaja, bleib am Teppich! Günter, der letztes Jahr hinter mir 3. bei den 50ern war und auch einer der seltenen "Langhaarigen" ist läuft mir über den Weg. Kurz geplaudert, aufgewärmt und dann stehen wir nebeneinander ziemlich weit vorne im Starterfeld - 3-2-1-LOS!

Der erste Kilometer führt flach durch die Straßen von Kirchdorf. Ich reihe mich etwa an der 10. Stelle ein und versuche rasch in einen guten Laufrhythmus zu kommen. Aber in meinem Kopf spuken dauernd meine Soll-Zeiten an den verschiedenen Streckenpunkten herum und lenken mich ab. Nach dem ersten Km bin ich mit 4:20 "schon" 10 Sekunden hinter dem Vorjahr ... "Trottel" denk ich mir, "konzentrier dich auf dich selber und das Rennen, vergiß die Vorgabezeiten, jeder Lauf ist anders!". OK, die Steigung nach Kirchdorf den Hangleitenweg hinauf bin ich in einer großen Gruppe von 10, 12 Läufern, die Positionen wechseln dauernd, ich bleib lockerer und versuche nicht an die Zeit zu denken. Den Pfad durch Wald und Wiese hinunter nach Schlierbach schnappe ich mir ein paar Läufer, dann geht es am Stift vorbei durch den Ort - und ich merke daß ich etwas schneller unterwegs bin als für einen Berg-Halbmarathon gut ist. Denn in meinem Hinterkopf sitz ein kleiner Teufel der mir dauernd vorsagt "Bei der ersten Labestelle bei Km 5 hattest letztes Jahr 23:00 - sei schneller!"

Nun gut, mit 22:30 bin ich auch schneller aber gleichzeitig nicht zufrieden. Ich laufe nicht "rund", nicht so entspannt wie letztes Jahr - im Moment macht das nichts, aber ich hab noch 16Km vor mir! Als nächstes geht es eine schmale Asphaltstraße den Käfergraben hinauf nach Oberschlierbach - DAS Kriterium der Strecke. Etwa 330 Höhenmeter auf 4Km Länge, mittelsteil, eigentlich sehr gut zu laufen. Hier muß ich die richtige Mischung zwischen Tempo machen und dennoch nicht überanstrengen finden und das klappt ganz gut, entspannt und gleichmäßig laufend überhole ich zwei Leute - aber beim Blick zurück nach einer Serpentine sehe ich ein ziemlich großes Verfolgerfeld - da sind mir 5, 6 Leute auf den Fersen! Was schaue ich auch zurück, normalerweise orientiere ich mich nach vorne! Auch wenn ich´s nicht will, aber das setzt mich ein wenig unter Druck und ich gebe wieder etwas mehr Gas. Die Strecke verläuft nun flacher oben am Hügelkamm entlang, jetzt könnte ich schön dahingleiten aber es passt wieder nicht ganz ... verflixt! 10Km und 51:30 - genau gleichschnell wie letztes Jahr aber ich hatte bei Km5 bereits 30 Sekunden Vorsprung! Das schaut nicht gut aus. Bei der nächsten Labestelle brauche ich nicht viel - nur etwas Wasser und Iso, es ist ja angenehm kühl und bedeckt. Auch die Landschaft und die Strecke wären wunderschön - Wiesen, Wald, toller Blick in die Umgebung aber ich hab kaum einen Blick dafür, grummle nur in mich hinein und rätsle warum es nicht richtig läuft. Nicht weit vor mir laufen Mario in Gelb und Manuel in Rot (der ist aber ein Marathoni), auf diesem Streckenteil sollte ich doch eigentlich auf die Beiden aufholen, die waren bisher immer eher bergauf schneller. Aber es geht nicht, ich quäle mich dahin - 4:30 für den letzten flachen Km, ein Jammer! Verärgert schließe ich das Rennen geistig ab - das wird nix mehr, pfeif drauf, in deinem Zustand hast keine Chance mehr auf eine Zeit unter 1:45, vergiß es :-(

Gedacht, damit abgefunden und - was ist das? Auf einmal hab ich das Gefühl als ob ich 10Kg leichter wäre, als ob die Beine von selber rennen wollten, mir geht´s auf einmal blendend und alles in mir giert danach schneller zu laufen! Ja spinn ich? Wo kommt denn dieser Energieschub her? Hat mir der griechische Götterbote Hermes seine geflügelten Schuhe geborgt?
Wie auch immer, ich nehm´s mit Freude zu Kenntnis, schnupfe ganz locker Mario und Manuel und laufe entspannt mit Km-Zeiten um die 4:00 auf den Anstieg nach Oberhamet zu - so wie letztes Jahr :-) Den steilen gatschigen Anstieg durch den Wald hinauf schalte ich aber bewusst einen Gang zurück, lasse die Beiden vor - jetzt wo´s mir wieder gut geht freue ich mich richtig auf die letzten 7 Kilometer überwiegend bergab nach Kirchdorf - das wird ein Fest! So, über den Gipfel drüber, den schmalen Gatschweg wieder runter - noch nicht Vollgas, dafür ist es zu rutschig, links einbiegen auf die kleine Asphaltstraße und dann kommt die nächste Labestelle. Diesmal nehm ich mir ein paar Sekunden Zeit für einen Boxenstop mit Iso, Banane, einen Bissen Müsliriegel und dann mit vollem Tempo wieder raus auf die Strecke. Bei Km 15 zeigt die Uhr 1:19 - eine volle Minute langsamer als letztes Jahr, da haben mich die "müden" Kilometer eine ganze Minute gekostet! Um eine Bestzeit zu holen hab ich für die restlichen 6,1km maximal 25 Minuten - na dann los, Alles oder Nichts! Wieder gehe ich an Mario und Manuel vorbei, wink ihnen zu und Manuel wünscht mir viel Glück. Heißa, jetzt geht´s dahin, warum bloß nicht gleich so? Die leichte Steigung bei Km16 geht wie nix, dann die kurvige Straße runter Richtung Burg Altpernstein - das ist genau der Genuß den ich mir vorgestellt habe!

