Flüchtlinge: Bezirke fürchten Massenherbergen
Die Angst bei den Menschen sei groß, heißt es aus der Politik – besonders seit den Vorfällen in Köln
Eigentlich sollte der Ausbau der Flüchtlingsunterkünfte in Wien rasch Gestalt annehmen. Doch in den Bezirken mehren sich die Bedenken. Vor allem gegen jene großen Unterkünfte, in denen mehrere hundert Asylwerber ein Zuhause finden sollten.
Der Grund für die Skepsis der Bezirkspolitik: die Angst der Bevölkerung. Die Silvesternacht, in der es in Köln zu sexuellen Übergriffen, auch durch Asylwerber, gekommen sein soll, hat den Ton der Diskussion weiter verschärft. „Es ist ein emotionales Thema“, sagt der Liesinger Bezirkschef Gerald Bischof (SPÖ) zur bz. „Gerade jetzt nach den Vorfällen in Köln hat noch jeder die grausigen Bilder im Kopf.“
Daher hat man in Liesing die Notbremse gezogen. In ein ehemaliges Bürogebäude hätten ab Mitte Februar bis zu 1.400 Flüchtlinge einziehen sollen. Bezirk und Fonds WIEN. Soziales Wien haben sich nun aber auf die Reduktion auf 750 Menschen geeinigt. Auch um den Anrainern entgegenzukommen, wie es heißt.
Jetzt will Bezirkschef Bischof auch beruhigen: „Bei uns werden hauptsächlich Familien einziehen. Die haben gar kein Interesse daran, irgendwen zu belästigen.“ Trotz allem seien 750 Leute eine hohe Anzahl und eine Herausforderung für den Bezirk.
Polizei „bei Bedarf“ vor Ort
Vor einer solchen steht auch Floridsdorf. Auf einem ehemaligen Betriebsstandort von Siemens soll eine Flüchtlingsunterkunft für 600 Menschen entstehen. Es werden etwa sechs Personen in einem Zimmer schlafen. Es gibt Räume für Kinderspielecken und Deutschkurse. Nach Bedarf wird die Polizei in einem eigenen Zimmer vor Ort sein.
Mit der derzeitigen Situation ist freilich keiner so recht zufrieden. „Natürlich sind kleine Einrichtungen für alle angenehmer“, sagt etwa Anita Bauer vom Fonds Soziales Wien. „Wir suchen laufend nach neuen Quartieren, aber bis genügend kleinere Einrichtungen geschaffen werden, dauert es.“ Klaus Schwertner von der Caritas: „Niemand wünscht sich Großeinrichtungen. Die Bewohner nicht, wir nicht und die Anrainer auch nicht. Aber die Alternative heißt Obdachlosigkeit.
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