240 Minuten entscheiden
Vier Stunden sind es, die nach einem Schlaganfall bleiben, um eine nachhaltige Schädigung des Gehrins zu vermeiden. Ab dem Zeitpunkt des Auftretens, nicht ab dem Moment, wo man den Arzt verständigt hat. Jede Sekunde zählt also.
In seinem MINI MED-Vortrag ‚Schlaganfall - Symptome schnell erkennen und behandeln’ erklärte Prim. Univ. Prof. Dr. Dr. Michael Brainin alles Wissenswerte zum Thema. Immerhin sind es 24.000 Österreicher, die jährlich betroffen sind, meist Menschen über 75 Jahre. „Dies muss nicht sein“, so Brainin, „mit konsequenter Vorbeugung und den neuen Behandlungsmöglichkeiten lässt sich diese Zahl verbessern“. Gute Nachricht am Rande: In den letzten Jahren ist die Tendenz abnehmend. Hoher Blutdruck, Rauchen, Diabetes, erhöhtes Cholesterin, Übergewicht und Alkoholkonsum sind die Hauptrisiken. „Wenn sich regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen noch stärker durchsetzen, kann durch Früherkennung und rechtzeitige Behandlung der Symptome - vor allem bei Risikogruppen - nachhaltig etwas bewirkt werden." Brainin weiß wovon er spricht, zuletzt wurde der Leiter der Neurologischen Abteilung vom Universitätsklinikum Tulln für die Jahre 2018 - 2020 zum Präsidenten der World Stroke Organization gewählt.
Schlaganfälle werden entweder durch eine plötzlich auftretende Durchblutungsstörung im Gehirn (‚Hirninfarkt’, ca. 85% aller Fälle) oder eine Hirnblutung ausgelöst. Beim Hirninfarkt liegt ein Arterienverschluss im Gehirn vor, ausgelöst durch eine Verengung oder ein Blutgerinsel in Herz- oder Halsschlagader. Bei den angeführten Risikogruppen ist die Tendenz zur Bildung von Ablagerungen in Blutgefäßen höher. Die daraus resultierende Unterversorgung des Organs mit Sauerstoff bzw. Nährstoffen bewirkt das Absterben von Nervenzellen und Funktionsausfälle an unterschiedlichen Körperteilen. Bei der Hirnblutung, die auf ein geplatztes Gefäß im Gehirn zurückzuführen ist, zerstört das austretende Blut das Gewebe des Organs schrittweise. Die Symptome bleiben gleich.
Die bei einem Schlaganfall auftretenden Symptome dauern im Schnitt 10 Minuten und führen u.a. zu Taubheit in einem Arm oder Bein, hängendem Mundwinkel, Schwankungsschwindel mit Gehunsicherheit oder Sprachproblemen. „Dann heißt es, hartnäckig und konsequent sein. Selbst wenn Sie nicht sicher sind, ob es sich um einen Schlaganfall handelt, rufen Sie oder Ihr Partner unverzüglich Arzt oder Rettung an. Vermuten oder überlegen Sie nicht lange - die Fälle, wo sich Patienten in ihrer Diagnose geirrt haben, sind verschwindend klein", mahnt der Mediziner.
In Österreich stehen für die Intensivversorgung und Nachbehandlung zurzeit 38 'Stroke Units', Versorgungseinrichtungen, die auf die Rehabilitation von Schlaganfallpatienten spezialisiert sind, in Krankenhäusern zur Verfügung. Österreich nimmt dabei im internationalen Vergleich eine Spitzenposition ein. Wenn Sie also im ‚Falle eines Falles’ eine Rettung rufen, werden Sie innerhalb kürzester Zeit in die nächst gelegene Stroke Unit gebracht.
Im Falle eines Falles
Akuter Handlungsbedarf bei: Schwäche, Lähmung oder Taubheitsgefühl in Gesicht, Arm, Bein oder anderem Körperbereich; Störung des Sehvermögens (Sehverlust auf nur einem Auge); Schwindel und Unsicherheit beim Gehen, Gleichgewichtsverlust; Plötzlicher, ungewöhnlich starker Kopfschmerz; Sprachstörungen.
Bestehen Sie im Akutfall gegenüber Arzt oder Rettungsfahrer darauf, in die nächst gelegene Stroke Unit gebracht zu werden:
Stroke Units in Österreich
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