Jetzt bloß nicht knapp vor Km17 die Abzweigung scharf rechts auf den Schotterweg verpassen - ja, da ist die Markierung, und weiter! Da gibt es ein paar sehr steile Stellen aber Bremsen kommt in meinem Wortschatz nicht vor - volles Risiko! Ein Läufer taucht vor mir auf - das muß einer der Ultra´s sein die schon in der 2. Runde sind. Nein, es ist eine Läuferin, Bettina, die Führende der Damenwertung. Also dafür daß die schon über 40Km unterwegs ist ist sie ganz schön schnell unterwegs. Ich gratulier ihr im Vorbeilaufen, dann weiter, nicht nachlassen! Km18 und 1:31:20 - das passt, noch 12:40 für die letzten 3,1Km. Durch Weinzierl geht es ein kleines Stück bergauf - Tempo halten! Der Puls geht rauf aber beim folgenden Bergabstück kann ich wieder durchatmen und dennoch flott bleiben. Nun die letzte "schwierige" Stelle - der Waldweg wird flacher, verläuft ein paar hundert Meter ebenaus. Nach den langen Bergabstücken zuvor kommt mir das wie eine leichte Steigung vor aber noch immer hab ich genug Energie um auf Druck zu bleiben - jawohl, so soll es sein! Der Wald ist aus, ich komme auf Asphalt und nach Kirchdorf hinein, jetzt geht´s wieder steiler bergab. Streckenposten feuern mich an, der letzte Kilometer - das MUß sich ausgehen! Abzweigen in die Parkstraße - da führt die Strecke neben einer Baustelle entlang - jetzt nur nicht wie letztes Jahr die Abzweigung zum Hauptplatz verpassen! Nein, da ist sie - kurz links und gleich wieder rechts, der langgezogene Hauptplatz, in der Ferne der Zielbogen. Kurzer Blick auf die Uhr - irgendwas mit 1:42, mehr kann ich in der Hektik nicht erkennen, weiß nur daß das reichen müsste, sehe Patrick am Straßenrand Fotos machen, hör schon Norbert wie er mich ankündigt, die Zuschauer die anfeuern, geb noch mal Gas und sprinte durch´s Ziel - pffffffffttttttt!!! 1:43:43, persönliche Bestzeit geschafft!!!!

Schwer atmend schnaufe ich aus, begrüße Mario der etwa eine Minute nach mir kommt, wünsche etwas später Manuel viel Glück für seine zweite Runde und sag hallo zu Günter. Dazwischen ein paar Iso´s und ein paar Happen vom Kuchenbuffet - hmmmm, herrliche Sachen gibt es da! Dazu ein wenig Obst - schade daß ich nicht alles reinkrieg was ich möchte, so knapp nach dem Lauf geht das einfach nicht ;-) Natürlich bin ich neugierig wievielter ich geworden bin also vor zur Zeitnehmung und ein wenig spioniert - JIPPPIIIEEE! Gesamt - 7. und erster in der 50er Klasse - Wahnsinn!

So, und nächstes Jahr pfeife ich wieder auf meine Vorjahreszeiten und laufe drauflos wie es mir taugt. Ich möchte den Lauf von Anfang an genießen und nicht mir selber Streß machen und drauf hoffen daß mir Hermes für die zweite Hälfte seine Schlapfen leiht ;-)

LG bis zum nächsten Bericht

Hans

P.S.: Ergebnisse, Info´s, Fotos usw. gibt es auf http://laufgemeinschaft.at/?page_id=2525
Und Gratulation wieder einmal an die Veranstalter für diesen abwechslungsreichen und ausgezeichnet organisierten Lauf!
P.P.S.: Wenn man schon in Kirchdorf ist - es gibt dort und in der näheren Umgebung einiges zu sehen! Z.B. das Stift Schlierbach mit seiner Käserei, die Schkoladenmanufaktur Bachhalm mit ihren Köstlichkeiten und Schkoladenseminaren, die Burg Altpernstein undundund ...
P.P.P.S.: Und übermorgen geht es weiter mit dem Via Natura Speedtrail in St. Lambrecht - mal sehen wie gut ich mich bis dahin erhole ... ;-)

Wo: Hauptplatz, Hauptplatz, 4560 Kirchdorf an der Krems auf Karte anzeigen
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